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Capitol

Capitol

Titel: Capitol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Kleinmädchenstimme.
    »Ja«, sagte er. »Wir werden unsere Wachperioden in Zukunft immer gleichzeitig nehmen.«
    »Immer ist eine lange Zeit«, sagte sie. Das war ein guter Spruch für alle Zwecke.
    »Ich meine es ernst«, sagte er. »Heirate mich. Bei der Großen Mutter, wir haben genug Geld verdient. Wir haben es nicht mehr nötig, uns all die anderen Schweine auf den Pelz rücken zu lassen. Nie wieder brauchen wir uns diese verdammten Aufzeichnungsgeräte umzuschnallen.« Und als er das sagte, streichelte er das an ihren Schenkel geschnallte Gerät.
    Arran stöhnte innerlich. Er war mit dem Spiel noch nicht fertig. Natürlich würden die Zuschauer nie erfahren, was er meinte – der Computer, der aus den Aufnahmen der Aufnahmegeräte den fertigen Streifen herstellte, war darauf programmiert, das Aufnahmegerät selbst aus dem Hologramm zu tilgen. Es kam den Zuschauern nie zu Gesicht. Und jetzt erwähnte Ham das Ding auch noch. Wollte er, daß sie einen Nervenzusammenbruch bekommen sollte? Ein schöner Freund!
    Nun, was er kann, kann ich auch. »Ich werde dich nicht heiraten«, sagte sie.
    »Bitte«, sagte er. »Siehst du denn nicht, wie sehr ich dich liebe? Glaubst du denn, daß auch nur ein einziger von diesen falschen Typen, die dafür bezahlen, daß sie dich lieben dürfen, dir auch nur einen Fetzen echtes Gefühl entgegenbringt? Für sie bedeutest du nur eine Chance, Geld zu verdienen, sich einen Namen zu machen, reich zu werden. Ich brauche kein Geld. Ich habe einen Namen. Alles, was ich will, bist du. Und alles, was ich dir geben kann, bin ich.«
    »Wie lieb«, sagte sie kalt, stand auf und ging in die Küche. Die Uhr stand auf elf dreißig. Sie hatten lange geschlafen, und sie war erleichtert. Um zwölf Uhr durfte sie den Schlafraum aufsuchen. Dann war diese Farce zu Ende. Eine halbe Stunde noch. Jetzt kam es nur noch auf einen letzen Höhepunkt an.
    »Arran«, sagte Ham, der ihr gefolgt war. »Arran, ich meine es ernst. Ich spiele jetzt keine Rolle!«
    Das ist wohl offensichtlich, dachte Arran, sagte es aber nicht.
    »Du lügst«, sagte sie unhöflich.
    Er machte ein erstauntes Gesicht. »Warum sollte ich lügen? Habe ich es dir nicht deutlich gemacht, daß ich die Wahrheit sage? Daß es hier nicht um Schauspielerei geht?«
    »Nicht um Schauspielerei«, sagte sie hohnlächelnd (aber verführerisch, verführerisch. Immer an die Rolle denken, erinnerte sie sich) und wandte ihm den Rücken zu. »Nicht um Schauspielerei. Nun, solange wir ehrlich sind und jede Heuchelei und damit auch alle Kunst über Bord werfen, werde ich es wie du machen. Weißt du, was ich von dir denke?«
    »Was?« fragte er.
    »Ich finde, dies ist der billigste und dreckigste Trick, den ich je erlebt habe. Hierherzukommen und mich mit allen Mitteln glauben zu machen, du liebtest mich, während du mich in Wirklichkeit nur ausnutzt. Du bist schlimmer als die anderen. Du bist der Schlimmste.«
    Er war entsetzt. »Ich würde dich nie ausnutzen«, sagte er.
    »Heirate mich!« lachte Arran spöttisch. »Heirate mich, sagst du, und was dann? Was würdest du tun, wenn dieses arme kleine Mädchen dich tatsächlich heiraten würde? Du würdest alle meine anderen Freunde fernhalten, alle meine anderen – ja auch meine Liebhaber. Du würdest mich zwingen, sie alle aufzugeben! Hunderte von Männern lieben mich, aber du, Hamilton, du willst mich für immer und exklusiv! Was wäre das für ein Streich, was? Niemand würde sich mehr meinen Körper betrachten dürfen«, sagte sie und bewegte ihren Körper so, daß niemand auf der Welt auch nur die geringste Lust gehabt hätte, irgendwo anders hinzuschauen. »Nur du dürftest es, und dann behauptest du, daß du mich nicht ausnutzt.«
    Hamilton trat näher an sie heran, berührte sie, versuchte, sie umzustimmen, aber sie wurde nur wütend und fluchte. »Bleib mir vom Hals!« kreischte sie.
    »Arran, das kann nicht dein Ernst sein«, sagte er leise.
    »Ich habe nie in meinem Leben etwas ernster gemeint«, sagte sie.
    Er sah ihr tief in die Augen. Und endlich sprach er wieder. »Entweder bist du so sehr Schauspielerin, daß die wahre Arran Handully verlorengegangen ist, oder es ist tatsächlich dein Ernst. In beiden Fällen habe ich hier nichts mehr zu suchen.« Und Arran schaute mit Bewunderung zu, wie Hamilton seine Kleider aufnahm, und, ohne sich die Mühe zu machen, sie anzuziehen, den Raum verließ und leise die Tür hinter sich schloß. Ein wunderschöner Abgang, dachte Arran. Ein geringerer

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