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Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition)

Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition)

Titel: Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah-Kate Lynch
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unterzubringen.
    Die erste halbe Stunde verbrachte sie damit, auf dem Flughafenparkplatz herumzukurven, während sie die Ausfahrt suchte. Danach drückte sie eine falsche Taste an dem gemieteten Navigationsgerät, das daraufhin nur mit einer Stimme funktionieren wollte, die sich als Dermott vorstellte mit einem, wie Lily vermutete, irischen Akzent.
    Sie verstand fast nichts außer »links« und »rechts«, aber es stellte sich heraus, dass diese beiden Wörter reichten, um sie in den Norden zu lotsen auf die A1 in Richtung Firenze, was wohl Florenz sein musste, das ihrer Einschätzung nach ziemlich sicher in der Toskana lag. Also war sie in die richtige Richtung unterwegs.
    Es goss in Strömen, und die Italiener fuhren mit einer Rücksichtslosigkeit, die vermuten ließ, dass sie entweder vor rasenden Flammen flohen, die bereits an ihrer Heckstoßstange züngelten, oder dass sie zu einem geliebten Menschen preschten, der gerade seine letzten Atemzüge tat, bevor die Maschinen abgestellt wurden. Anfangs zitterte Lilys Bein auf dem Gaspedal, wenn sie vorsichtig die Spur wechselte bei der schlechten Sicht. Doch sie tat ihr Bestes, den Fahrzeugen auszuweichen, die schneller fuhren als sie, also allen.
    Aber bald bekam sie ein Gefühl für den Rhythmus der Autostrada und entspannte sich ein wenig, sodass sie ihre Umgebung betrachten konnte. Die Aussicht von der A1 eignete sich wahrscheinlich nicht als Postkartenmotiv oder als Cover für einen Liebesroman.
    Zu ihrer Linken sah sie in der Ferne Schornsteine und seltsam isolierte Ansammlungen von Industriegebäuden, die sich wie Spielbauklötze am düsteren Horizont stapelten. Wären die Reklametafeln entlang der Strecke nicht in einer fremden Sprache gewesen, hätte diese Autobahn fast überall sein können. Zu ihrer Rechten war der Eindruck aber wohl doch ein bisschen italienischer, schätzte sie. Felder, auf denen etwas Hohes und Schlankes wuchs, das im Wind und Regen schwankte, erstreckten sich, so weit das Auge reichte, bevor sie verblassten vor einer in Nebel gehüllten Bergkette.
    In Nebel gehüllte Bergketten kamen in Lilys Welt normalerweise nicht vor an einem Dienstagvormittag. Normalerweise hatte sie dienstagvormittags eine schweißtreibende Trainingsstunde im Studio mit ihrem Personal Trainer, gefolgt von einer Dusche, einem Schnittlauch-Omelett ohne Eigelb, einem grünen Tee, einer gründlichen Durchsicht unzähliger Tabellenkalkulationen und dem wöchentlichen Statistik-Meeting mit den anderen Abteilungsleitern bei Heigelmann.
    Bei dem Gedanken an ihr übliches Omelett spürte sie plötzlich Hunger, konnte sich aber nicht mit der Vorstellung anfreunden, an einer der riesigen Tankstellen anzuhalten, die scheinbar als einzige Möglichkeit in Betracht kamen. Lieber hungerte sie, als sich wieder in einer fremden Sprache abzumühen über Pestizide oder Konservierungsstoffe in den Speisen, welche auch immer zur Auswahl standen und die ihrem verwöhnten Gaumen wahrscheinlich ohnehin nicht munden würden.
    Schließlich dirigierte Dermott sie von der Autobahn in Richtung der in Nebel gehüllten Bergkette, wo klar wurde, warum die meisten Leute hier so winzige Autos fuhren: Die Straßen waren sehr schmal.
    An manchen Stellen waren sie nicht einmal breit genug, dass zwei Turnschuhe aneinander vorbeifahren konnten. In einer scharfen Kurve kam Lily kurz von der Straße ab, stieg in die Eisen und schloss die Augen, als ein uralter Bauer in einem Vehikel auf drei Rädern auf sie zugeschossen kam.
    Er verfehlte sie, aber nur um Haaresbreite.
    Sie musste dabei an einen anderen uralten Bauern denken, der die Straße mit seinem Traktor und einer bunt gescheckten Kuhherde blockiert hatte, als Daniel und sie in Maine ihre Flitterwochen verbrachten.
    Der alte Mann tuckerte damals seelenruhig die Straße entlang, ohne dass ihm bewusst war, dass Daniel und Lily hinter ihm herkrochen.
    »Ich hätte mich vorher schlaumachen sollen, welche Hupgepflogenheiten auf dem Land herrschen«, hatte Daniel gesagt. »Ich nehme an, du weißt es auch nicht?«
    Als sie dann tatsächlich auf die Hupe drückten, nahm nur eine einzige widerspenstige Kuh davon Notiz. Sie blieb stehen und starrte sie auf so einschüchternde Weise an, dass Daniel die Nerven verlor und sagte, er finde, dass die Straße eigentlich einen ganz gemütlichen Eindruck machte und sie vielleicht hierbleiben sollten, statt zu ihrem Cottage zurückzufahren. Lily musste so sehr lachen, dass sie sich fast in die Hose gemacht hätte.
    Es

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