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Cappuccino fatale

Cappuccino fatale

Titel: Cappuccino fatale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Corda
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mitleidigen Blicken der eintreffenden Restaurantgäste
tapfer standzuhalten und warte auf einen neapolitanischen Wundermann. Einen
Mann, der behauptet, irgendwo im Stau zwischen hier und nirgendwo zu stehen.
Aber wer weiß? Vielleicht lässt er sich in Wirklichkeit gerade von irgendeiner
Schönheit, Sofia, Greta, Elena oder wie auch immer sie heißen mag, verwöhnen?
    Was weiß ich eigentlich von Paolo? Praktisch nichts, gestehe ich mir
ein.
    Ich muss schlucken, weil mir die Tränen kommen.
    Auf was für einen Mist habe ich mich da bloß eingelassen?
    Der Kellner eilt herbei, stellt eine Platte mit Gemüsereis samt Huhn
vor mir ab und grinst mich aufmunternd an.
    Lustlos kaue ich auf einem Stück Fleisch herum und spieße ein paar
blasse Erbsen auf die Gabel. Irgendwie ist mir der Appetit vergangen.
    Ich lege ein paar Euro auf den Tisch und schicke mich trotz des halb
vollen Tellers an zu gehen. Der kleine Asiate eilt herbei, um den Tisch abzuräumen,
säuselt etwas von » Buono? « und drückt mir zum
Abschied einen Glückskeks in die Hand.
    Den Keks öffne ich eine Stunde später, als ich endlich auf
der durchgelegenen Matratze in meinem Hotelzimmer liege. »Dein Glück ist zum
Greifen nah«, steht auf einem kleinen Papierstreifen, der in den Keks
eingebacken war.
    Ich frage mich, wie weit ich wohl noch reisen muss, um mein Glück
einfach greifen zu können, beschließe dann aber, diesen Gedanken heute lieber
nicht weiter zu vertiefen. Stattdessen verfasse ich eine kurze Nachricht an
Paolo, sage ihm, wo ich nun gelandet bin, und schlafe erschöpft ein.

16.
    Kreuzschmerzgeplagt erscheine ich am nächsten Morgen in
dem kahlen Frühstücksraum meines kleinen Etagenhotels, wo man mir das typisch
italienische Frühstück, bestehend aus Weißbrot mit Marmelade und Milchkaffee,
vorsetzt. Dazu gibt es eine grellrote süße Brühe zu trinken, die sich zwar
Fruchtsaft nennt, in ihren kühnsten Träumen jedoch keine einzige Apfelsine auch
nur von Weitem gesehen hat.
    Mit mir frühstücken sieben weitere Gäste: ein von deutschen
Grammatikregeln völlig befreites Studentenpärchen aus dem Schwabenland, zwei
australische Backpacker und drei ältere Damen aus einem der skandinavischen
Länder, deren Sprachen ich nie auseinanderhalten kann. Ich schmiere mir eine
Scheibe Brot und versuche, durch das Fenster einen Blick auf die Stadt zu
erhaschen. Mein Panorama endet jedoch bereits nach wenigen Metern an einer
Hauswand auf der Straßenseite gegenüber.
    Was für ein trostloser Ort. Was für ein Trip. Noch dazu habe ich von
dem Mann, für den ich in diese Stadt gekommen bin, heute Nacht um eins eine
ungemein aufregende SMS erhalten, in der er mich
über die nun beruhigte Verkehrslage auf der Autobahn informiert hat. Ich habe
bisher darauf verzichtet, ihm zu antworten oder gar zu fragen, wann er denn nun
ankomme. Oder ob er überhaupt kommt.
    So hänge ich meinen enttäuschten Gedanken nach und rühre in meinem
Kaffee herum.
    » Permesso? Darf ich?«, höre ich plötzlich
eine Stimme ganz nah an meinem Ohr. Ich schrecke hoch.
    Paolo lässt sich so lässig an meinem Tisch nieder, als hätten wir
uns zuletzt vor fünf Minuten gesehen. Er legt seine Hand auf meine.
    »Wo kommst du denn jetzt her?« Meine schlechte Laune ist im Nu über
Bord geworfen.
    »Ich bin gestern kurz nach zwei in Rom angekommen. Als die Autobahn
wieder frei war, habe ich die leeren Straßen genutzt«, erklärt er mir. »Wie
schade, dass du nicht in unserem Hotel warst.« Er schaut mir tief in die Augen.
    Wie auf Kommando beugen wir uns beide vor und küssen uns. Als würden
wir uns schon ewig kennen.
    Das skandinavische Geschwätz verstummt. Wir werden beobachtet.
    Als wir uns voneinander lösen, wird mir heiß und kalt. Paolo nimmt
mein Gesicht in beide Hände und mustert mich. »Endlich«, sagt er.
    »Absolut«, bestätige ich. »Zeigst du mir jetzt Rom?«, will ich nun
wissen, »oder willst du erst noch mit mir frühstücken?«
    Er schaut sich stirnrunzelnd um. Offensichtlich ist dieses Ambiente
weit unterhalb seines Niveaus. »Da hast du dir aber eine kuschelige Bleibe
ausgesucht«, stichelt er. »Pack deine Sachen und dann nichts wie raus hier.«
    Kurz darauf laufen wir gemeinsam die Via Nazionale
hinunter. Es ist ein wunderschöner, sonniger Samstagmorgen und auf den Straßen
und Gehwegen ist noch nicht viel Betrieb. Paolo hat wie selbstverständlich
meine Hand genommen und streichelt mir ab und an gedankenverloren mit dem
Daumen über den Handrücken. Ich

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