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Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition)

Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition)

Titel: Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah-Kate Lynch
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zusammen gebacken, richtig?«
    »Haferkekse? Mit Mom? Ja, richtig! Stimmt!«
    »Es ist so, Rose, ich habe ein ganz seltsames Gefühl, eine ganz seltsame halbe Erinnerung.«
    »Eine halbe Erinnerung reicht normalerweise in unserem Fall, Lily. Die Frau war ein Monster. Besonders dir gegenüber. Ein Monster. Lass die Erinnerungen ruhen.«
    »Rose, sie hatte eine Schürze. Sie war hellblau, mit kleinen gelben und malvenfarbenen Blumen und so was wie grünen Efeuranken dazwischen. Erinnerst du dich?«
    Es entstand eine lange Pause. »Nein.«
    »Bevor er sie für immer verlassen hat, Rose, bevor sie angefangen hat zu trinken und zu schlagen und …«
    »Und zu treten«, fiel Rose dazwischen. »Vergiss nicht die Tritte.«
    Lily zwinkerte, als ein winziger Schnipsel der Erinnerung in eine Ecke ihres Gedächtnisses flatterte. Er schwebte von Seite zu Seite, bevor er sich lange genug setzte, dass sie danach greifen konnte. Sie sah Roses stämmige Beinchen in Spangenschuhen auf dem Küchenstuhl stehen. Sie sah den Schemel daneben.
    »Bevor das alles passierte, Rose, hatte sie diese hellblaue Schürze mit den gelben und malvenfarbenen Blumen, und sie hat jeder von uns ihren eigenen Kochlöffel gekauft, und du hast auf einem Stuhl gestanden und ich auf einem Schemel, und wir haben mit ihr zusammen Kekse gebacken.«
    »Ich erinnere mich nicht«, flüsterte Rose.
    Lily schob die Erinnerung weg an das Eis, das klirrend im Glas landete, an das Knacken, wenn der warme Gin auf die Eiswürfel traf, auf das Klimpern der Armketten ihrer Mutter, während sie das Glas an ihre knallroten Lippen hob, wieder und wieder und wieder.
    »Bevor das alles passierte, Rose«, wiederholte sie und verschloss die Augen vor dem Schmerz, als sie an den Haaren gerissen wurde, vor den Striemen an ihren Beinen, vor den Blutergüssen an den Armen.
    »Bevor das alles passierte, hat sie mit uns Kekse gebacken. Das weiß ich noch, und sie hat gelacht und ist durch die Küche getanzt und hat uns immer wieder geküsst, Rose, und uns gesagt, wie hübsch wir sind, und sie war wunderschön. Und glücklich. Sie hat Zuckerguss gemacht, und wir durften die Schüssel auskratzen. Und ich glaube, damals hat sie uns geliebt, Rose. Ich glaube, damals hat sie uns wirklich geliebt.«
    »Ich bin verrückt nach Zuckerguss«, sagte Rose, die leise weinte. »Ich war schon immer verrückt nach Zuckerguss. Und sie muss uns zumindest gern gehabt haben. Man backt keine Kekse mit seinen Kindern, wenn man sie nicht gern hat. Das weiß ich. Die richten nämlich ein heilloses Chaos in der Küche an.«
    Lily lachte – ein unmöglich leichtes, befreites Geräusch, das ihr völlig unvertraut schien. »Wir sind ganz gut geraten, nicht wahr?«
    »Es wird alles wieder gut, Lily«, schniefte Rose vom anderen Ende der Welt. »Alles wird wieder gut.«

33
    Es war eine kleine, bedrückte Ansammlung von Witwen, die im Kellergewölbe unter der Kirche wartete, als Fiorella dort am Ende des Tages eintraf.
    »Ich habe gerade Lily in der Telefonzelle an der Piazza gesehen«, sagte sie. »Sollte sie nicht jemand beschatten?«
    »Luciana hatte einen bösen Sturz«, berichtete die Witwe Pacini mit weißem Gesicht. »Sie ist in der Mikrowelle, und Violetta ist bei ihr.«
    »Das wird ihr Ende sein«, fügte die Witwe Ercolani hinzu. »Das wird das Ende sein für beide.«
    »Was hat Lily in der Telefonzelle gemacht?«, fragte die Witwe Benedicti. »Hat sie mit Alessandro telefoniert?«
    »Das ist jetzt unwichtig«, sagte die Witwe Pacini. »Wir müssen uns um die Ferrettis Gedanken machen. Wenn sie nicht mehr aus der Mikrowelle kommen, was wird dann aus der Liga? Violetta hat immer alle wichtigen Entscheidungen getroffen, und ohne sie … nun, ich mag gar nicht daran denken.«
    »Wenigstens müssen wir jetzt nicht mehr ihre Cantucci essen«, sagte Fiorella. »Das Zeug ist knochentrocken.«
    »Wie kannst du es wagen!« Die Witwe Ciacci erhob sich zu ihrer vollen Größe von circa ein Meter fünfzig und deutete mit einem zittrigen Finger auf Fiorella. »Wie kannst du es wagen, hier anzutanzen und die Ferretti- Cantucci schlecht zu machen? Die wurden schon von Päpsten gegessen, damit du es nur weißt. Von Päpsten! Es sind die besten in der Toskana, und daran wird sich nie etwas ändern! Und wenn du das Gegenteil behauptest, während die arme Luciana an diesem schrecklichen Ort ist, von dem sie vielleicht niemals wiederkehrt, dann ist das, nun, einfach widerlich. Du solltest dich schämen. Arme Violetta. Wenn

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