Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition)
Rücken schmerzte, und der süßliche Duft eines teuren Parfums in der Luft veranlasste ihn zu der Annahme, dass die blonde Frau, die er im Café kennengelernt hatte, nicht weit entfernt sein konnte.
Er konnte sich nicht erinnern, wie sie hieß oder wie sie in sein Hotelzimmer gelangt war.
Daniel schleppte normalerweise keine Frauen ab. Gerade er kannte die Gefahr, die damit einherging, und er konnte nicht glauben, dass er so etwas Widerwärtiges getan hatte mitten in diesem Chaos, in dem er sich bereits befand.
Mit knackenden Gelenken stemmte er sich hoch und warf einen verstohlenen Blick auf die Frau, die in seinem Bett völlig entspannt auf dem Rücken lag, das Laken lose um sich gewickelt, ein Arm über den Kopf gebogen. Sie schlief tief und fest und war ebenfalls größtenteils bekleidet. Bei näherer Betrachtung merkte er, dass sie älter war, als er ursprünglich gedacht hatte, älter als er. Sie hatte sich um ihren Körper nicht so gut gekümmert wie Lily um ihren, und sie hatte wahrscheinlich zu viel Zeit in der Sonne verbracht, weil ihr Hals die verräterischen Anzeichen zeigte, die man nur mit einem Rollkragen verdecken konnte. Aber sie wirkte glücklich, selbst im Schlaf.
Er wandte sich von ihr ab und schlich hinaus auf den kleinen Balkon, wo er die Tür hinter sich zuzog und eine Zigarette anzündete, während ein völlig zugedröhntes Zombie-Paar unter ihm über das Kopfsteinpflaster torkelte. Die beiden liefen im unnötigen Zickzack eine gerade Reihe von geparkten Motorrollern entlang, die den Bordstein säumten, und sackten schließlich auf der Kirchentreppe gegenüber vom Hotel zusammen wie zwei Ballons, denen die Luft ausging.
Daniel stieß einen trägen Rauchring in die frühe Morgenluft und musste an ein Paar perfekte, natürliche Brüste in Montevedova denken; ein insgesamt perfekter Körper, wenn man für so etwas empfänglich war, was offensichtlich auf ihn zutraf, wenn auch flüchtig. Jetzt, im Nachhinein betrachtet, dachte er, was ihm am besten an diesem Körper gefallen hatte, war die Ungezwungenheit, mit der die Frau, der er gehörte, sich darin bewegte. Sie mochte ihren Körper, und zwar nicht auf eine zwanghafte Art, sondern auf eine, in deren Nähe man sich wohlfühlte. Sie aß Pasta und Brot und Pizza, als würden sie bald außer Mode kommen, und verschlang Käse und Salami und all die Sachen, um die Lily einen weiten Bogen machte, weil sie Konservierungsstoffe enthielten oder Hormone oder Delfinfleisch oder irgendeinen anderen Mist, den ihr die Umweltpolizei eingeredet hatte. Er vermutete, dass es Lily in erster Linie darum ging, nicht dick zu werden. Italienische Frauen dagegen schien es nicht zu kümmern, ob sie dick wurden. Sie fanden sich mit Rundungen verführerischer, und sie hatten recht, obwohl es die »Mir doch egal, was die anderen denken«-Einstellung war, die Daniel ursprünglich so anziehend gefunden hatte.
Er drückte seine Zigarette aus. Wie konnte er so dämlich sein? Nein, schlimmer noch, so gewöhnlich? Dieses Set aus verführerischen Kurven und Unbekümmertheit hatte seine Aufmerksamkeit geweckt, als er an einem persönlichen Tiefpunkt war. Aber musste er so viel mehr bekommen? Es war so abgedroschen, dass ihm davon übel wurde.
»Hey, Danny?«, hörte er die blonde Frau im Zimmer heiser rufen. Ihr Name, Ingrid, strauchelte zurück in sein Gedächtnis, zusammen mit der peinlichen Erinnerung, dass er ihr zu viel erzählt hatte. Sie hatten nichts getan, außer zu reden, und er hatte die meiste Zeit geredet. Und das meiste getrunken. Gott, er war so ein Trottel. Ein ichbesessener, langweiliger, dämlicher Trottel. Er versuchte, sich an Ingrids Geschichte zu erinnern, daran, was sie ihm erzählt hatte. Sie war verheiratet, rekapitulierte er, mit jemandem, der auf einer Konferenz in Rom war – oder war es Mailand? –, und sie wollte schon immer Florenz besichtigen, darum war sie alleine hierhergereist, während ihr Ehemann konferierte.
»Oh, da bist du ja.« Sie lächelte, als sie ihn auf dem Balkon entdeckte.
Sie trug einen flauschigen weißen Hotelbademantel, und sie hatte sich die Haare gerichtet. Er hatte keine Ahnung, wie sie sich heute Morgen verhalten würde, wie er sich verhalten würde. Er fürchtete sich vor dem, was auch immer passieren mochte, spürte, wie die Anspannung ihn stärker verkrampfen ließ in seinem schmerzenden Rücken und den Schultern.
»Soll ich etwas beim Zimmerservice bestellen?«, fragte sie, was ein so unkomplizierter Vorschlag
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