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Cappuccino fatale

Cappuccino fatale

Titel: Cappuccino fatale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Corda
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daher in unserer Bildsprache lebenslustige Genießer
zeigen, meist in geselligen Gruppen, aber auch mal alleine, wie die Beispiele
auf dem nächsten Chart belegen«, fahre ich nervös fort. Dabei beobachte ich aus
den Augenwinkeln, wie Maria sich mit grimmiger Miene durch ihre Ausdrucke wühlt
und dabei versucht, bei einem schwarzen Menschen auf schwarzem Grund Lebenslust
und Kaffeegenuss zu erkennen. Paolo beobachtet sie ebenfalls und lächelt mir
amüsiert zu.
    »Sì.« Conti senior wirkt zufrieden. »Das
ist gut. Das ist unsere Kundschaft.«
    Paolo Rossi beugt sich vor. »Verzeihen Sie, Signore, aber ich muss
dazu leider korrigierend sagen: Die Menschen, die auf den Bildern gezeigt
werden, hätten wir gerne als Kundschaft, verehrter
Signor Conti.« Er dreht sich zu seinem Chef um, dem er gerade ins Wort gefallen
ist. »Unser Großhändler«, fährt er unbeirrt fort, »beliefert teilweise ganz
schön düstere Spelunken mit unseren Produkten. In solchen Bars sitzen
Herrschaften herum, die vielfach deutlich älter und dabei oftmals auch … sagen
wir, weniger lebenslustig sind, als Signorina Sommer
es uns hier darstellt.«
    »Ja, aber diese Klientel sollten wir besser nicht zeigen«, beeile
ich mich zu sagen. »Wir müssen authentische Menschengruppen darstellen, zu
denen ein jeder gehören möchte, und vor allem die sonnigen Aspekte Ihrer Kultur
und der Menschen hier zeigen. Besonders wenn Sie über die Region Neapel hinaus
verkaufen wollen.«
    »Richtig ist das aber nicht, wenn wir etwas zeigen, was wir gar
nicht sind«, muffelt Conti senior störrisch.
    »Aber darum geht es doch gar nicht, papà !«
Sein Sohn legt seine Hand auf seinen Unterarm. »Wir müssen zeigen, was wir sein wollen .«
    » Esatto , genau, Signor Conti«, springe ich
dem Junior bei, »wir müssen ein Image aufbauen. Darum
geht es hier an erster Stelle. Schließlich wollen wir den italienischen Traum
verkaufen.«
    »Italienischer Traum!«, meckert Conti senior, »Signorina, wir
verkaufen keine Träume, sondern Kaffee und das seit über sechzig Jahren!«
    »Und in Zukunft beides«, schlichtet Paolo gleichmütig den Disput.
»Apropos Kaffee«, er dreht sich zu seiner Assistentin um, die bisher stumm der
Diskussion beigesessen und fleißig mitgeschrieben hat, »ich hätte gerne einen.
Wie sieht’s mit Ihnen aus?«, fragt er in die Runde.
    Nachdem alle ihre Sonderwünsche ( doppio,
macchiato, stretto oder sonst wie) geäußert haben, verschwindet die arme
Dame ohne Namen aus dem Raum. Die Haltung zum Thema »Frauen und Beruf«
entspricht hier offenbar noch der von vor fünfzig Jahren, nur dass es damals
noch keine Kopierer, sondern lediglich Kaffeekocher gab.
    » Dunque, also«, Maria rappelt sich in
ihrem Sessel auf, »was sind nun die nächsten Schritte? Wie wollen wir fortfahren?«,
meldet sie ihren ersten Gesprächsbeitrag des Tages an, intelligenterweise, ohne
erkannt zu haben, dass ich mit meinen Ausführungen noch längst nicht durch war.
    Clever wie ein Tetrapack, die Gute, ärgere ich mich über sie.
    » Beh «, Conti junior denkt einen Moment
nach, »ich würde Ihre Überlegungen gerne noch einmal in Ruhe überdenken und mit
den beiden Herren hier zusammen mit unserem Großhändler Pienzo diskutieren.« Er
macht seinem Vater und dem schönen Paolo ein Zeichen. »Danach rufe ich Sie an,
um zu besprechen, was als Nächstes folgt.«
    Die Assistentin betritt den Raum mit einem Tablett, verteilt kleine
weiße Tassen mit Napolone-Aufdruck und setzt sich sofort wieder an ihren Platz
vor den Notizblock. Nicht einmal einen eigenen Kaffee hat sie sich zugestanden.
    Ich überlege anzumerken, dass ich gut ein Viertel meiner Folien noch
gar nicht vorgestellt habe – darunter meine Brand Essence, die ich für das Herzstück meiner Arbeit halte –, beschließe aber, die gesellige
Kaffeerunde nicht weiter mit strategischen Nebensächlichkeiten zu behelligen.
    Maria macht eine ihrer typischsten Handbewegungen und schaut auf
ihre kleine goldene Armbanduhr.
    »Signora , sind Sie in Eile?«, fragt Conti
senior freundlich, dem offenbar nichts entgeht.
    »Ja, mi dispiace tanto, es tut mir sehr
leid, Signori.« Maria lächelt in die Runde. Ich muss meinen Flieger erwischen, da
ich heute Abend in Mailand noch weitere Termine habe«, säuselt sie in ihrer
üblichen Liebenswürdigkeit.
    Wieder ärgere ich mich. Maria hat offenbar den teuren Businessflug
gebucht, der mir nicht gestattet wurde. Und das sicherlich nur, um heute Abend
ihre Freundinnen im

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