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Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition)

Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition)

Titel: Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah-Kate Lynch
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»Und dazu gehörte der Verzicht auf Schweinefleisch.«
    »Er fiel sofort wieder in seine alte Traurigkeit und Einsamkeit«, fügte Luciana hinzu. »Aber er machte links und rechts und überall und jedem gegenüber, dem er begegnete, Andeutungen, dass er eine neue Frau suchte, aber eine mit besseren Verdauungsorganen. Das hat einigen Wirbel verursacht.«
    Einigen Wirbel, in der Tat. Zwei der Witwen (die zwei, die am meisten für Schweinefleisch übrig hatten, wie erwähnt werden sollte) wollten ihm eine zweite Chance geben, vier andere Witwen wollten beide erschießen, wieder vier andere wollten nur den Schweinebauern erschießen, und die große Frage, wer Liebe verdiente und wer nicht, wurde hitzig über Wochen diskutiert.
    »Das Ergebnis war«, erklärte die Witwe Mazzetti, »dass wir für eine Regel gestimmt haben, mit der festgelegt wurde, dass wir den Unglücklichen nur einmal helfen, und dass sie, wenn sie es vermasseln, danach auf sich selbst angewiesen sind.«
    »Eine separate Klausel«, fügte Violetta hinzu, »auf Lucianas Vorschlag hin, der von mir unterstützt wurde, breite Zustimmung erfuhr und als Anmerkung aufgenommen wurde, lautet, dass Liebe über allen Kompromissen steht.«
    Sie sah ihre Schwester an, die den Blick erwiderte. Sie hatten so gut wie kein zivilisiertes Wort mehr miteinander gewechselt seit ihrem Streit über die Cantucci. Genau das, was Violetta brauchte: wieder ein Kloß in der Kehle.
    »Und was, wenn sie freiwillig beschlossen hätte, kein Fleisch mehr zu essen?«, fragte Fiorella. »Ich meine die Frau von dem Schweinebauern aus Aquaviva. Hätten wir dann mehr Mitleid mit dem Bauern gehabt?«
    »Ja, natürlich«, sagte die Hälfte der Anwesenden im Raum.
    »Nein, sicher nicht«, sagte die andere Hälfte.
    Wieder drohte eine lebhafte Debatte auszubrechen, und diese nicht auf eine positive Art. Also rief Violetta die Gruppe mit einem einzigen Schrei zur Ordnung.
    »Wir dürfen alle nicht vergessen«, sagte sie in drohendem Ton, während sie vor allem Fiorella finster anblickte, »wenn eine Socke verloren geht, bleibt sie manchmal für immer verschwunden. Das ist eine Katastrophe für die Socke, die übrig bleibt. Wir haben gerade so eine Socke durch unser Netz schlüpfen lassen. Darum ist jetzt nicht die Zeit, herumzustehen und Unruhe zu provozieren und pingelig zu sein. Vielmehr ist jetzt die Zeit, die nächste Katastrophe zu verhindern.«
    Die Witwe Del Grasso nutzte die Gelegenheit, um sich heimlich zur Toilette zu schleichen und dort ausgiebig Tränen zu vergießen. Es waren ihre Augen, ihre lästigen, trüben, nachlassenden Augen. Sie hatte sich im letzten Monat auf ihre Brille gesetzt und konnte sich keine neue leisten. Die Wahrheit lautete, nach ihrem kurzen Abstecher zur Toilette hatte sie gedacht, sie würde Lily folgen, als diese Albertos Weinladen verließ. Die Witwe Del Grasso steckte praktisch schon in einer der großen Maschinen im Waschsalon auf der anderen Seite der Stadt, bevor sie merkte, dass die Person, der sie gefolgt war, in Wirklichkeit viel jünger, viel kleiner und viel rothaariger war als Lily.
    Die weiße Hose war schuld. Sie hatte einfach die weiße Hose verfolgt, und das war ihr Verderben gewesen.
    Zurück im Versammlungsraum, flog plötzlich die Tür hinter dem Taufbecken auf, und die Witwe Ciacci kam hereingestürmt, mit hochrotem Gesicht und pfeifender Lunge. Sie hatte die letzten paar Stunden damit verbracht, Alberto zu suchen, ihren Enkel, bis sie ihn schließlich nahe der Piazza grande in einem Hinterzimmer beim Pokern aufspürte. Natürlich wusste er, wo die bella Blondine hingegangen war, wie er seiner Großmutter stolz verkündete.
    »Sie ist in Castelmuzio«, berichtete sie atemlos ihren Freundinnen. »Oder in Montefollonico. Oder in Pienza.«
    »Meine Schwester wohnt in Castelmuzio«, bemerkte eine Witwe. »Ich könnte diskret ein paar Informationen einholen.«
    »Ich kenne den Bäcker in Montefollonico«, sagte eine andere. »Ich kann ihn mal anrufen.«
    »Mein Cousin ist Kellner in Pienza«, sagte die Witwe Del Grasso, als sie den Raum wieder betrat, mit geröteten Augen, aber hoffnungsvoll, dass sie einen Teil des Schadens, den sie angerichtet hatte, wiedergutmachen konnte. »Seine Frau kann manchmal ein richtiger Drache sein. Sie wird sicher etwas dagegen haben, wenn ich so spät anrufe, aber ich werde es trotzdem versuchen.«

23
    Ingrid und Daniel saßen sich gegenüber an einem Außentisch auf der Piazza della Signoria. Sie hatten beide

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