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Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition)

Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition)

Titel: Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah-Kate Lynch
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entdeckte.
    »Was würde ich nicht alles geben für ein eigenes kleines Mädchen«, fuhr sie fort, während sie die letzten Nüsse vom Boden in den Abfall beförderte und Luciana Platz machte, als diese ein Blech mit Cantucci -Rollen aus dem Backofen nahm. Sie waren perfekt gebacken, wenn auch ein wenig seltsam geformt.
    »Francesca«, sagte Lily weiter und kehrte geistesabwesend an den Tisch zurück, wo sie die Hände in die Mischung vor ihr tauchte, mit den Fingern knetete und langsam den neuen Haselnussvorrat untermischte, während die beiden alten Schwestern ihr zusahen.
    »Wer würde sich nicht so eine Tochter wünschen? Ich meine, sie ist perfekt. Und das absolut Verrückte daran ist, dass ich mich nicht einmal überwinden kann, ihn zu hassen, also Daniel zu hassen, weil er dieses wunderbare kleine Mädchen hat. Dabei weiß ich, dass ich ihn hassen sollte, dass ich tief im Innern einen Mordshass auf ihn haben müsste. Und hin und wieder habe ich definitiv düstere und vielleicht sogar leicht mörderische Anwandlungen, aber in erster Linie spüre ich Neid. Neid! Verstehen Sie? Das ist verrückt. Es ist erbärmlich. Das kann doch nicht normal sein. Oder?«
    Unter ihren Händen formte die Mischung sich zu einem glatten Teig, in dem runde braune Nüsse klebten.
    »Und dann ist da dieser andere Mann«, sagte sie, während Luciana begann, die gebackenen Rollen in Biscotti-große Scheiben zu schneiden, die sie auf ein anderes Backblech legte.
    »Ah, so werden also Cantucci daraus – Sie backen Sie noch einmal«, sagte Lily, während sie den Teig halbierte, den sie bearbeitet hatte, und anschließend viertelte. »Jedenfalls, dieser Mann – ich werde seinen Namen nicht erwähnen, weil Sie ihn wahrscheinlich kennen –, dieser Mann ist die Sorte Mann, von der man nur träumen kann, weil sie immer als Retter in der Not auftauchen, was er jedenfalls ständig zu tun scheint. Und wenn ich zu Ihnen ehrlich sein darf, was ich wohl sein kann, da Sie ja nichts von dem verstehen, was ich sage, ich habe noch nie einen derart hilfsbereiten Menschen getroffen, und das ist nicht einmal schlecht. Tatsächlich ist es sogar verdammt gut.«
    »Ich verstehe«, sagte Violetta, aber Lily, die nicht damit rechnete, dass die alte Frau Englisch sprach, hörte etwas anderes.
    »Ich war sogar in seinem Haus, Herrgott noch mal«, fuhr sie fort. »Ich war in seinem Haus mitten im Nichts, ohne jemandem Bescheid zu geben, und ich habe Kuchen gegessen. Der war richtig lecker.«
    »Ich kenne den Kuchen«, erwiderte die kleine alte Frau und fixierte sie mit ihren dunklen wachen Augen.
    »Sie brauchen mich nicht so anzusehen, Violetta. Es waren nur ein paar Bissen«, sagte Lily.
    »Was soll das ganze Theater um eine Crostata?«
    »Sei’s drum, sehen Sie sich das an! Hier sind Ihre Cantucci -Rollen zum Backen, und sogar recht glatt und gleichmäßig, wenn ich das sagen darf. Habe wirklich ich die so hinbekommen? Also, hören Sie, das hat richtig Spaß gemacht, und ich bin froh, dass ich helfen konnte, aber mein Haaransatz ist rausgewachsen, und zu Hause habe ich meinen Friseurtermin verpasst. Also muss ich hier einen Friseur finden, denn es macht keinen Sinn, Sie zu fragen. Nicht dass etwas daran verkehrt wäre, in einem bestimmten Alter einen Knoten zu tragen, aber ich denke, ich gehe mal runter zum Fremdenverkehrsbüro und frage, ob die mir jemanden empfehlen können. Viel Glück mit dem Endprodukt. Ciao, ciao.«
    Lily schnappte sich ihre Tasche und ließ die alten Frauen zurück in etwas, was sich anhörte wie ein aufziehender Streit erster Güte. Sie marschierte den Corso hinunter, blieb jedoch abrupt stehen, als ihr plötzlich einfiel, dass Carlotta inzwischen wieder angestellt sein könnte in der Bäckerei unten am Hügel.
    Statt das Risiko einzugehen, ihr noch einmal zu begegnen, beschloss Lily, eine der schmalen Gassen zu nehmen, die von der Hauptstraße abzweigten, hoch zur Piazza grande bis zur anderen Straße auf der gegenüberliegenden Seite des Hügels.
    So konnte sie Carlottas Bäckerei umgehen und trotzdem zum Fremdenverkehrsbüro gelangen. Allerdings war das Erste, was sie auf der Via Ricci sah, nachdem sie sich durch eine Handvoll Gassen geschlängelt hatte, ein Friseursalon, in dessen Schaufenster verblasste Bilder von blonden Achtziger-Jahre-Toupierfrisuren hingen.
    In New York ließ Lily sich alle drei Wochen für viel Geld ihren Haaransatz färben in einem Salon auf der Fifth Avenue, in dem Kaviar gereicht wurde mit eiskaltem

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