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Cappuccino fatale

Cappuccino fatale

Titel: Cappuccino fatale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Corda
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selbst, oder?« Ich muss
grinsen.
    »Genau …« Er stockt, denkt kurz nach und kneift dann wie ertappt die
Augen zusammen. »Nichtsdestotrotz«, fährt er fort, »lass dich von jemandem
warnen, der sich auskennt. Bleib schön hier bei mir und lass Neapel dort, wo es
ist. Außerdem ist die Stadt gefährlich«, fügt er trotzig hinzu, als müsste er
noch weitere Argumente hervorkramen, um mich von diesem Trip ins sichere
Unglück abzuhalten.
    »Aber er hat ihr doch sogar ein Ticket mitgeschickt. First Class!«,
versucht Ilaria es erneut.
    »Na und?« Giorgio wird langsam ungehalten. »Was hat das denn schon
zu sagen?« Dann fügt er beschwichtigt hinzu: »So einer bella
ragazza würde ich jede Woche ein Ticket schicken. Herrlich! Jede Woche
bringt mir der Himmel buchstäblich eine hübsche blonde Deutsche direkt …«
    »Es reicht, danke.« Ilaria funkelt ihn erzürnt an. »Ich bedaure,
dass es für dich stattdessen jede Woche nur eine brünette Mittvierzigerin zum
Frühstück gibt.«
    » Amorino, so war das doch gar nicht
gemeint«, kuscht Giorgio prompt, »ich wollte doch nur sagen …« Er druckst herum
und sucht nach Worten. »Das war rein theoretisch !«
    »Rein theoretisch«, ergreife ich schüchtern das Wort, »möchte er
mich vielleicht aber wirklich gerne sehen. Paolo,
meine ich jetzt.« Ich zucke mit den Schultern. »Vielleicht liegt ihm ja doch
etwas an mir«, bemerke ich hilflos. Schließlich hoffe und denke ich seit
vorgestern nichts anderes mehr.
    Ilaria legt mir eine Hand auf den Arm. »Das denke ich eben auch, tesoro . Vielleicht liegt ihm wirklich etwas an dir.« Sie wirft Giorgio einen widerspenstigen Blick zu und nippt
energisch an ihrem Espresso. »Jedenfalls«, fährt sie fort und setzt klirrend
ihre Tasse ab, »schadet es überhaupt nicht, wenn Nina hinfliegt. Würde sie es
nicht tun, wird sie sich lange Zeit die berühmte Was-wäre-gewesen-wenn-Frage
stellen. Falls es doch ein Reinfall wird: Mehr Kummer als jetzt wird sie dann
auch nicht mehr haben«, schließt sie ihre pragmatischen Überlegungen.
    »Vielleicht hast du recht.« Er schaut uns verschmitzt über den Tisch
hinweg an. »Was ist schon gegen ein süditalienisches Schäferstündchen
einzuwenden? Ich wäre der Letzte, der sich gegen so etwas wehren würde.«
    Mit zittrigen Händen hocke ich am nächsten Tag im Büro an
meinem Schreibtisch und lösche zum wohl zehnten Mal einen E-Mail-Entwurf an
Paolo.
    »Lieber Paolo, ich freue mich …«
    Nein.
    »Guten Tag, Paolo, Danke, dass Du mir …«
    Auch nicht.
    »Ich bin nicht sicher, aber vielleicht können wir ja mindestens …«
    Puh!
    Schließlich schreibe ich: »Nächstes Wochenende also in Neapel?«, und
drücke auf »Senden«.
    Ich atme tief durch, lege den Kopf in die Hände und lasse ihn auf
die Schreibtischplatte sinken.
    War das jetzt gut?
    …
    Zwei Minuten später ertönt das vertraute Pling meines Rechners.
    Eine eingehende Nachricht.
    »Meine Liebe,
    was für eine Nachricht zum Start in den Tag. Ich buche Dir sofort
ein Hotel und reserviere uns für Freitagabend einen Tisch im Blooms.
    Freue mich sehr aufs Wochenende!
    P.«

26.
    Beim Einchecken auf dem Mailänder Flughafen frage ich
mich, wie ich es geschafft habe, die Woche zu überstehen. Irgendwie habe ich
die Tage mehr schlecht als recht rumbekommen. Giorgios beschwörende Reden Abend
für Abend, bloß gut auf mich aufzupassen, seine Informationen über italienische
Gigolos im Allgemeinen und seine Meinung über Neapolitaner im Speziellen haben
ihre Wirkung nicht verfehlt: Ich bin heillos durcheinander.
    Während ich an den Sicherheitskontrollen meine Cremetuben und
Schminkutensilien in einen kleinen Gefrierbeutel umpacke und versuche, meinen
Gürtel aus den viel zu engen Hosenschlaufen zu zerren, gehe ich im Geiste noch
mal Giorgios Verhaltensregeln für Frauen, die ihr Gesicht wahren wollen, durch,
die er mir geradezu gebetsmühlenartig eingebläut hat:
    1) Keine Szenen
    2) Kein Betteln
    3) Keine Tränen
    4) Denn: Ein Mann, der nicht will, der will wirklich nicht.
    Sollte mein Vermieter mit seiner Gigolo-Annahme in Bezug
auf Paolo recht behalten, würde ich laut Giorgio mit einem souveränen, zügigen
Abgang unter Einhaltung seiner vier Regeln mehr Würde bewahren, als wenn ich
ihm lautstark und womöglich noch tränenreich die Meinung sagen würde. Ich bin
nicht sicher, ob ich diesen Rat im Fall der Fälle beherzigen werde.
    »Flüssigkeiten, Laptop, irgendwelche auf dieser Liste aufgeführten
Gegenstände im

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