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Capitol

Capitol

Titel: Capitol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Verzeih mir meine Vermessenheit.
    Als Herman erwachte, erkannte er: Selbst in meinen Träumen verlange ich, daß sich jeder mir unterwirft. Der Schirm zeigte noch immer das Bild seiner geschiedenen Frau. Er löschte es und wandte sich wieder Italien zu.
    Von einem Ende zum anderen wurde das ganze Reich von Revolutionen erschüttert. Sogar auf der italischen Halbinsel selbst. Herman starrte ungläubig. Erst eine Nacht war vergangen, und plötzlich waren alle Revolutionen gleichzeitig ausgebrochen.
    Dafür gab es in der ganzen Geschichte kein Beispiel. Wie konnte der Computer nur so verrückt gespielt haben? Es mußte sich um einen Funktionsfehler handeln. Viele Reiche hatten Rebellionen erlebt, aber nie, niemals so allgemein – niemals eine allumfassende Revolution. Selbst die Armee meuterte. Und die Feinde Italiens brachen wild über die Grenzen ein, um die Situation für sich zu nutzen.
    »Grey!« brüllte Herman ins Telefon. »Grey, wissen Sie was er tut?«
    »Kann ich es ändern?« fragte Grey tückisch. »Alle Spieler in meiner Belegschaft reden schon den ganzen Vormittag darüber.«
    »Wie hat er es gemacht?«
    »Hören Sie, Herman, Sie sind der Experte für die Spiele. Ich spiele ja nicht einmal, stimmt’s? Und ich habe zu tun. Haben Sie ihn übrigens getroffen?«
    »Ja.«
    »Und?«
    »Er ist mein Enkel.«
    »Ich war gespannt, ob er es Ihnen sagen würde.«
    »Sie wußten es?«
    »Natürlich«, antwortete Grey. »Und ich hatte sein psychologisches Profil. Glauben Sie, ich hätte Sie allein zu der Verabredung gehen lassen, wenn ich nicht sicher gewesen wäre, daß er Ihnen nichts antun wollte?«
    »Nichts antun? Und was ist mit diesen wandelnden Dreckhaufen, von denen er mich letzte Woche zu Brei schlagen ließ?«
    »Vergeltung, Herman, weiter nichts. Darin ist er gut.«
    »Sie sind gefeuert!« schrie Herman und schlug auf den Knopf an der Konsole, um das Gespräch zu unterbrechen. Und Stunde um Stunde schaute er grimmig zu, wie die wenigen loyalen italienischen Armee-Einheiten versuchten, mit Meuterei, Revolution und Invasion zugleich fertig zu werden. Es war unmöglich, und am späten Nachmittag waren die einzigen rosa Gebiete auf dem Globus Gallien, Iberien, Italien selbst und ein kleines eingeschlossenes Stück Polen.
    Der Computer berichtete, daß Doons Rollenperson, der Diktator Italiens, verschwunden sei und sich damit möglichen Anschlägen auf sein Leben entzogen habe. Und als Rom selbst von einer Invasionsarmee aus Nigeria und Amerika erobert wurde, wußte er, daß Niederlage und Vernichtung unvermeidlich waren. Gestern unmöglich, heute unvermeidlich.
    Dennoch kämpfte er gegen seine Verzweiflung an und schickte eine dringende Botschaft an Grey, wobei er ganz vergaß, daß er ihn am Vormittag gefeuert hatte. Grey meldete sich so ehrerbietig wie immer.
    »Bieten Sie an, Italien zu kaufen«, sagte Herman.
    »Jetzt? Das Ding liegt doch in Trümmern.«
    »Ich könnte es noch retten. Immer noch. Er müßte doch langsam zufrieden sein.«
    »Ich will es versuchen«, sagte Grey.
    Am späten Abend gab es auf der Tafel kein Rosa mehr. Die anderen Spieler und der eisern die Gesetze des öffentlichen Verhaltens beachtende Computer hatten dem Spiel nicht die Chance einer Wiedergeburt Italiens gelassen. Die Information erschien in den Statuslisten. »Iran: neuerdings unabhängig; Italien: abgebrochen; Japan: im Krieg mit China und Indien um die Beherrschung Sibiriens …« Keine besondere Mitteilung. Nichts. Italien: abgebrochen.
    Wütend ließ Herman alle Informationen, die der Computer gespeichert hatte, noch einmal abspielen. Wie hatte Doon das gemacht? Es war unmöglich. Herman erkannte nur langsam die endlosen Machenschaften, die Doon in Bewegung gesetzt hatte. Die Informationen aus dem Computer zeigten sie ihm auf. Doon hatte hier die Revolution eingedämmt, dort aber angeheizt, hier Widerstand hervorgerufen, dort beruhigend eingewirkt, so daß, als die volle Revolution losbrach, sie das ganze Reich erfaßte. Als Italiens Niederlage offenkundig war, gab es deshalb nicht die geringsten Bestrebungen, wenigstens einen Rest zu erhalten. Doon hatte den Haß genauer eingeschätzt als selbst der Computer; er hatte gründlicher zerstört, als jemals ein Mann etwas hätte errichten können. Und bei aller Verbitterung wegen der Zerstörung seines Werks erkannte Herman doch etwas Majestätisches in dem, was Doon getan hatte. Aber es war eine satanische Majestät, eine königliche Macht zu vernichten.
    »Ein großer

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