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Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition)

Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition)

Titel: Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah-Kate Lynch
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Luciana geht, wird sie ihr bestimmt bald folgen. Und was wird dann aus uns? Was wird dann aus jeder Einzelnen von uns?« Sie brach auf einem Stuhl zusammen und verbarg das Gesicht in den Händen, während die Witwe Mazzetti zu ihr hinüberschlurfte, den Arm um sie legte und Fiorella böse anfunkelte.
    »Tut mir leid, tut mir leid, ich wollte niemanden beleidigen«, sagte Fiorella, schob die Brille auf der Nase hoch und schnupperte. »Junge, Junge, das riecht vielleicht moderig hier unten«, fügte sie als Ablenkungsmanöver hinzu.
    »Sie kann noch riechen?«, raunte eine Witwe einer anderen zu.
    »Ja, du hast recht, es riecht modrig«, sagte eine dritte.
    »Wir sollten ein paar Lufterfrischer besorgen drüben bei der jungen Frau mit den dicken Beinen und dem Damenbart«, sagte die Witwe Ciacci. »Ihr wisst schon, wen ich meine. Sie und ihre Mutter und ihre Großmutter haben alle noch ihre Männer und führen diese kleine Boutique, nach der die Engländer so verrückt sind, gleich hier um die Ecke. Die stellen alles selber her.«
    »Bitte, meine Damen!«, rief die Witwe Benedicti. »Es reicht! Gibt es was Neues von Alessandro?«
    »Ja, einiges«, antwortete Fiorella. »Lily hat nicht mit ihm telefoniert.«
    »Woher weißt du das?«, fragte die Witwe Del Grasso.
    »Ich kann Englisch«, sagte Fiorella. »Ich habe es im Internet gelernt. Und auch Deutsch.«
    »Und mit wem hat sie telefoniert?«, fragte die Witwe Benedicti.
    »Mit ihrer Schwester in Amerika«, antwortete Fiorella. »Ich glaube, die beiden hatten Krach, obwohl es ja nicht so ist, dass die Schwester mit Lilys Mann nach Neapel durchgebrannt ist oder so, aber es gab wohl ein rapprochement. Das ist übrigens französisch. Das spreche ich auch un peu.«
    »Die kann einem ganz schön auf den Wecker gehen«, raunte die Witwe Ercolani der Witwe Pacini zu und deutete auf Fiorella.
    »Das habe ich gehört«, sagte Fiorella, obwohl sie es vielmehr gesehen hatte in der reflektierenden Mattscheibe des schon lange defekten Fernsehers der Liga.
    Die Witwe Ercolani presste die Lippen zusammen.
    »Sie hat also mit ihrer Schwester in Amerika gesprochen«, fuhr die Witwe Benedicti fort. »Und was hat das mit Alessandro zu tun?«
    Nachdem Fiorella ganz deutlich gehört hatte, dass Lily von einem betrügerischen Ehemann und seiner italienischen Tochter redete, zählte sie eins und eins zusammen, was Lily und Alessandro betraf. Aber sie wusste genug, um zu wissen, dass jetzt nicht der Zeitpunkt war, ins Detail zu gehen.
    »Sie hat davon gesprochen, dass sie Cookies backen will«, sagte sie. »So nennt man in Amerika Biscotti. Das ist das englische Wort dafür. Vielleicht plant sie, den Ferrettis unter die Arme zu greifen, solange diese indisponiert sind.«
    »Indisponiert?«, schnaubte die Witwe Ercolani. »Du meinst wohl eher wegdisponiert.«
    Einmal die Zunge im Zaum zu halten war genug für Fiorella. »Wisst ihr, ihr seht das völlig falsch mit dem Krankenhaus«, sagte sie. »Ich habe letztes Jahr meine Hüfte dort machen lassen, und seht mich an.«
    Sie tanzte einen kleinen Walzer durch den Raum, der mit einem schwungvollen Kick-Ball-Change endete. »Und wisst ihr, was noch? Die Verpflegung dort war einfach köstlich. Man bekommt drei Mahlzeiten am Tag ans Bett serviert, und jede davon ist squisito.«
    »Du warst im Krankenhaus?«, fragte die Witwe Ciacci. »Und du bist wieder rausgekommen?«
    »Es ist wie in einem Vier-Sterne-Hotel«, schwärmte Fiorella. »Ich wäre gerne länger geblieben, aber die haben mich nach Hause geschickt.«
    »Hört nicht auf sie«, sagte die Witwe Ercolani. »Sie versucht nur, uns alle loszuwerden.«
    »Nun, ich kann mir durchaus vorstellen, dich loszuwerden«, erwiderte Fiorella. »Aber die anderen sind mir eigentlich ganz sympathisch.«
    Bevor es laut werden konnte, stellte die Witwe Benedicti sich in die Mitte der Gruppe und hielt beschwichtigend die Hände hoch. »Das ist doch alles unwichtig«, sagte sie. »Unsere Gedanken und Gebete – hab Erbarmen mit uns, Santa Ana di Chisa – sind momentan natürlich bei den Ferrettis, aber trotzdem dürfen wir Alessandro nicht vergessen. Wir müssen ihn so schnell wie möglich wieder mit Lily zusammenbringen. Deswegen sind wir hier. Das wäre auch im Sinne von Violetta.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher«, widersprach Fiorella, aber die Witwe Mazzetti machte ihre »Halt die Klappe«-Geste, die Witwe Ercolani ballte ihre großen Hände an den Seiten zu Fäusten, und die Witwe Ciacci bekreuzigte

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