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Capitol

Capitol

Titel: Capitol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Schauspieler hätte der Versuchung kaum widerstanden, eine letzte Zeile zu deklamieren. Anders Ham – und wenn Arran jetzt richtig spielte, konnte diese groteske Szene immer noch zu einem Höhepunkt des ganzen Streifens ausgebaut werden.
    Sie spielte die Szene also. Zuerst murmelte sie vor sich hin, was für ein übler Kerl Ham doch sei, dann leitete sie zu Überlegungen über, ob er wohl je zurückkommen würde. »Hoffentlich kommt er«, sagte sie, um dann weinend auszurufen, daß sie ohne ihn nicht leben könnte. »Bitte, komm zurück, Ham«, sagte sie kläglich. »Es tut mir so leid, daß ich dich abgewiesen habe! Ich werde dich heiraten.«
    Aber dann sah sie auf die Uhr. Fast Mittag. Der großen Mutter sei Dank. »Aber es wird Zeit«, sagte sie. »Zeit in den Schlafraum zu gehen. Der Schlafraum!« Neue Hoffnung keimte in ihrer Stimme auf. »Das ist es! Ich werde in den Schlafraum gehen! Ich werde die Jahre verstreichen lassen, und wenn ich aufwache, wird er da sein und auf mich warten!« Sie schwärmte noch einige Minuten lang, warf sich den Morgenmantel über und rannte leichtfüßig die Korridore zum Schlafraum entlang.
    Im Aufzeichnungsgerät plauderte sie fröhlich mit der Frau, die es bediente. »Er wird da sein und auf mich warten«, sagte sie lächelnd. »Und alles wird wieder gut sein.« Der Schlafhelm wurde ihr aufgesetzt, und Arran redete weiter. »Sie glauben doch auch, daß es für mich noch Hoffnung gibt, nicht wahr?« fragte sie, und die Frau, deren weiche Hände ihr gerade den Helm abnahmen, antwortete: »Es gibt immer Hoffnung, Madame. Jeder hofft.«
    Arran lächelte, stand auf und ging rasch zum Schlaftisch hinüber. Sie erinnerte sich nicht daran, das je vorher getan zu haben, obwohl sie wußte, daß es der Fall gewesen sein mußte – und ihr fiel ein, daß sie sich dieses Mal nur den aufgezeichneten Streifen anzusehen brauchte, um genau zu sehen, was wirklich mit ihr geschah, wenn das Somec ihr in die Adern strömte.
    Aber weil sie sich nicht mehr daran erinnerte, auf welche Weise ihr die anderen Male das Somec verabfolgt worden war, bemerkte sie nicht den Unterschied, als der Wärter ihr vorsichtig eine Nadel nur einen Millimeter in die Haut der Handfläche stach. »Sie ist so scharf«, sagte sie, »aber ich bin froh, daß es nicht weh tut.« Und statt des scharfen Schmerzes spürte sie nur eine sanfte Müdigkeit in sich aufsteigen, und während sie einschlief, flüsterte sie Hams Namen. Sie flüsterte seinen Namen, aber heimlich verfluchte sie ihn. Er mag ein großer Schauspieler sein, sagte sie sich, aber ich sollte ihn mit dem Kopf zuerst in einen Müllschlucker stopfen, weil er mich so beschissen behandelt hat. Nun ja, im Theater verkauft man mit so was Sitzplätze. Ein Gähnen. Dann schlief sie ein.
    Es wurden noch einige weitere Minuten aufgezeichnet, während die Wärter noch einige alberne und unsinnige Aktivitäten praktizierten, um dann zurückzutreten, als sei die Schau für sie zu Ende, und Arrans nackter Leib lag noch auf dem Tisch. Das Aufzeichnungsgerät machte noch eine Großaufnahme und dann:
    Ein Summen, die Tür öffnete sich, und Triuff betrat den Raum. Sie lachte vor Freude. »Was für ein gelungener Streifen«, sagte sie, als sie das Aufnahmegerät von Arrans Schenkel abschnallte.
    Als Triuff gegangen war, stießen die Wärter die richtige Nadel in Arrans Arm, und die Hitze fuhr ihr durch die Venen. Obwohl sie schon schlief, schrie Arran auf vor Qual, und nach wenigen Minuten netzte ihr Schweiß den Tisch, auf dem sie lag. Es war häßlich, schmerzhaft, beängstigend. Es ging einfach nicht an, den Massen zu zeigen, was Somec wirklich bedeutete. Sollten sie doch an einen sanften Schlaf denken – und an süße Träume.
    Als Arran aufwachte, war ihr erster Gedanke, festzustellen, ob die Aufzeichnung tatsächlich gut war. Immerhin hatte sie sich einige Mühe gegeben – jetzt wollte sie wissen, ob Triuffs Voraussage, sie könne sich jetzt zur Ruhe setzen, stimmte.
    Sie stimmte.
    Triuff wartete schon draußen und schloß Arran gleich in die Arme. »Arran, du wirst es nicht glauben!« sagte sie und lachte brüllend. »Deine letzten drei Filme waren schon absoluter Rekord – die höchste Bruttoeinnahme aller Zeiten. Aber dieser! Dieser!«
    »Nun?« fragte Arran.
    »Mehr als dreimal soviel wie für die anderen drei zusammen!«
    Arran lächelte. »Dann kann ich mich wohl zur Ruhe setzen?«
    »Nur wenn du willst«, sagte Triuff. »Ich hab da ein paar schöne Verträge

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