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Caras Gabe

Caras Gabe

Titel: Caras Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trélov
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wir liefen, nur dass es mir wie eine halbe Unendlichkeit vorkam, bis ich wieder etwas hören konnte. Auch der Geruch nach feuchtem Stein kehrte zurück. Ich spürte Aruns Wärme neben mir, meine Haut stach und kribbelte. Neben dem unerwarteten Ansturm auf meine Sinne überkam mich plötzlich ein Gefühl absoluter Orientierungslosigkeit. Wo war ich gewesen? Hatte ich geschlafen oder gar geträumt?
    Ich blinzelte heftig. Blind war ich noch immer.
    Abrupt blieb Arun stehen. „Halt!“
    „Was ist?“, fragte ich beunruhigt und schüttelte den Kopf. Meine Stimme hörte sich an, als wäre sie mehr in meinem Kopf als außerhalb gewesen.
    „Ich …“, der Druck von Aruns Finger um meine Hand wurde fester. „Ich kann nichts mehr sehen.“
    Er war ein Wesen der Finsternis, ein Dämon. Die Nacht wachte über ihn. Wie konnte es sein, dass Arun ebenso blind war wie ich? Ich schluckte und drückte seine Hand. Ich musste dringend etwas tun, bevor die Panik mich erfasste. Bereits jetzt konnte ich fühlen, wie sie sich um mein Herz legte und langsam zupresste.
    „Lass uns einfach weitergehen.“ Verdammt. Ich hatte zuversichtlich klingen wollen und nicht, als würde ich vor Angst schlottern. „Lurian?“
    „Noch immer bei euch“, drang seine Stimme gedämpft aus der Finsternis hinter mir. Ich spürte einen Hauch von Wärme an meiner Schulter und dann war seine Stimme plötzlich ganz nahe. „Wir sind bald da.“
    Erschrocken fuhr ich zusammen, verkniff mir nur im letzten Moment einen Schrei. Um mich zu beruhigen, atmete ich einmal tief ein, dann setzte ich mich wieder in Bewegung.
    Die Geräusche veränderten sich. Das Knirschen meiner Schuhe auf dem Steinboden wurde lauter, das Rascheln meiner Kleidung, Aruns Atem, das Klingen von Lurians Flügeln und das Klopfen meines eigenen Herzens. All das kam zurück.
    Und noch ein Geräusch, das ich mir nicht erklären konnte. Es erklang in rhythmischen Abständen, beinahe wie das Ein- und Ausatmen einer schlafenden Kreatur.
    „Wo sind wir?“, flüsterte ich. Meine Stimme hallte nicht mehr von den Wänden wider und ein kalter Lufthauch wehte mir entgegen.
    Ich fühlte mehr, als dass ich es sah, wie Lurian sich an mir und Arun vorbeischob und beide Hände vor sich hob. „Tretet zurück.“
    Arun zog mich rückwärts. Zuerst geschah nichts. Ich rieb mit der Handfläche über meinen Schwertknauf und wandte den Kopf nach allen Seiten. Schwärze umgab mich noch immer so dicht, dass ich an der Existenz meiner Augen zu zweifeln begann. Beinahe glaubte ich die Dunkelheit berühren zu können wie Wasser. So als befänden wir uns wirklich auf dem Grund eines Meeres. Ich schauderte.
    Zaghaft hob ich eine Hand und streckte sie tastend vor mich, in der bangen Erwartung, jeden Moment auf eine samtige fließende Substanz zu stoßen. Meine Brust wurde eng. War dies der Ozean aus Schwärze, von dem ich in den letzten Tagen geträumt hatte? Ich betete, dass es nicht so war.
    Ich wollte Lurian gerade fragen, was er überhaupt tat, da fingen meine Augen auf einmal ein sanftes, milchiges Glühen ein. Wie gebannt betrachtete ich den warmen Glanz. Mir war, als würde auch in meiner Seele ein Licht entzündet werden. Erleichtert atmete ich auf. Ich hatte gar nicht bemerkt, wie verkrampft ich gewesen war, doch nun trat sogar ein Lächeln auf meine Züge.
    Das Glühen breitete sich aus, ballte sich zusammen, brannte heißer, intensiver und wuchs schließlich zu einer Flamme, die in Lurians Händen ruhte. Unwillkürlich musste ich an Gibbons Tal denken. Damals hatte der Engel all die Flammen in sich aufgenommen. Ich hätte niemals geahnt, dass er sie ebenso zurückgeben konnte.
    Mit einem schauderhaften Brüllen schoss ein Feuerball aus Lurians Brust, rollte seine Arme entlang und sprang in die Luft. Wie ein einsamer Komet stieg er hoch und höher. Sein Schein wurde von den feuchten Wänden zurückgeworfen, als würden dort oben tausende Kristalle im Fels stecken, und für die Dauer eines Atemzuges hatte ich den Eindruck eines unendlich weiten Nachthimmels.
    Der Feuerball zerbarst mit einem ohrenbetäubenden Knall. Faustgroße Funken regneten auf den Boden nieder. Nur, dass es kein Boden war.
    Staunend machte ich einen Schritt nach vorne. Ein gewaltiger See bedeckte die gesamte Fläche der Höhle, so weit, dass ich das andere Ende nicht sehen konnte. Sein Wasser leckten an Lurians Füßen.
    Zischend wurde das niederfallende Feuer vom Wasser aufgenommen. Doch es erlosch nicht. Im Gegenteil. Dort, wo die

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