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Caras Gabe

Caras Gabe

Titel: Caras Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trélov
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noch immer in Falten. „Darf ich?“, fragte er und schielte dabei auf mein Schwert.
    Ich musterte ihn einen Moment, dann zuckte ich mit den Schultern. „Nur zu.“
    Es war eine seltsame Mischung aus Freude und Wehmut mitanzusehen, wie die Begeisterung eines kleinen Jungen durch die zerfurchten Züge des Fürsten hindurchleuchtete. Zaghaft, beinahe ehrfürchtig, als handele es sich um einen zerbrechlichen Vogel, streckte er die Hand aus und berührte mit den Fingerspitzen das Heft des gläsernen Schwertes. Ich spürte, wie Sowanje eine Welle der Zuneigung aussandte.
    Randowin zuckte zurück. „Blitz und Donner“, murmelte er verblüfft. „Das ist ja …“ Er schüttelte den Kopf, als müsse er sich von einem angenehmen, doch absurden Gedanken befreien. „Blitz und Donner.“
    Ich wandte mich lächelnd von ihm ab und schaute auf die Stadt hinunter, damit Randowin sich wieder sammeln konnte. Von den Scheiterhaufen, auf denen die Priester verbrannt worden waren, gab es keine Spuren mehr. Auch konnte ich keine Obdachlosen von hier oben entdecken. Rosana hatte ganze Arbeit geleistet und den Flüchtlingen aus Gibbons Tal ein Dach über dem Kopf besorgt.
    Neben mir blies Randowin seinen Atem in die kalte Nachtluft. Er hob das Gesicht dem Himmel entgegen und lachte. Dann hob er eine Pranke und klopfte mir kräftig auf die Schulter. „Dein Vater war ein guter Mann.“
    Hätten meine Hände nicht auf der Brüstung gelegen, wo ich mich abstützen konnte, ich wäre einzig von dieser gutmütigen Geste in die Knie gegangen, davon abgesehen, dass mich seine Worte ebenso straucheln ließen.
    Der zweifellos fassungslose Ausdruck auf meinem Gesicht brachte ein Grinsen auf Randowins Züge. Er zwinkerte. „Du bist nicht die Einzige, die überraschen kann.“
    „Ihr …“, begann ich und stockte. „Ihr kanntet meinen Vater?“
    Randowin nickte schwer. „Kam in meine Halle spaziert, als würde sie ihm gehören. Wie es aussieht, hat er das Auftreten seiner Tochter vererbt.“
    Ohne dass ich es verhindern konnte, sammelten sich Tränen in meinen Augen. Ich schluckte, drängte sie zurück. Wenn ich jetzt die Kontrolle über mich verlor, würde ich als Nächstes zu den Füßen des Fürsten kauern und heulen wie ein Hund. Nur das Zittern meiner Hände und das Beben in meiner Stimme konnte ich nicht verhindern. „Erzählt mir von ihm.“
    In den Augen eines Kindes ist die Wahrheit nicht immer zuhause und tief in mir hatte ich befürchtet, dass es mein kindliches Wunschdenken gewesen war, das meinen Vater so hoch erhoben hatte, doch Randowins Worte vertrieben meine Zweifel.
    „Hat mich tatsächlich überzeugt, der Bursche“, brummte er. „Sagte, ein Priester – wie hieß der noch gleich? – sei auf seiner Seite und gemeinsam sei es ihnen gelungen, über die Hälfte der Männer in den fünf Dörfern zu überzeugen.“
    „Walum“, flüsterte ich.
    Randowin schmetterte eine Faust auf die Brüstung. „So hieß der Bursche!“ Er grinste. „Hab ihn gefragt, was ihn dazu antreibt, sein Leben und das anderer Männer zu riskieren. Man muss wissen, warum die Männer, denen man vertraut, handeln, wie sie handeln.“ Randowins massige Hand kam wieder auf meiner Schulter zum Liegen. „Da hat er gesagt, er hat eine kleine Tochter, die Cara heißt. Wollte, dass sie in einer besseren Welt aufwächst.“ Er zuckte mit den Schultern. „War ein guter Grund.“
    Randowin hielt inne, sein Blick war ernst und voller Trauer. „Die Nachricht seiner Verurteilung erreichte mich zu spät. Es tut mir leid. Ich hab deiner Mutter einige Goldtaler geschickt, damit ihr nicht zu sehr in die Abhängigkeit der Priester geratet.“
    Ich stand vollkommen steif da, während mein überforderter Geist versuchte das Gesagte zu verarbeiten. Es war der Goldtaler des Fürsten gewesen, den ich in den Brunnen geschleudert hatte. Mein Wunsch war mit seiner Münze in die Tiefe gesunken.
    „Fürst Randowin“, sagte ich mit brüchiger Stimme. „Ich schulde Euch mehr, als Ihr glaubt.“
    Der bullige Mann sah auf. „Dann ist es gut.“
    Ich wollte mich gerade zum Gehen wenden, da fasste Randowin mein Handgelenk. „Warum“, fragte er leise. „Warum tust du, was du tust?“
    Ich blickte ihm direkt in die Augen. So viele Antworten hätte ich ihm geben können, doch nur eine kam über meine Lippen. „Es ist so“, sagte ich mit einem traurigen Lächeln. „Ich kann nicht anders.“
    Randowin nickte. „So ist es.“

    Schweißgebadet, mit einem stummen Schrei auf

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