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Caras Gabe

Caras Gabe

Titel: Caras Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trélov
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sie und fühlte meine Hand in seiner verschwinden.
    „Nenn mich Fehr“, sagte er mit einem Schmunzeln. „Kin ist mein Familienname. Wenn mich jemand so nennt, fürchte ich immer, dass ich etwas angestellt habe und bald bestraft werde.“
    Ich konnte mir nur zu gut vorstellen, was für ein Teufelsbraten er als Kind gewesen sein musste. Ich schüttelte seine Hand kräftig. „Deine arme Mutter“, murmelte ich.
    Fehr lachte.
    Rosana klopfte ihm kräftig auf die Schultern und schob ihn ins Haus. „Oh, du hast genug angestellt, für das ich dich bestrafen könnte“, feixte sie und grinste mir verschwörerisch zu. „Und jetzt raus aus den stinkenden Klamotten!“
    Fehr musste sich tief ducken, um überhaupt durch die Tür und unter den Kräuterbündeln hindurch zu kommen. Mit einem genüsslichen Seufzer ließ er sich auf einen der ausladenden Stühle vor dem Feuer sinken.
    Rosana eilte in die Küche und kam mit einem Tablett zurück. „Hier, Cara“, sie drückte mir Brot, Fleisch und eine Flasche Gewürzwein in die Hand. „Bring das raus zu den Männern.“ Sie hielt meine Hände einen Moment und zwinkerte mir zu. „Und lass dir Zeit, ja?“
    Dann drehte sie sich um und half Fehr, sich aus seiner Uniform und den Stiefeln zu schälen. Sie rümpfte die Nase. „Uhh. Du brauchst ein Bad.“
    Fehr lachte, packte sie und trug sie aus dem Raum und durch einen Vorhang, hinter dem ich stark das Schlafzimmer vermutete. Mehr Gequietsche und Lachen wurde laut. Ich machte, dass ich aus dem Haus kam.
    Die Männer waren damit beschäftigt, die Pferde abzusatteln und trockenzureiben. Als ich in die Scheune eintrat, drehte sich einer der beiden um.
    „Ah.“ Ein erschöpftes Lächeln erschien auf seinem bärtigen Gesicht. „Ulwas, sieh mal. Rosana schickt und Essen und ein hübsches Mädchen.“
    Der andere Mann hob den Kopf über den Rücken des Pferdes, das er trockenrieb, und machte große Augen. „Hallo, meine Schöne“, raunte er und ließ seine Augenbrauen tanzen.
    Meine Mundwinkel zuckten, doch ich blieb ernst. „Tut mir leid“, sagte ich und stellte das Tablett auf dem Boden ab. „Sie schickt euch nur Essen.“ Damit drehte ich mich um und floh aus der Scheune, begleitet von enttäuschten Rufen und Ulwas Versicherung, dass ich ihm das Herz gebrochen hatte.
    Ich verdrehte die Augen und marschierte zurück zum Haus. An der Tür fiel es mir wieder ein. Da wollte ich jetzt eigentlich nicht hineingehen. Unschlüssig drehte ich mich im Kreis. Mein Blick blieb am Wald hängen. Es war zwar kalt und nass und die Dunkelheit kroch bereits durch die Bäume und über den Himmel, doch im Moment gab es keinen anderen Ort, an dem ich sein wollte.
    Welke Blätter raschelten unter meinen Schritten. Bis auf ein paar Stellen, die von hellem Moos oder Gras bewachsen waren, bedeckten sie hier den gesamten Boden. Ich lief durch den ungewöhnlichen Wald, bis ich einen umgestürzten Baum fand, der einigermaßen trocken war. Dort setzte ich mich, stützte das Gesicht in die Hände und starrte blicklos in die heranschleichende Nacht.
    Amseln hopsten durchs Gebüsch neben mir, durchwühlten den Blätterboden auf der Suche nach Würmern und Insekten. Irgendwo hinter mir knarrten die feuchten Stämme zweier Bäume. Wind kam auf. Ich schaute zum Himmel und sah Gewitterwolken heranziehen. Vielleicht würde es auch hier endlich schneien. Ich rang mir ein Lächeln ab. Dann würde ich zweimal den ersten Schnee erleben.
    Meine Gedanken wanderten zurück zu Rosanas Haus und das Lächeln schmolz von meinem Gesicht. Ich versuchte, mir eine Person wie Fehr in meinem Dorf vorzustellen, oder jemanden wie Rosana. Es misslang kläglich. Diese Menschen gingen so offen und unbeschwert miteinander um. Das wäre in meinem Dorf undenkbar gewesen. Ich senkte den Kopf in meine Hände und meine Gedanken wanderten auf dunklen Pfaden.
    Ein leichter Wind kitzelte meinen Nacken. Im nächsten Moment legte sich der Umhang meines Vaters um meine Schultern. Ich fasste danach, zog ihn enger um mich und atmete den vertrauten Geruch ein.
    Die Nacht enthüllte den Dämon vor meinen Augen. Ich erhob mich und vertrieb die letzten Fetzen der Finsternis, die sich an ihn schmiegten, mit den Fingern.
    „Du grübelst“, sagte Arun und schaute mir forschend ins Gesicht. „Worüber?“
    Ich schaute zur Seite und zuckte mit den Schultern.
    Er trat näher heran und hob mein Kinn sanft an. „Cara“, sagte er leise. Seine tiefe Stimme war wie Balsam auf meiner Haut. „Du musst dich

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