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Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition)

Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition)

Titel: Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah-Kate Lynch
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sich und barg das Gesicht wieder in den Händen.
    »Ich kann Alessandro morgen für ein paar Stunden in die Stadt lotsen, sagen wir gegen Mittag«, fuhr die Witwe Benedicti fort. »Ich brauche ihn nur zu Alberto schicken, um mir einen nichtexistierenden Schnaps für meine Crostata zu besorgen. Wenn also ein paar von uns Alessandro beschatten, und ein paar andere von uns Lily beschatten, sollte es uns gelingen, die beiden zusammenzuführen, damit die Natur – und die wahre Liebe – ihren Lauf nehmen kann.«
    Benedicti wirkte zufrieden mit sich selbst. Es war gar nicht so schwer, Violetta zu vertreten. Aber die anderen Witwen wechselten skeptische Blicke.
    Wer von ihnen war heutzutage noch imstande, jemanden über längere Zeit zu beschatten?

34
    Offenbar hatte Hafermehl, oder genauer gesagt Haferflocken, es nie bis in die Hügelstädte der Toskana geschafft. Niemand in Montevedova wusste, was Lily meinte, oder kannte das italienische Wort dafür, um ihr die Suche zu erleichtern. Sie wiederum war unfähig, Hafer mit den Händen zu beschreiben. Das fing damit an, dass sie schon gar nicht wusste, wie Hafer wirklich aussah.
    Schließlich spuckte ein wenig reizvoller Supermarkt in einem Industriegebiet am Rand einer Nachbarstadt die erforderlichen Schüsseln, Messutensilien und die meisten Zutaten aus, aber keine Haferflocken.
    Immerhin kam Lily dort mit einer Engländerin ins Gespräch, die ihr erzählte, dass sie seit gut zwanzig Jahren in Italien lebte und nie etwas gefunden hatte, was auch nur annähernd Hafer ähnelte.
    »Und was nehmen Sie stattdessen?«, fragte Lily.
    »Andere Länder …«, antwortete die Engländerin lachend. »Früher habe ich Haferkleie gefrühstückt. Heute esse ich Gebäck wie alle anderen.«
    Lily überlegte, bis sie an einer skurrilen kleinen Sammlung von heruntergesetzten Einzelstücken vorbeikam, die sich in einem aufgerissenen Karton zwischen den Käsereiben und Backofenhandschuhen stapelten.
    Sie war tatsächlich in einem anderen Land, dachte Lily, während sie in der Schachtel wühlte und etwas entdeckte, das ihr ein Lächeln ins Gesicht zauberte, so breit wie das von Francesca. Sie würde eben italienische Kekse backen – mit einer amerikanischen Note.
    Zurück in der Bäckerei war von Violetta noch nichts zu sehen, nachdem sie ins Krankenhaus gefahren war, aber Lily konnte sich nicht vorstellen, dass Violetta etwas dagegen hatte, wenn sie ihre Küche benutzte. Lily beschäftigte sich damit, die Zutaten bereitzulegen, und hörte um Punkt elf Uhr die Ladenglocke in der Pasticceria bimmeln.
    Als sie hinüberging in den Verkaufsraum, stand dort eine grimmig wirkende Carlotta, die Francescas Hand umklammert hielt. Die Kleine trug zwar noch ihre löchrigen Flügel, aber ihre Haare waren gekämmt, und sie hatte ein anderes Kleid an, das ihr ein wenig zu groß war, jedoch sauber.
    Lily lächelte, aber sie war nervös, nicht so sehr wegen des Backexperiments – obwohl sie allen Grund dazu hatte –, sondern weil sie sich absichtlich so nah an die Schwester von Daniels Geliebter heranwagte.
    »Hallo, süße Maus«, sagte sie zu Francesca und setzte ihren glatten beruflichen Charme ein, um sich bei Carlotta zu bedanken, dass sie die Kleine vorbeigebracht hatte.
    Carlotta kaute an ihrer Unterlippe und sagte dann etwas zu Francesca, die mit den Schultern zuckte und Lily anblickte.
    »Sie sagt, sie weiß, wer du bist.«
    »Wie bitte?« Lily war sich nicht sicher, ob das bedeutete, dass Carlotta von Mario wusste, dass Lily die Keksbäckerin war, oder dass sie irgendwie erfahren hatte, dass Lily Daniels Frau war. »Non capito?«
    Carlotta sagte wieder etwas zu Francesca, die ungeduldig übersetzte: »Sie sagt, sie weiß, wer du bist, und dass meine Mamma sehr krank ist und dass sie keinen Ärger brauchen kann.«
    Die beiden Frauen blickten sich an, und Lily kam in den Sinn, dass das, was sie ursprünglich für Aggression gehalten hatte in Carlottas Augen, etwas weniger Bedrohliches sein könnte. Schließlich hatte sie Francesca hergebracht.
    »Sag ihr, ich will auch keinen Ärger«, entgegnete Lily. »Sag ihr, wir wollen nur ein bisschen Spaß haben und ein paar Kekse backen, und dass wir deine Mamma auf gar keinen Fall stören werden.«
    Francesca wiederholte das auf Italienisch, während Carlotta und Lily sich weiterhin anstarrten.
    Sie macht sich nur Sorgen um ihre Schwester, dachte Lily. Sie tut alles, was sie kann, um ihr zu helfen, selbst wenn das bedeutet, dass sie Francesca bei mir

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