Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition)

Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition)

Titel: Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah-Kate Lynch
Vom Netzwerk:
Café einen Tisch möglichst nah am Wasser, und Lily nahm neben ihm Platz und blickte über die spiegelglatte Oberfläche hinweg durch die Lücken zwischen den Häusern, die das Becken umringten, zu einer weiteren absurd hübschen, absolut symmetrischen Hügelstadt, die in der Ferne am Horizont thronte.
    »Das ist ein wunderschöner Flecken«, sagte sie.
    »Ja«, stimmte Alessandro zu. »Früher war ich oft mit meiner Frau hier.«
    Er roch fein, und Lily konnte nicht umhin, es zu bemerken, irgendwie frisch, nach Limonen oder etwas Exotischerem – Passionsfrucht vielleicht.
    »Es tut mir sehr leid, Alessandro«, sagte sie. »Das mit Ihrer Frau. Sie müssen sie sehr vermissen.«
    »Ja«, sagte er. »Das tu ich.«
    »Möchten Sie darüber reden?«, fragte sie.
    »Das ist kein gutes Gesprächsthema.«
    »Nun, ich bin auch nicht gerade in der Stimmung für ein gutes Gesprächsthema, falls das einen Unterschied macht.«
    Die Kellnerin kam und nahm Alessandros Bestellung auf, einen Campari, während Lily kurz zögerte – aus Angst, wieder so zu enden, dass ihr BH aus dem Ärmel herausragte –, aber dann das Gleiche nahm.
    »Wann ist sie gestorben?«, fragte sie, als sie wieder unter sich waren.
    »Vor zwei Jahren«, sagte Alessandro. »Ein bisschen länger als zwei Jahre.« Er starrte auf das Wasser und kratzte mit dem Daumennagel über den Knöchel des anderen Daumens. »Mit ihrem Herzen stimmte etwas nicht, was wir nicht wussten. Sie fuhr nach Pienza und …« Er unterbrach sich und schüttelte den Kopf. »Es ging alles sehr schnell. Sie hat nicht groß gelitten. Zumindest hat man mir das gesagt. Sie hat nicht groß gelitten.«
    Die Frau, dachte Lily, hatte den weitaus besseren Part bei der Sache. Es war ihr überlebender Ehemann, der zu leiden hatte.
    »Waren Sie lange verheiratet?«
    »Beinahe fünfundzwanzig Jahre. Wir besuchten zusammen die Schule, die Universität, wir reisten gemeinsam, wir taten alles gemeinsam.«
    »Sie reiste gerne?«
    »Ja.« Er lächelte, während die Erinnerung an glücklichere Zeiten den Verlust von ihr kurz verdrängte. »Wir sind beide gerne gereist. Zuerst durch Italien: Sizilien, Apulien, Umbrien, Venezia. Sie hat Venezia geliebt.«
    »Venezia?«
    »Venedig.«
    »Oh, dann ist die Gondel …?«
    »Ja, eine besondere Erinnerung. An den Tag, an dem ich Elisabeta gebeten habe, meine Frau zu werden.«
    »Romantisch.«
    »Ja.«
    Seine Stimmung schien sich zu verdüstern.
    »Ich bin mir sicher, Sie werden die Romantik wiederfinden«, sagte Lily so behutsam wie möglich.
    Er sah sie an. »Ich möchte ja gerne, aber das ist schwierig. Ich weiß nicht, was ich ohne meine Frau anfangen soll, wie ich ohne sie sein soll. Ich wünschte, sie wäre hier. Das wünsche ich mir oft. Nur, dass sie hier ist und alles wieder wird wie früher.«
    »Ich bin mir sicher, sie hat gewusst, wie sehr Sie sie geliebt haben«, sagte Lily. Ein Mann, der so viel für seine Frau empfand wie Alessandro, musste ihr das jede Minute gesagt haben.
    »Das ist nett, dass Sie das sagen, aber ich bin mir nicht so sicher«, erwiderte Alessandro. »Wir gehörten nicht zu denen, die sich die ganze Zeit sagen ›Oh, ich liebe dich, ich bete dich an, ich kann nicht ohne dich leben‹. Ich bin davon ausgegangen, dass sie das wusste. Aber nun wünschte ich, ich hätte es öfter gesagt, weil es die Wahrheit ist.«
    »Ich bin mir sicher, sie hat es trotzdem gewusst.«
    »Könnte ich die Zeit zurückdrehen und sie würde noch leben, würde ich es ihr jeden Tag sagen, damit sie, wenn sie mir plötzlich genommen wird, sicher sein kann …« Er wandte sich ab, weil sein Stolz ihn daran hinderte, Lily seine Tränen zu zeigen.
    Das war der Moment, in dem sie wusste, dass sie mit ihm schlafen würde.
    Sie vermutete, dass sie es bereits geahnt hatte, als sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte durch ihre nasse Scheibe auf der Straße, die nach Montevedova führte, in seinem vom Regen feuchten weißen Leinenhemd, unter dem sich seine olivbraune Haut abzeichnete.
    Sie war schließlich todunglücklich und fand in der Toskana alles verwirrend, bis auf diesen traurigen, freundlichen, einsamen Menschen, den das Schicksal ihr entschlossen in die Arme zu treiben schien. Er roch gut, und sie wollte, dass er sich besser fühlte. Sie konnte das schaffen.
    Sie lud sich selbst ein in seine Villa, und er nahm die Einladung an.
    Es hatte nichts mit Daniel zu tun, sagte sie sich, nichts mit dem, was er ihr angetan hatte, was sich vorhin zugetragen hatte. Es hatte

Weitere Kostenlose Bücher