Cappuccino fatale
richtig und geradezu wunderbar mit ihm an.
»Was mache ich denn jetzt mit diesem riesigen Frühstück?«,
unterbricht Paolo meine tiefgründigen Gedanken. »Von dem ganzen Zeug, das da
draußen auf dem Tisch steht, könnte ich eine Woche leben.«
»Lade alles auf ein Tablett und bringe es mir ans Bett«, befehle ich
kurzerhand, ziehe die Bettdecke bis zum Kinn herauf und schiebe mir gemütlich
zwei Kissen in den Rücken.
»Jetzt wird unser Frühstück richtig englisch, ja? Aber okay, du bist
mein Gast. Und der Gast ist König.« Paolo schwingt sich aus dem Bett und geht
langsam zur Tür.
Ich sitze da und starre wie gebannt auf seinen nackten Rücken, den
markanten, perfekt geformten Po, die muskulösen Beine und kann die Augen nicht
von ihm lassen.
In der Tür hält er plötzlich inne, dreht sich langsam zu mir um und
erwidert meinen musternden Blick mit zusammengekniffenen Augen. Ich spüre, dass
ich rot werde, und fühle mich ertappt.
»Eines noch«, sagt er andächtig und lehnt sich, wie Gott ihn schuf,
grinsend an den Türrahmen, »deinen Kaffee – wie hättest du den gerne?«
28.
Nach dem Frühstück unternehmen wir einen Spaziergang durch
Posillipo. Wir schlendern eine Panoramastraße mit fast ständigem Blick aufs
Meer entlang, kehren hier und da auf einen schnellen Espresso ein und genießen
das milde Sommerwetter. Es fühlt sich an, als wären wir auf einer Urlaubsinsel
unterwegs. Unglaublich, dass ich immer noch in derselben Stadt sein soll, durch
deren düstere, trostlose Seitengassen ich mir erst vor wenigen Stunden den Weg
zu einem Taxistand gebahnt habe.
»Soll ich dir mein Boot zeigen?«, fragt Paolo in unser entspanntes
Ferienschweigen hinein.
»Ach, ein Boot hast du auch? Du lebst ja wirklich gediegen«, necke
ich ihn überrascht.
Paolo zwinkert mir stolz zu. »Man tut, was man kann«, grinst er.
Dann führt er mich um die Ecke zu einem Wohnblock, an den sich eine
enge, steile Treppe schmiegt. Diese führt hinunter zu einem kleinen, privaten
Bootssteg. Hier liegen ein bis zwei Dutzend kleinere Boote vertäut – von
Nussschalen mit einfachem Motor bis hin zu Zweimaster-Segelschiffen.
Paolos Boot entpuppt sich als motorbetriebenes Schlauchbootgefährt
mit eleganten Holz- und Chrombeschlägen.
Ich staune beeindruckt. »Schönes Teil«, bemerke ich, »kann man damit
auch längere Strecken fahren?«
»Ja klar, das ist ein Speedboot«, gibt er zurück. »Wenn die See
ruhig ist, fahre ich damit den ganzen Golf von Neapel ab. Sogar bis rüber nach
Capri.« Er schaut aufs Meer hinaus und zurück zu mir. »Hast du Lust?«
»Auf Capri?«
»Ja.«
»Wie lange ist es bis dorthin?«
»Na, über eine Stunde werden wir schon unterwegs sein.« Paolo wiegt
den Kopf hin und her und wirft einen Blick auf seine Armbanduhr. »Hm, also
heute bei Tageslicht zurückzukommen, würden wir in der Tat nicht mehr
schaffen.«
»Deshalb kaufen wir uns da drüben auf der Insel eine Zahnbürste und
suchen uns für die Nacht ein Dach über dem Kopf, oder wie?«, will ich halb
ungläubig, halb fasziniert wissen. Paolos Abenteuerlust ist ansteckend.
»Ja, so ungefähr.« Er stemmt die Hände in die Hüften. »Willst du?«
»Und ob!« Ich bin Feuer und Flamme.
Paolo nestelt in seiner Hostentasche nach seinem Schlüsselbund und
schließt eine behelfsmäßige Klappe seines Bootes auf, die als Sperre vor
ungebetenen Eindringlingen zu fungieren scheint. Wir klettern auf den Planken
herum und bereiten unsere Expedition vor. Ich krame Rettungswesten und
Sitzpolster unter den Bänken hervor, während Paolo den Motor kontrolliert.
»Da hinten in dem Kasten«, weist er mich an, »habe ich sogar
Proviant.«
Der Bordproviant besteht aus zwei Flaschen Cola, einer goldenen Dose
Prosecco und einer Tüte Chips. Immerhin: Nach unserem üppigen Frühstück sollte
das für die nächste Stunde Fahrt ausreichen.
»Nimm dir noch eine Windjacke aus der Kiste unter der Rückbank, für
alle Fälle«, befiehlt Paolo, der halb unter der Motorkonstruktion liegt und an
ein paar Rädchen schraubt.
Ich mache es mir auf dem Sitz neben dem Steuerrad bequem. Paolo
rappelt sich auf und wischt sich die Hände an seiner Jeans ab.
»Signorina, bist du bereit?«
»Aye, aye, Captain, ich bin startklar«, gebe ich zurück und öffne
die Dose Prosecco.
»Okay, dann Abfahrt.«
Paolo startet den Motor, setzt sich neben mich ans Steuerrad und
lenkt uns langsam vom Bootssteg weg auf das offene Wasser. Schon nach wenigen
Metern bläst uns die klare,
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