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Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition)

Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition)

Titel: Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah-Kate Lynch
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der nutzlose Ehemann einer unglücklichen Frau, aber hier musste er das nicht sein, beziehungsweise wenigstens musste er die Traurigkeit nicht sehen. Das war auch eine Art von Urlaub. Nicht dass er seiner Frau ihre Trauer nicht gönnte, ihren Kummer. Schließlich war es auch sein Kummer. Anfangs hatten sie ihn geteilt, so wie sie all die guten Dinge in ihrem Leben geteilt hatten, die Höhepunkte, das Lachen.
    Aber Lilys Trauer hatte nach und nach alles andere von ihr eingeholt. Daniel fragte sich oft, wann die Waage umgekippt war. Er wusste, wann es angefangen hatte und wann es schlimmer geworden war, aber er konnte nicht den genauen Punkt festmachen, an dem die Trauer sie völlig aufgefressen hatte.
    Er war enttäuscht gewesen bei ihrer ersten Fehlgeburt, natürlich, aber nicht zu Tode enttäuscht. Die Vaterschaft war eine Insel, die er zwar besuchen wollte, aber ohne sicher zu sein, ob er dort bleiben wollte.
    Jeder fehlgeschlagene Versuch danach schmerzte ihn mehr und mehr, aber das war nichts verglichen mit den Folgen für Lily. Jede einzelne Tragödie schien ein Stück von ihr abzumeißeln, bis sie einer Statue ähnelte, die im Laufe der Jahrhunderte umgestaltet worden war: dasselbe Stück Stein, das schon immer dort stand, aber ein völlig anderes Bild. Kleiner. Schärfer.
    Es war nicht so, als würde sie die ganze Zeit weinen oder wäre selbstmordgefährdet oder flüchtete sich in hysterische Anfälle, obwohl er dachte, das wäre ihm vielleicht lieber, so schlecht gerüstet, wie er war, um mit dieser Art von Verhalten umzugehen. Stattdessen zog sie sich einfach zurück, die Lichter gingen aus, und es dauerte zu lange, bis er merkte, dass er im Dunkeln saß. Alleine.
    Zu diesem Zeitpunkt hatte er es bereits so schlimm vermasselt, dass er nicht mehr viel daran ändern konnte.
    Sein eigenes Handy klingelte jetzt, und als er den Namen im Display las, sank seine Stimmung. Trotzdem hob er ab und wartete, dass die Stimme am anderen Ende der Leitung fortfuhr, wo sie vor einer halben Stunde aufgehört hatte.
    »Ich habe dir doch gesagt, es ist nur für ein paar Tage«, verteidigte er sich müde, als er endlich zu Wort kam. »Ich weiß, und es tut mir leid. Ich lasse mir was einfallen. Versprochen. Ich brauche einfach ein bisschen Zeit.«
    Er lauschte eine Weile, dann nahm er sanft das Handy vom Ohr, legte es auf seinen Oberschenkel und schaltete es aus.
    Ein Kellner kam, ein Mann, der alt genug aussah, um Daniels Vater zu sein, mit einem ähnlichen Gesichtsausdruck, der an Verachtung grenzte, aber nicht ganz.
    Daniel bestellte noch einen Liter Wein und schob sein altes Ich in seine Gesäßtasche zusammen mit dem Handy. Dann fragte die blonde Frau, ob sie sich zu ihm setzen dürfe.
    Sie war nicht Lily, aber sie war nahe dran.

9
    Die Witwe Benedicti putzte normalerweise so gründlich, dass die Spinnen in ihren Netzen zu zittern begannen beim bloßen Geräusch ihres rostigen Renaults, wenn sie Alessandros Auffahrt hochknatterte.
    Dieses Mal jedoch waren die Spinnen sicher vor ihr und konnten weiter Fliegen fressen und unheimlich aussehen, weil Putzen das Letzte war, woran die Witwe Benedicti heute dachte.
    Sie schwirrte halbherzig durch die Villa und beförderte den Dreck von einer Ecke in die andere, während sie überwachte, wo sich ihr Arbeitgeber aufhielt, damit sich die Chance ergab, sein Telefon zu benutzen.
    Die Witwe Benedicti liebte Alessandro. Alle Witwen liebten ihn. Alle Frauen in Montevedova liebten ihn, wie der Zufall es wollte. Er war freundlich, attraktiv und reich.
    Noch wichtiger als das, Alessandro war außerdem ein Mann, der dafür bekannt war, dass er älteren Frauen über eine Pfütze half oder einem Kind aus dem Hochstuhl oder dass er anhielt und die Ärmel hochkrempelte, um einen abgefallenen Auspuff an einer alten Schrottkarre zu befestigen.
    Mit anderen Worten, er war ein guter und anständiger Mann. Und er hatte ein gebrochenes Herz.
    Verschiedene Mitglieder der Liga hatten ihn in den letzten paar Jahren mehrmals als potenziellen Kandidaten vorgeschlagen, der ihre Aufmerksamkeit verdiente. Aber aus irgendeinem Grund war nie die richtige Frau aufgetaucht, die man ihm in die Arme führen konnte.
    Bis heute. Die Witwe Benedicti hatte vorhin mit eigenen Augen beobachtet, dass Alessandro auf der Straße angehalten hatte, um mit einer eleganten Blondine zu reden, die genauso aussah wie Grace Kelly in Das Fenster zum Hof.
    Die Witwe Benedicti liebte Grace Kelly in Das Fenster zum Hof.
    Leider hatte

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