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Caras Schatten

Caras Schatten

Titel: Caras Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Woods
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Berührung ließ Cara aus ihrer Trance erwachen. Ein Grinsen breitete sich über ihr Gesicht. Sie fiel Zoe um den Hals. »Oh Gott, es tut mir leid! Natürlich bin ich froh, dich zu sehen! Ich war nur so überrascht, das ist alles.« Cara drückte Zoes Schultern. »Wow, bist du dünn! Ich kann deine Knochen fühlen.«
    Ein klägliches Lächeln umspielte Zoes Lippen. »Ja. Zu Hause war es in letzter Zeit ziemlich hart. Aber jetzt hab ich alles geklärt.« Die beiden ließen sich auf Caras Bett sinken.
    Cara nahm Zoes Hand. »Was meinst du damit, du hast alles geklärt? Was war denn los? Erzähl mir davon.« Cara blickte ihrer Freundin tief in die Augen. Sie sahen noch genauso aus wie früher, von den dunklen Vertiefungen darunter einmal abgesehen. Zwei unerschöpfliche Seen aus Amethyst.
    Zoe schluckte und starrte auf ihre verschlungenen Hände. »Car … Es geht um meinen Stiefvater.« Ihre Stimme war so leise, dass Cara sich vorbeugen musste, um sie zu verstehen.
    »Oh Gott, etwa immer noch? Dieser Mistkerl.« Obwohl sie Zoes Stiefvater nie begegnet war, kam es ihr aufgrund der jahrelangen Beschreibungen so vor, als würde sie ihn persönlich kennen. Sein glattes, dunkles Haar, seine großen, brutalen Hände.
    Zoe schniefte leise und fuhr sich mit dem Handrücken unter der Nase entlang. »Er ist wieder in mein Zimmer gekommen … so wie früher … und …« Sie blickte auf. Ihre Augen wirkten riesig – von unvergossenen Tränen vergrößert. »Ich bin abgehauen. Ich wusste nicht, wo ich sonst hätte hingehen sollen.«
    »Ich bin froh, dass du’s getan hast!« Cara legte ihrer Freundin einen Arm um die Schultern. »Wie bist du überhaupt hierhergekommen?«
    »Per Anhalter. Hat ’ne Weile gedauert, bis mich auf der Interstate jemand mitnehmen wollte. Aber irgendwann hat dieser Lkw-Fahrer angehalten. Der war auch furchtbar …« Sie schüttelte den Kopf, als wollte sie die Erinnerung verdrängen. Dann sah sie Cara eindringlich an. »Hör zu, Car, du musst mir einen Riesengefallen tun. Kann ich für ein paar Tage hierbleiben? Nur, bis ich mir was anderes überlegt habe. Bitte!« Ihre Augen flehten sie an. »Ich hab an der Tankstelle eine Zeitung gesehen, mit meinem Bild drin. Meine Mutter hat der Polizei anscheinend mitgeteilt, dass ich abgehauen bin. Wenn die mich finden, bringen sie mich sofort wieder zurück – und dann gibt’s erst richtig Ärger.«
    »Nein!« Cara stockte der Atem bei dem Gedanken, Zoe erneut zu verlieren. Sie umarmte ihre Freundin und drückte ihren zarten Körper fest an sich. Sie konnte spüren, wie sich Zoes Brust hob und senkte. »Aber was ist mit meinen Eltern? Wenn die was mitkriegen, rufen sie doch sofort deine Eltern an. Die sind schließlich Anwälte.«
    Zoe nickte. »Ich weiß, daran hab ich auch schon gedacht. Wie wär’s, wenn ich mich ganz einfach in deinem Zimmer verstecke? Ich geh nicht raus, ich mache keinen Mucks. Niemand wird merken, dass ich hier drin bin. Du musst mir nur ab und zu was zu essen bringen …«
    »Wir könnten zusammen abhängen, quatschen …« Cara war mit einem Mal ganz aufgeregt. »Und die arbeiten eh rund um die Uhr.« Sie sprang vom Bett auf. »Zo, du hast ja keine Ahnung, wie gut sich das gerade trifft. Ich kann im Moment echt eine Freundin gebrauchen.«
    »Ich weiß. Ich hab’s irgendwie gespürt.« Zoe stand ebenfalls auf und zog Cara an sich. Eine Zeit lang blieben sie einfach so im Raum stehen, die Arme eng umeinander geschlungen. Cara fühlte Zoes Herzschlag im Rhythmus mit ihrem eigenen. Dann wich Zoe zurück, ein breites Grinsen auf dem Gesicht. »Also, ich will alles wissen, was du in den letzten sieben Jahren so erlebt hast. Jedes kleinste Detail!«
    Cara ließ die Arme sinken und rieb sich die Augen. »Nicht hier. Ich weiß einen besseren Ort.« Sie führte Zoe zum Fenster und schob die Scheibe und das Fliegengitter hoch. Dann kletterte sie auf das Vordach, das sich direkt unter ihrem Fenster befand und den seitlichen Garten überblickte. Zoe folgte ihr. Sie setzten sich auf die rauen Schindeln, die von der Sonne des Tages noch warm waren. Beide lehnten sich mit dem Rücken bequem gegen die Holzwand, die Arme um ihre angewinkelten Beine geschlungen. Es war eine warme Herbstnacht, erfüllt vom dezenten Geruch eines fernen Holzfeuers. Zoe seufzte und ließ ihren Kopf gegen die Wand sinken, um in die Sterne zu blicken.
    »Ich bin so froh, dass ich hier bin, Cara. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie es war, mich da rauszuschleichen

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