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Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition)

Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition)

Titel: Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah-Kate Lynch
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hieß – eine hässliche, böse Kreatur, die ihm das Leben auf der anderen Seite der Welt ruinierte.
    Etwas, nicht unähnlich der glimmenden Zornesglut einer anderen Person, züngelte plötzlich an ihr. Würde der Daniel, den sie kannte und liebte, sie so beschreiben? War es möglich, dass er sie tatsächlich so sah?
    »Ich bin Lilian Watson«, antwortete sie und zog ihren Mädchennamen aus der Tasche wie einen zerknautschten Sonnenhut, überrascht, dass ihre Stimme so fest klang, während der Rest von ihr sich anfühlte, als würde er in einem Strudel aus goldenem Staub verschwinden. »Und wer bist du?«
    »Ich bin Francesca«, antwortete das Mädchen mit herzzerreißendem Lächeln und tänzelte seitlich ein paar Schritte auf die Theke zu. »Was hast du für ein Problem?«
    Lily war perplex. Sie fuhr sich über die Wangen, um sicherzugehen, dass ihr keine Träne entwischt war, streifte ihre Haare zurück und zwang sich zu einem Lächeln.
    »Was ich für ein Problem habe? Nun, keins, von dem ich wüsste. Warum fragst du?«
    »Leute, die bei den Ferretti-Schwestern wohnen, haben normalerweise ein Problem«, antwortete Francesca. »Und normalerweise arbeiten sie nicht im Laden. Oder helfen mit den Cantucci. Hilfst du ihnen beim Cantucci -Backen? Ich glaube, das wäre ganz gut, wenn du das tust.«
    »Oh, nun, ich wohne hier nicht wirklich«, sagte Lily. »Jedenfalls nicht für lange. Und ich bin ganz sicher keine Hilfe beim Cantucci -Backen. Das sind diese Biscotti hier, richtig?«
    »Biscotti sind alle Kekse. Cantucci gibt es nur hier in der Toskana, und die Ferrettis machen die besten.«
    »Aber kauft die auch jemand?«
    Francesca zuckte mit den Achseln. »Ich glaube, das ist verboten. Die Ferrettis lassen normalerweise keine Leute in den Laden. Sie sind echt gemein. Außer man hat ein Problem. Ich bin nur reingekommen, weil ich dich gesehen habe.«
    »Mich?« Ein Anflug von Panik.
    »Ja, dich, und nicht die Ferrettis. Die sind manchmal ganz schön unheimlich, und sie haben Hände wie, wie, allora, wie Captain Hook.« Sie streckte die Finger hoch, die genauso aussahen wie die von Daniel, lang mit spitzen Knöcheln, und krümmte sie zu Klauen. »Du weißt schon, der aus Peter Pan.«
    Oh, wie sehr dies Lilys tapfer schwelende Glut schürte. Natürlich hatte Daniel seiner Tochter Peter Pan vorgelesen. Es war früher sein Lieblingsbuch, als Kind, und auch Lilys. Sie hatten unzählige Exemplare davon für die Kinder von Freunden gekauft und noch mehr für ihre eigenen imaginären Kinder.
    Francesca war gar kein Engel.
    »Du bist Tinker Bell«, sagte Lily.
    Francesca machte ein erfreutes Gesicht. »Das sind keine echten Flügel«, erwiderte sie. »Ich kann nicht fliegen.«
    »Ich liebe dieses Märchen«, sagte Lily. »Früher habe ich es immer meiner Schwester vorgelesen, als ich ungefähr in deinem Alter war. Und wir haben uns auch das Hörspiel angehört, wahrscheinlich auf dem Plattenspieler. Man durfte in dem Buch erst umblättern, wenn Tinker Bell ihr Glöckchen geläutet hat.«
    Lily fragte sich, wo diese Bücher waren, die sie für ihre eigenen Kinder gekauft hatte, ob sie sie an die Wohlfahrt weggegeben hatte – wie so vieles von den ganzen Babysachen, die sie im Laufe der Jahre gesammelt hatte –, oder ob sie noch irgendwo in der Wohnung gebunkert waren. Oder vielleicht hatte Daniel sie hierhergebracht. Würde er so was tun?
    Francesca stellte sich nun direkt an die Theke, die Nase auf einer Höhe mit der bauchigen Cantucci -Schüssel. Sie starrte in die Schüssel, dann hoch zu Lily.
    »Ich weiß nicht, was ein Plattenspieler ist. Hast du den Film im Kino gesehen?«, fragte sie. »Peter Pan?«
    Diese Augen. Daniels Augen.
    »Ich glaube, der lief noch nicht im Kino, als ich klein war.«
    »Und später?«, fragte Francesca.
    »Jetzt bin ich erwachsen und gehe eigentlich gar nicht mehr ins Kino«, sagte sie.
    Francesca wirkte enttäuscht.
    Bitte, frag mich nicht, ob ich Kinder habe, flehte Lily innerlich. Sie konnte diese Frage nicht ertragen, schon gar nicht von …
    »Aber du bist Amerikanerin?«, fragte Francesca.
    »Ja«, antwortete Lily, erpicht darauf, das Thema zu wechseln. »Was ist mit dir? Bist du von hier? Aus Montevedova?«
    »Ja, aber später gehe ich nach Amerika«, sagte Francesca und drehte ihre schmalen kleinen Hüften. »Und ich gehe alleine. Ich gehe zum Film und tanze Hiphop, und ich nehme Ernesto nicht mit.«
    »Ernesto?«, fragte Lily. Sie konnte nicht anders.
    »Mein kleiner Bruder«,

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