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Canard Saigon (German Edition)

Canard Saigon (German Edition)

Titel: Canard Saigon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Friesenhahn
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Konferenztisch und setzte sich rechts von Marc auf einen Stuhl.
    „Emma ist mir eben begegnet. Sie schien sauer zu sein. War etwas?“
    „Ach, nur eine beschissene Raucherdiskussion“, antwortete Marc, den Blick auf den Laborbericht gerichtet. Sein missmutiger Ton signalisierte Sandra, dass er nicht darüber sprechen wollte.
    „Soll ich beginnen?“, fragte sie sachlich.
    „Ja, was hast du herausgefunden?“
    „Maricela Rodriguez war gut versichert. Sie hat Polizzen einer Haushaltsversicherung, einer Berufshaftpflichtversicherung, einer Unfallversicherung und einer kleinen Lebensversicherung. Die Versicherungssumme der Lebensversicherung beträgt 20.000 Euro. Begünstigt ist eine gewisse Joy Rodriguez, 53 Jahre alt, wohnhaft in Manila. Ich vermute, das ist eine nahe Verwandte, vielleicht ihre Mutter. Wir werden das mit der Botschaft abklären.“
    „Na ja, ein Tatmotiv lässt sich bei dieser Summe nicht herleiten“, sagte Marc nachdenklich. „Was lässt sich aus den Kontobewegungen ableiten?“
    „Vor drei Jahren hat ein Dr. Klein einmal 20.000 Euro überwiesen. Zwei Monate später erfolgte nochmals eine Überweisung, diesmal über 25.000 Euro. Die erste Transaktion erfolgte kurz nach Abschluss des Mietvertrags. Maricela Rodriguez hat mit diesem Geld ihre Wohnungseinrichtung bezahlt. Die Miete für die Wohnung beträgt 650 Euro monatlich. Und Klein überweist monatlich 700 Euro auf das Konto von Frau Rodriguez.“
    „Wird Zeit, dass wir mit dem Herrn Doktor ein Gespräch führen“, sagte Marc. „Gibt es sonst noch etwas?“
    „Maricela zahlt monatlich 200 Euro auf ein Bankkonto in Manila ein.“
    „Vermutlich an die Familie“, sagte Marc. „Das ist auch nicht außergewöhnlich. Aber überprüft bitte trotzdem, wer der Empfänger ist.“
    Marc war ein wenig enttäuscht. In den meisten Mordfällen ergab die Untersuchung der Umgebung des Opfers gute Hinweise auf den Täter. Bisher konnte er noch keine Indizien entdecken. Aber vielleicht würde die Befragung von Dr. Klein Licht ins Dunkel bringen.
    „Na ja, viel gibt das nicht her“, sagte er. „Sandra, schreib bitte die Daten der Kontobewegungen an die Pinnwand. Und jetzt schauen wir uns den Laborbericht an. Ich lese laut vor, und du schreibst relevante Erkenntnisse an die Tafel.“
    „Alles klar, Herr Oberstudienrat“, sagte Sandra mit einem verschmitzten Lächeln, während sie aufstand und zur Pinnwand trippelte.
    Marc lächelte ebenfalls. Er wusste, dass er manchmal einen belehrenden Ton anschlug, und war ihr dankbar, dass sie ihn auf charmante Art darauf aufmerksam machte.
    „Entschuldige“, murmelte Marc verlegen. Er nahm den ersten Teil der Laborberichte zur Hand. Fein säuberlich waren alle sichergestellten Gegenstände des Fundortes der Leiche aufgelistet. Daneben standen die Untersuchungsergebnisse. In der letzten Spalte wurde vermerkt, ob DNA-Spuren sichergestellt wurden.
    „Auf dem Isolierband, das übrigens Gewebeklebeband heißt, wurden keine Fingerabdrücke gefunden. Der Hersteller ist ein multinationaler Konzern, das Produkt ist in jedem Baumarkt erhältlich.“ Während Sandra die Stichworte notierte, griff Marc zum Laborbericht des Mordfalls Emine Düzel. „Bei der jungen Türkin hat der Täter ein blaues Isolierband verwendet, das bei Weitem nicht die Klebekraft des Gewebeklebebandes hat. Das Produkt ist ebenfalls handelsüblich.“
    „Wenn es derselbe Täter war, hat er gelernt und seine Methode verbessert“, sagte Sandra.
    „Wahrscheinlich! Der Plastiksack ist ein sogenannter gelber Sack aus dem Abfallbezirk Wiener Neustadt. Er weist seitlich einen halbkreisförmigen exakten Schnitt mit einem Durchmesser von 20 Zentimetern auf. An der Außenseite des Sackes sind Ölspuren vorhanden, aber keine Fingerabdrücke. Das Blut im gelben Sack stammt vom Opfer, DNA-Spuren wurden sichergestellt.“
    „Moment, da habe ich ein paar Fragen“, unterbrach Sandra. „Diese gelben Säcke dienen zur Sammlung leerer Kunststoffverpackungen, oder? Die haben wir in St. Pölten auch. Das sind doch diese Säcke?“
    „Ja“, sagte Marc und nickte. „Und die Herkunft des Sackes ist aufgedruckt. Daher wissen wir, dass er aus dem Abfallbezirk Wiener Neustadt stammt.“
    „Der Schnitt im gelben Sack diente dem Mörder als eine Art Klappe. So konnte er, mit dem Messer in der Hand, in den Sack eindringen und der armen Maricela die Kehle durchschneiden. Kann er so vorgegangen sein?“
    „Ich sehe das auch so“, antwortete Marc und nickte.

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