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Cappuccino fatale

Cappuccino fatale

Titel: Cappuccino fatale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Corda
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Lenkrad, und schiebt sein Auto ruhig und sicher im
Schritttempo vorwärts.
    Mein Blick ruht auf seiner Rechten, die auf dem Schaltknüppel liegt,
und ich muss mich zügeln, ihn nicht zu berühren. Das Schweigen zwischen ihm und
mir inmitten dieses lauten Verkehrschaos ist geradezu absurd. Es gibt so viel
zu sagen und irgendwie ist doch alles klar.
    Paolo schaut mich an. »Hast du Hunger?«
    »Und wie«, antworte ich.
    Wir erreichen eine der Umgehungsstraßen, auf der der Verkehr endlich
etwas zügiger fließt. Nach ein paar Kilometern fährt Paolo ab und lotst uns
durch Neapels Innenstadt hinunter zum Hafen. Vor einem modernen Hochhaus biegt
er ab und fährt in die Tiefgarage.
    »Ich zeige dir heute eines der schicksten Restaurant Neapels«, sagt
er. »Das wird dir gefallen.«
    Von der Tiefgarage aus nehmen wir den Fahrstuhl in den zehnten Stock
des Gebäudes und gelangen in ein elegantes Lokal mit breiter Fensterfront und
Blick über den Hafen und den östlichen Teil der Stadt, der dort unten im
Halbdunkel schimmert.
    Ein Kellner, der Paolo gut zu kennen scheint, kommt herbeigeeilt und
führt uns an einen kleinen Ecktisch direkt am Fenster. Ein Wimpernschlag später
steht eine Flasche Champagner vor uns.
    »Na«, ich schaue mich beeindruckt um, während Paolo die Flasche
entkorkt und uns einschenkt, »den Abend hast du ja perfekt geplant.«
    »Keine Pannen mehr«, erwidert er und erhebt sein Glas. »Auf einen
schönen Abend, Nina. Ich bin sehr froh, dass du hergekommen bist.«
    Wir trinken einen Schluck und setzen schweigend unsere Gläser ab.
Ich spiele nervös mit meiner kunstvoll gefalteten Stoffserviette und schaue der
Kerze zwischen uns auf dem Tisch beim Flackern zu.
    »Nina, ich würde dir gerne noch erklären«, beginnt Paolo stockend
und sammelt imaginäre Krümel von der frischen Tischdecke.
    »Heute nicht, Paolo«, unterbreche ich ihn sanft, »die wichtigsten
Fakten kenne ich und«, ich zögere, »im Grunde geht es doch nur darum, ob ich
dir glauben kann, oder?«
    Er lacht bitter. »Ja, im Grunde hast du recht. Manchmal glaube ich
mir mittlerweile selbst nicht mehr. Ich habe einigen Menschen sehr, sehr
wehgetan in der letzten Zeit und ein paar Wochen lang ein schlimmes Doppelleben
geführt. Es gibt kaum eine Entschuldigung dafür, außer dass«, er schaut auf und
nimmt meine Hand, »das Leben manchmal andere Wege mit einem geht, als man es
selbst geplant hat.«
    Der Kellner bringt eine Platte mit Antipasti, die er zwischen uns
auf dem Tisch abstellt. Offenbar scheint Paolo die Speisefolge vorab vereinbart
zu haben, was mir ganz recht ist. In so einem edlen Lokal hätte ich die
Speisekarte wohl sowieso nicht verstanden. Nun lasse ich mir einen der Scampi
in Öl schmecken und genieße den herrlichen Blick auf die Stadt. Irgendwo da
draußen sitzt nun die verlassene Braut. Cristine? Cristina? Eine Frau, die sich
auf eine Hochzeit gefreut hat und nun plötzlich alleine dasteht.
    Meinetwegen.
    Meinetwegen?
    Es fühlt sich nicht gut an, die vielzitierte »lachende Dritte« zu
sein. Zum Lachen ist mir dabei jedenfalls nicht.
    Paolo hält immer noch meine Hand.
    »Wo ist deine Exverlobte denn jetzt?«, will ich wissen.
    Paolo schluckt über diese Frage. »Sie ist«, setzt er stockend an,
»sofort aus meiner Wohnung ausgezogen und zu ihren Eltern zurückgegangen, als
ich ihr gesagt habe, dass ich sie nicht heiraten kann.« Er schluckt erneut.
»Ich habe ihr erklärt, dass ich jemand anderen getroffen habe. Das war ein
riesiger Schock für sie. Es ist dann alles ganz schnell gegangen. Und jetzt«,
er atmet tief aus, »ist sie weg.«
    »Jemand anderen getroffen …«, wiederhole ich nachdenklich seine
Worte.
    »Hm, jemand anderen getroffen. Dich. Einen verdammt schlechten Start
habe ich mit dir hingelegt«, fügt er hinzu.
    »Och, ich fand unseren Start gar nicht so schlecht. Den in Rom,
meine ich«, necke ich grinsend bei der Erinnerung an unsere gemeinsamen Stunden
in der Ewigen Stadt.
    Paolo lacht. »Stimmt, der Kurztrip war tatsächlich nicht schlecht.«
Er wird wieder ernst. »Aber ich hätte von Anfang an mit offenen Karten spielen
müssen. Ich habe einfach die Kurve nicht gekriegt. Ich war zu feige, eine
Entscheidung zu treffen. Die Wahrheit zu sagen. Bis ich dazu gezwungen war. Es
musste wohl so kommen, wie es gekommen ist. Armer Sergio! Er ist völlig
schockiert über das, was passiert ist.«
    »Hmmm«, grummele ich nur. Wenn ich an den Moment denke, als Sergio
Conti im Meeting von Paolos Heirat gesprochen

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