Canard Saigon (German Edition)
ist. Sie hat masochistische Neigungen und ermunterte ihn, sich mit ihr zu beschäftigen. Er fesselte ihre Hände mit Handschellen hinter dem Rücken und beugte sie über einen Bock. Dann nahm er sie mit harten Stößen von hinten. Als er zunehmend erregter wurde, begann er, sie zu würgen. Als ihr ganzer Körper zuckte und sie nur noch röchelte, griff ein beherzter Zuschauer ein. Er riss dem Mann die Arme auseinander und stieß ihn zurück. Die Frau rang schwer nach Luft und hatte Würgemale am Hals. Der Mann flüchtete in den Gastraum, zog sich eilig seinen Mantel an, setzte sich seinen Hut auf und rannte aus dem Lokal. Seither wurde er nie wieder gesehen. Mein Freund beschrieb den Mann als schlank und sportlich und etwa 180 Zentimeter groß. Seiner Stimme nach dürfte er älter als 30 gewesen sein. Die Frau hatte von einer Anzeige abgesehen, da sie ihre Neigung nicht öffentlich machen wollte. Ich habe mich anschließend in einigen SM-Klubs umgehört, aber keine brauchbaren Hinweise erhalten, die mit unseren Mordfällen in Zusammenhang stehen. Spät nachts habe ich dann den Sir getroffen, einen Bordellbesitzer, der auch ein SM-Etablissement betreibt. Der Sir erinnerte sich an ein Gespräch mit einem seiner Mädchen. Diana, eine Tschechin, war im März oder April des Vorjahres zu ihm gekommen und hatte ihn gefragt, ob sie bei ihm arbeiten dürfe. Sie erzählte ihm, dass sie in einer Wohnung SM-Dienste angeboten hatte. Sie stellte die Wohnung auch zwei anderen Mädchen zur Verfügung, die gelegentlich mit Freiern auftauchten. Eines Abends, nachdem sie einen Kunden verabschiedet hatte, merkte sie, dass eines der Mädchen mit einem Kunden im Folterraum zugange war. Diana hatte durch einen Wandspion in das Zimmer geschaut und war erschrocken. Der Mann hatte das Mädchen gefesselt und von hinten genommen. Dabei hatte er mit einem Messer herumgefuchtelt. Diana war sofort schreiend ins Zimmer gelaufen. Der Mann ließ darauf von dem Mädchen ab, zog sich rasch an, warf drei 200-Euro-Scheine auf den Boden und verschwand blitzartig. Dem Mädchen war nichts passiert, aber für Diana waren diese Arbeitsbedingungen zu gefährlich. Deshalb ersuchte sie den Sir, ob sie bei ihm arbeiten dürfe. Angaben zur Person des Mannes oder wer das andere Mädchen war, konnte der Sir nicht machen, da es ihn nicht interessiert hatte. Für ihn war nur wichtig, dass Diana seinen Schutz schätzte und freiwillig zu ihm kam.“
„Wo ist diese Diana jetzt?“, fragte Marc.
„Laut dem Sir arbeitet sie seit zwei Monaten im Studio United Domination in Nürnberg.“
„Die Dame müssen wir befragen“, sagte Marc. „Da fällt mir ein, Simon ist unterwegs nach München. Thomas, ruf ihn bitte an, ob er die Befragung übernehmen kann. Ansonsten müssen wir die Kollegen aus Nürnberg kontaktieren.“
„Ich habe auch Informationen“, meldete sich Johannes Schmied zu Wort. „Kurz vor der Sitzung wurden uns die DNA-Ergebnisse, betreffend Dr. Klein übermittelt. Sie ergaben eine Menge Übereinstimmungen mit den Proben aus der Wohnung von Maricela Rodriguez, aber keine Treffer bei den Spuren der beiden Mordfälle. Fritz und ich haben die Datenbanken von Interpol und Europol durchforstet. Jene Fälle, die unserem Tathergang am nächsten kommen, sind alle geklärt. Es handelt sich um zwei Männer aus Deutschland, einen aus Spanien und einen aus Kanada. Alle Täter wurden überführt und verbüßen ihre Strafen in Haftanstalten oder Anstalten für abnorme Rechtsbrecher. Der Datenabgleich mit dem FBI dauert an, Ergebnisse erwarten wir für morgen.“
„Sollten wir nicht den Jaguar des Herrn Klein beschlagnahmen und gründlich untersuchen?“, warf Martin ein.
„Bei der Beweislage und dem Staatsanwalt? Da brauchen wir mehr“, sagte Marc. Bevor er die Sitzung beendete, teilte er noch Listen mit den Namen jener Personen aus, die sich aufgrund der Medienberichte gemeldet hatten.
„Kollegen, wir gehen jeder Spur nach. Die potenziellen Zeugen sind nach ihren Wohnbezirken geordnet. Stellt euch eine sinnvolle Tour zusammen, damit wir die Befragungen schnell und effizient abarbeiten können.“
Die Ermittler murrten zwar, aber jeder wusste, dass diese mühsame Kleinarbeit zum Geschäft gehörte. Marc schloss die Sitzung und bat, während die Kollegen den Konferenzraum verließen, Emma Szinovek, zu bleiben. Er deutete mit einer Handbewegung auf einen Sessel.
„Setz dich, Emma.“
Sie nahm Platz und sah ihn an. „Was gibt es, Marc?“
Er wartete, bis der
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