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Caras Schatten

Caras Schatten

Titel: Caras Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Woods
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hab mich nur hier … verkrochen oder so.« Er starrte erneut zu Boden.
    Cara trat langsam näher. Zögerlich setzte sie sich neben ihn auf den Rand der Holzbank. Er rührte sich nicht, sondern starrte nur stumpf zu Boden. Vorsichtig legte Cara ihm eine Hand auf den Rücken. Sie spürte die Wärme unter seinem T-Shirt. Er blickte zu ihr auf, und Cara zog erschrocken die Hand zurück, so als hätte sie sich verbrannt. Doch sein Gesichtsausdruck wirkte dankbar.
    »Ich hab’s in den Nachrichten gesehen«, sagte Cara. »Das ist echt furchtbar.«
    Ethan schüttelte den Kopf. Die Worte sprudelten nur so aus ihm heraus, als hätte jemand den Hahn aufgedreht. »Es ist alles meine Schuld. Ich hätte auf der Party nicht wütend werden sollen. Ich hätte es einfach besser wissen müssen. Sie war in letzter Zeit so traurig – so verwundbar. Ich bin ein verdammter Vollidiot.« Er schlug sich mit der offenen Hand aufs Knie.
    »Hey, hör auf mit dem Quatsch.« Cara beugte sich zu ihm herunter, um ihm in die Augen zu blicken. »Du darfst dir nicht die Schuld dafür geben. Du – du hast nur getan, was du für richtig gehalten hast.«
    Er sah sie zum ersten Mal wirklich an. Seine Augen waren blutunterlaufen und feucht vor Tränen. »Ich fühle mich so verdammt schuldig«, sagte er beinahe flüsternd. Er ergriff ihre Hand und umklammerte sie.
    »Es tut mir so leid.« Sie erwiderte den Druck seiner Finger, und ehe sie begriff, was geschah, hatte er die Arme um sie geschlungen und den Kopf an ihrem Hals vergraben. Sie strich ihm wieder und wieder über den Rücken, während er leise weinte. Cara spürte die Hitze seines Körpers und die Muskeln und Knochen seiner Arme, die sie fest umklammert hielten. Sie fühlte sich mit einem Mal extrem aufmerksam, so als hätte sie eine Art übersinnliche Wahrnehmung entwickelt. Sie bemerkte jedes kleinste Detail – ein winziges Loch an der Schulter seines grauen T-Shirts, ein plattgetretener Kaugummi auf dem Linoleumboden zu ihren Füßen, die gelb lackierte Oberfläche der Bank, hart und glänzend wie Buttertoffee.
    Seine Tränen hatten den Rand ihres T-Shirts völlig durchnässt, als sein Weinen endlich verebbte. Mit knallroten Wangen wich er vor ihr zurück. »Oh Gott.« Er beugte sich vor und wischte sich das Gesicht am Rand seines T-Shirts ab. »Du musst mich für völlig gestört halten.«
    »Nein! Überhaupt nicht«, beruhigte ihn Cara. Er lächelte matt, dann räusperte er sich. Cara starrte auf ihre Knie. Ihre Schulter brannte an der Stelle, wo sein Kopf geruht hatte. Tiefe Stille breitete sich über sie. Sie saßen nebeneinander auf der Bank, als wären sie in einer Kirche.
    Spontan holte Cara die kleine weiße Papiertüte aus ihrer Sporttasche. Sie steckte die Hand hinein und griff nach einem der glasierten Donuts. Er war noch warm. »Donut?«
    Ethan starrte ihn an, als hätte er so etwas noch nie gesehen. Einen Moment lang dachte Cara, sie hätte ihn beleidigt. Vielleicht war dies nicht der richtige Augenblick. Vielleicht hasste er Donuts. Vielleicht hatte er sie immer mit Alexis zusammen gegessen und fühlte sich nun daran erinnert, wie dreckig es ihm ging.
    Doch dann breitete sich ein Grinsen über sein Gesicht. »Danke. Wow. Ja, ein Donut wär jetzt echt klasse.« Er sah sie verblüfft an, während er das Gebäck mit drei Bissen herunterschlang. Cara knabberte an einem Schokoladendonut. Ethan griff erneut in die Tüte und machte sich über den zweiten Marmeladendonut her. Eine Weile kauten sie einfach nur gesellig vor sich hin.
    Dann stopfte sich Ethan den letzten Bissen in den Mund und wischte sich mit dem Handrücken ein paar Zuckerkrümel von den Lippen. »Meine Eltern haben gesagt, ich müsste heute nicht zur Schule gehen. Aber allein in meinem Zimmer zu hocken, wäre noch tausend Mal schlimmer.«
    Cara nickte. »Ja, ich weiß, wie es ist, allein zu Hause zu hocken.« Sie faltete ihre Serviette zu einem Quadrat zusammen und strich sie auf ihrem Oberschenkel glatt. »Eigentlich weiß ich sogar ziemlich genau, was du da gerade durchmachst.«
    »Ehrlich?«
    Cara nickte. »Ja. Als wir hierhergezogen sind, musste ich meine beste Freundin verlassen. Sie war für mich der wichtigste Mensch auf der Welt. Es war einfach schrecklich. Ich habe tagelang geheult.« Sie hatte plötzlich einen Kloß im Hals, als sie an Zoe zu Hause in ihrem Zimmer dachte. Gott sei Dank war Zoe zurückgekehrt. Die Spannungen der letzten Tage spielten plötzlich keine Rolle mehr. Cara hatte riesengroßes

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