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Canard Saigon (German Edition)

Canard Saigon (German Edition)

Titel: Canard Saigon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Friesenhahn
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Letzte den Raum verlassen und die Tür hinter sich geschlossen hatte.
    „Emma, ich habe eine Bitte. Ich habe am Donnerstag den neuen Direktor für öffentliche Sicherheit kennengelernt. Aber ehrlich gesagt, ich weiß nichts über ihn. Ich kenne zwar seinen Lebenslauf, aber wie er als Mensch ist, welchen Ruf er im Rechnungshof hatte, mit wem er privat verkehrt und wem er in den Arsch gekrochen ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Und du weißt, ich bin gerne gut vorbereitet, wenn ich mit Vorgesetzten zu tun habe. Du bist immer bestens informiert und hast die nötigen Kontakte. Bist du so lieb und hörst dich einmal um? Ich wäre dir unendlich dankbar.“
    Emma lächelte und sah Marc fest in die Augen. An der Art, wie sie ihn ansah, vermutete Marc, dass sie bereits wusste, worum es in dem Gespräch mit Josef Huttinger gegangen war.
    „Ich werde sehen, was ich in Erfahrung bringen kann“, sagte Emma und lächelte geheimnisvoll. „Ich hoffe, dass ich dir spätestens übermorgen einige Informationen geben kann.“
    Ohne weitere Worte hatten sie einen Pakt geschlossen, eine Art Verschwörung. Sie zwinkerte ihm zu und stand auf. „Brauchst du sonst noch etwas?“, fragte sie.
    Marc schüttelte den Kopf. „Du bist ein Schatz, Emma. Was würde ich nur ohne dich machen?“
    „Lauter Unsinn, wie unerlaubt im Konferenzraum rauchen“, sagte sie mit schelmischem Lächeln, bevor sie ebenfalls den Raum verließ.
    Marc Vanhagen packte seine Unterlagen zusammen. Er war jetzt besser gelaunt. Nicht fröhlich, aber auch nicht mehr missmutig. Die Teambesprechung hatte ihm gutgetan. Er ging in den War Room und legte die Akten auf seinen Schreibtisch. Jetzt brauchte er eine Zigarette. Auf dem Weg in den Pausenraum traf er Martin, der ihn begleitete. Marc zündete sich eine Zigarette an, und Martin öffnete das Fenster. Der Reflex eines Nichtrauchers, dachte Marc.
    „Sollten wir Dr. Klein nicht nochmals verhören?“, fragte Martin.
    „Warten wir erst auf die Dienstpläne. Wenn er zu den Tatzeiten nicht zweifelsfrei im Spital war, knöpfen wir ihn uns vor. Gedulde dich ein wenig und warte, was Fritz zustande bringt. Fahr ins Spital und hör dich weiter um. Frage nach auffälligen Patienten, ungehaltenen Angehörigen, unzufriedenen Angestellten oder gekündigtem Personal. Der Zusammenhang unserer Fälle mit diesem Spital ist augenscheinlich. Das kann mit Dr. Klein zusammenhängen, muss aber nicht. Wir dürfen uns nicht fixieren. Vielleicht findest du andere Anknüpfungspunkte.“
    „Alles klar, Marc. Und was machst du?“
    „Ich versauere langsam hier drinnen. Daher habe ich mir eine Zeugenliste geschnappt und klappere ein paar Adressen ab. Ich muss hier raus, wenngleich ich mir von diesen Zeugen nicht viel erwarte.“
    Marc drückte die Zigarette aus und ging mit Martin zurück in den War Room. Er besprach mit Christine Pinter die nächste Presseaussendung und verließ anschließend das BKA.
    Die Befragungsaktion, die sich Marc vorgenommen hatte, stand unter keinem guten Stern. Von den ersten drei Zeugen war keiner zu Hause. Die vierte Zeugin war eine alte Frau, die glaubte, ihr Nachbar, ein 66 Jahre alter Mann, sei der Mörder, weil er sie täglich beschimpfe. Der fünfte Zeuge, ein Frühpensionist, beschuldigte eine Gruppe jugendlicher Ausländer, die täglich vor einem Lokal in der nächsten Querstraße herumlungerten. Marc musste sich rassistische Hasstiraden anhören und beendete das Gespräch recht schnell. Zu allem Überfluss erwischte ihn auf dem Weg zum Auto ein Regenguss. Als er in seinen Wagen einstieg, war er tropfnass und seine Laune war wieder am Tiefpunkt. Er entschied, den Arbeitstag zu beenden und nach Hause zu fahren. Auf der Südosttangente steckte er wieder im Stau. Um sich die Zeit zu verkürzen, rief er Fritz Stainer an. Der erzählte ihm freudig, dass er die Dienstpläne der letzten sechs Jahre des Maria-Theresia-Spitals bereits auf seinem Computer habe. Und nicht nur die der Ärzte, sondern von der gesamten Belegschaft. Johannes und er seien dabei, die Daten zu filtern und jene Personen zu finden, die zu den Tatzeiten dienstfrei hatten. Die Ergebnisse sollten morgen früh zur Verfügung stehen.
    Wenigstens ein kleiner Lichtblick an diesem verschissenen Tag, dachte Marc, während er noch eine halbe Stunde lang im Schritttempo dahinkroch.
    Zu Hause angekommen, zog er sich in sein Büro zurück und surfte im Internet. Am Abend hatte er sich wieder gefangen. Er plauderte mit Freddy und den Kindern über den

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