Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition)

Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition)

Titel: Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah-Kate Lynch
Vom Netzwerk:
Gleichgewicht gebracht. Sie musste nur noch ihren Wagen finden und zurück zu Violetta kommen, um sich in die knisternde apricotfarbene Bettwäsche zu legen. Sie hatte sich darin verzettelt, einen Plan zu machen, und es war töricht gewesen, einen Schnaps auf leeren Magen zu kippen. Sie brauchte einfach Schlaf, dann würde alles wieder in Ordnung kommen.
    Als Lily das Gefühl hatte, sicher genug auf den Beinen zu stehen, verfolgte sie ihren Weg zurück und fand auf wundersame Weise ihren Wagen. Die ersten Versuche, den Schlüssel in das Schloss zu bekommen, scheiterten, aber schließlich ging die Tür auf, und sie ließ sich auf den Fahrersitz gleiten.
    Sie steckte den Schlüssel in das Zündschloss, konnte aber den Schalter für das Licht nicht finden, und während sie über dem Armaturenbrett kauerte und verschiedene Schalter und Knöpfe ausprobierte, leuchtete Dermott auf wie ein Weihnachtsbaum.
    »Bitte, ich flehe dich an, kehr das nicht auch wieder unter den Teppich«, bedrängte er sie in seinem irischen Tonfall. »Bitte, bitte, ich flehe dich an.«
    »Du willst mich wohl verarschen!«, schrie Lily und brach über dem Lenkrad zusammen, schlang die Arme darum und ließ den Kopf darauf sinken. Es war zu viel. Es war einfach alles zu viel. Alle waren gegen sie: Rose, Daniel, Carlotta, das Tiramisu und nun sogar Dermott, dem sie ihr Leben anvertraut hatte. Ihr Leben!
    »Ich dachte, du wärst mein Freund«, sagte sie zu ihm mit müder Stimme. »Du sollst doch mein Freund sein.«
    Er gab keine Antwort, aber das brauchte er auch nicht. Lily wusste, wann sie geschlagen war. Sie schloss die Augen und schlief ein.

22
    Violetta lehnte sich zurück auf ihrem Stuhl und fragte sich, ob sie jemals ihre gute Laune wiederfinden würde. Alles tat ihr weh.
    »Erzähl noch mal, was passiert ist«, sagte sie müde zu der Witwe Del Grasso.
    »Wie gesagt, Lily war im Poliziano und hatte zwei Gläser Prosecco, dann geriet sie fast dazwischen, als Signora Borsolini wieder jemanden gefeuert hat, und landete schließlich bei Alberto, genau wie geplant.«
    »Nun, wenn sie bei Alberto gelandet ist, genau wie geplant, warum wissen wir dann nicht, wo sie jetzt steckt?«
    »Ich habe so lange draußen gewartet, wie ich konnte«, antwortete die Witwe Del Grasso. »Aber dann hat sich ein natürliches Bedürfnis gemeldet. Ich war nur für einen kurzen Moment weg. Ich bin auf die Toilette im Souvenirladen, und dann muss ich wohl, nun, ich war wohl etwas durcheinander und dann, ich, dann hat sie … Früher oder später kann man es nicht mehr halten, weißt du.«
    »Ja, ja«, sagte Violetta ungeduldig, die von allen Anwesenden gerade nicht bestätigen konnte, wie früh oder spät man es nicht mehr halten konnte heutzutage. »Schon gut, Witwe Del Grasso, da kann man halt nichts machen. Aber, Witwe Mazzetti, ich frage mich, ob wir eine Regel brauchen für solche sanitären Zwischenfälle. Das wird schließlich nicht besser werden.«
    »Du und deine Regeln!«, gluckste Fiorella. »Wie wäre es mit der Regel, dass es keine weiteren Regeln mehr gibt? Ihr dürft nur Cantucci essen, ihr müsst Schwarz tragen, ihr dürft nicht auf die Toilette gehen beim Hinterherspionieren – und was noch?«
    »Man muss die wahre Liebe eines anständigen Mannes erfahren haben«, plapperte die Witwe Mazzetti dazwischen, die die Frage ernst nahm. »Das ist die erste Regel.«
    »Jau, das habe ich kapiert«, erwiderte Fiorella.
    »Um von der Arbeit der Liga zu profitieren, um sich als Calzino rotto zu qualifizieren, muss man ein gutes Herz haben und ein reines Gewissen«, fuhr die Witwe Mazzetti fort.
    »Ein reines Gewissen? Hm. Knifflig. Ja, aber verständlich.«
    »Und unsere Hilfe ist ein einmaliges Angebot«, ergänzte die Witwe Pacini. »Das ist eine ziemlich neue Regel.«
    »Und was steckt dahinter?«
    »Dahinter steckt eine bezaubernde Näherin, die wir für einen Schweinebauern aus der Region Aquaviva gefunden haben«, erklärte die Witwe Mazzetti. »Das war Ende November 1982, wenn mein Gedächtnis mich nicht trügt, und die zwei passten hervorragend zusammen. Sie wären sehr glücklich geworden, aber er hat die arme Frau verlassen, als sie krank wurde und man ihr nahelegte, in Zukunft auf Fleisch zu verzichten.«
    »Auf ärztliche Anweisung«, riefen zwei andere Witwen gleichzeitig. Sie lebten in der Angst, dass ihnen das Gleiche passieren könnte.
    »Der Bauer sagte, dass er bei bestimmten Dingen keine Kompromisse eingehen könnte«, fuhr die Witwe Mazzetti fort.

Weitere Kostenlose Bücher