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Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition)

Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition)

Titel: Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah-Kate Lynch
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gesagt. Er wusste, dass das keine Lösung war, und er wusste ebenso, dass seine Frau, was auch immer gerade in ihr vorging, letzten Endes Brittany nicht verwehren würde, es selbst als Mutter zu versuchen.
    Er ging davon aus, dass Lily schließlich klein beigeben und hinnehmen würde, dass sie die kleine Grace in die Anwaltskanzlei brachten, damit sie sie übergeben konnten wie eine ordentlich verpackte Retoure in einem Geschäft.
    Er hatte recht. Lilys Tränen trockneten, sie packte die ganzen Babysachen zusammen, und sie fuhren in leerem Schweigen durch die Stadt zu dem hässlichen kleinen Gebäude, in dem Brittany wartete. Die Großmutter war auch da. Sie machte ein böses Gesicht und einen gefährlichen Eindruck, während Brittanys Gesicht so ausdruckslos blieb wie Milch, als sie die schlafende Grace unbeholfen auf den Arm nahm.
    »Pass auf sie auf«, sagte Lily, und das war’s dann.
    Sie stiegen in den Wagen und fuhren, wieder schweigend, direkt zum Flughafen, während sie einmal anhielten, weil Lily sich übergeben musste, und ein zweites Mal, um den Kindersitz zu entsorgen, den sie mitgebracht und zweimal benutzt hatten: einmal, um Grace vom Krankenhaus abzuholen, und das zweite Mal, um sie zurückzugeben in Gott weiß was.
    Lily steckte den Sitz sorgfältig in eine Mülltonne vor einem Schnellimbiss.
    »Den brauchen wir nicht mehr«, sagte sie, als sie wieder einstieg, und sie sagte nicht viel mehr auf der restlichen Reise. Beziehungsweise für den restlichen Tag. Oder für die darauffolgende Woche.
    Sie verstummte überhaupt. Und daran änderte sich nichts.

24
    Lily kam bei Tagesanbruch zu sich, den Abdruck des Fiat-Emblems in der Lenkradmitte auf ihrer Wange und mit einem steifen Nacken, den kein Chiropraktiker der Christenheit wieder lockern konnte, ohne ihren Kopf von den Schultern zu nehmen, von denen eine sich an ihrem Ohr verklemmt hatte.
    Ihre Blase war so voll, dass es wehtat. Lilys Mund fühlte sich von innen an wie eine Türmatte in einem Mietshaus, die nie ausgeschüttelt wurde, geschweige denn gereinigt. Selbst ihre Haare taten weh.
    Dies waren ihre momentanen körperlichen Probleme, aber es waren nicht ihre größten in dem kalten Tageslicht.
    Diese Ehre gebührte der Tatsache, dass sie so viel getrunken hatte, dass sie mit einer Dessertspeise diskutierte und eine Beziehung begonnen hatte mit ihrem GPS .
    Sie schämte sich so sehr, wie sie sich noch nie geschämt hatte, bis sie wieder das Rat-a-tat-tat hörte, als jemand an ihre Scheibe klopfte. Sie hob den Kopf und stellte mit kläglichem Entsetzen fest, dass es wieder Alessandro war, der Italiener im Leinenhemd von damals, wann immer das gewesen war, als sie in der schrecklichen, schauerlichen, scheußlichen Toskana angekommen war.
    Instinktiv riss sie Dermotts Stromquelle aus dem Zigarettenanzünder, damit er still blieb, und es gelang ihr immerhin, die Scheibe herunterzulassen ohne Zwischenfälle.
    »Sie haben also Montevedova nie gefunden«, sagte Alessandro lächelnd. »Vielleicht hätten Sie mir doch hinterherfahren sollen.«
    Lily öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber ihre Zunge klebte am Gaumen fest.
    »Vielleicht kann ich Ihnen jetzt behilflich sein?«, bot Alessandro an.
    Ihre Zunge blieb, wo sie war, während ihr Verstand versuchte, ihre Möglichkeiten abzuschlurfen.
    Sie konnte einmal mehr ihre Unabhängigkeit demonstrieren, indem sie losfuhr und Alessandro in einer Abgaswolke zurückließ. Schließlich war er ein Fremder, und sie musste ihre Würde berücksichtigen.
    Ein kurzer, aber geräuschvoller Rülpser entwich ihr.
    Lily schloss die Augen und spürte, dass sich alles drehte.
    Ihre Würde, musste sie zugeben, war momentan keine Berücksichtigung wert.
    Sie hatte keinen Plan, ein Vogelnest statt einer Frisur, und ihr ehemals kühles Äußeres war nun ausgesprochen heiß und klebrig. Sie gab auf. Dieser schöne Italiener bot ihr Hilfe an, und es war das Einfachste, sie anzunehmen.
    Sie öffnete wieder die Augen und blickte direkt in seine, während sie dieses Mal erkannte, was hinter dieser Intensität steckte, die sie bei ihrer ersten Begegnung nicht ganz hatte einschätzen können. Traurigkeit. Tief vergraben unter der glatten Oberfläche seiner olivbraunen Haut, aber in diesem Moment so offensichtlich für Lily, als wäre es eine Schaffelljacke.
    »Zufällig habe ich es gefunden, also Montevedova meine ich«, krächzte sie und rang sich ein klägliches Lächeln ab. »Aber ich fürchte, ich habe es wieder verloren. Ein

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