Caras Schatten
saßen. Aber Mom müsste nur ein klein wenig nach links rutschen und aufblicken, dann hätte sie freie Sicht …
»Cara?«
»Hm?« Alle sahen sie erwartungsvoll an.
»Cara, Officer Stanton hat gefragt, ob du bestätigen kannst, am Samstag auf Sarits Party gewesen zu sein.« Ihr Vater sah sie seltsam an. »Konzentrier dich. Das hier ist wichtig.«
»Oh!« Cara riss ihren Blick von Zoe los. »Ähm, genau, ich meine, ja, ich war nach der Beerdigung auf Sarits Party«, stammelte sie. Ihr Auge zuckte mit einer Geschwindigkeit von einer Million Stundenkilometern.
Fitzgerald machte sich eine Notiz in seinem Buch. »Und während Sie dort waren, haben Sie da zufällig mit Ethan Gray gesprochen?«
Mit Ethan? Sie nickte. Fitzgerald machte sich eine weitere Notiz.
»Und was wissen Sie über Ethans Aktivitäten in jener Nacht?«, fragte Stanton. Zoe verlagerte ihr Gewicht, und das Holz der Treppe ächzte. Cara zwang sich, Stanton ins Gesicht zu blicken. Warum befragte man sie über Ethan? Plötzlich trat ihr ein Bild vor Augen, wie er am Morgen zusammengesunken auf der Bank im Trainingsraum gesessen hatte. Ich fühle mich so verdammt schuldig , hatte er geschluchzt. Nein. Nein, das war unmöglich.
»Ich weiß nicht, was Sie meinen«, sagte sie beinahe flüsternd.
»Liebling! Hast du auf der Party mit Ethan geredet?«, mischte sich Mom besorgt ein.
Cara nickte. »Ja, ich habe mit ihm geredet. Wir haben eine Weile in der Küche gestanden und uns unterhalten.« Sie dachte an das schwarze Viereck des Fensters über der Spüle. An den Hinterhof im grauen Zwielicht. Das schwarze Haar, das sie ein Leben lang gekannt hatte, wie es hinter der Garage verschwand. »Er hat gesagt, er würde mich nach Hause bringen.« Ethan wird sich niemals an dich ranmachen, solange er mit seiner widerlichen Freundin zusammen ist.
»Und hat er das?«, fragte Stanton. Fitzgerald kritzelte wie wild in sein Notizbuch.
»Hat er was?«
Stanton sah sie forschend an. »Hat er Sie nach Hause gebracht?«
Cara nickte. »Ja, hat er.«
»Und wann genau war das?«, fragte Stanton.
»Ähm, ich bin mir nicht ganz sicher. So gegen elf.« Cara war überrascht, wie ruhig ihre Stimme klang.
Fitzgerald blickte von seinen Notizen auf. »Und haben Sie Alexis Henning auch auf der Party gesehen, Ms Lange?«
Alle Blicke richteten sich auf Cara. Der Moment dehnte sich zum endlosen Ticken der Kaminuhr. Cara schüttelte den Kopf. »Nicht so richtig. Ich glaube, sie war die meiste Zeit draußen.« Im selben Augenblick, wie ihr die Lüge mühelos über die Lippen ging, beruhigte sich auch ihr Auge und hörte auf zu zucken.
Fitzgerald ließ sein Notizbuch zuschnappen und nickte Stanton zu. Die beiden standen auf. Fitzgerald steckte den Kuli in die Brusttasche seiner Jacke. »Vielen Dank, Ms Lange.«
Mom brachte die beiden zur Tür. »Wenn wir Ihnen sonst noch irgendwie helfen können …« Sie verstummte.
Die Beamten nickten. »Dann melden wir uns«, erwiderte Stanton. Die Tür fiel hinter ihnen ins Schloss.
Cara und ihre Eltern blieben im Flur stehen, als wären sie Schauspieler, die auf ihren nächsten Einsatz warten. »Nun!«, sagte ihr Vater schließlich. »Das ist wirklich furchtbar. Ich bin froh, dass du ihnen helfen konntest, Cara.«
Sie nickte. Der Druck in ihrer Brust drohte sie zu ersticken. »Ich muss mal dringend aufs Klo«, platzte sie heraus. Ungeachtet der überraschten Blicke ihrer Eltern drehte sie sich auf dem Absatz um und rannte die Treppe hinauf.
Cara stürzte ins Zimmer. »Wo warst du Samstagabend?«, brüllte sie.
»Schrei nicht so. Die hören dich sonst«, erwiderte Zoe ruhig. Sie verließ ihren Platz am Fenster, von wo aus sie Sydneys Haus betrachtet hatte. »Der Polizist war echt schnuckelig, oder?«
»Zoe, ich meine es ernst!« Cara ging auf ihre Freundin zu und blickte geradewegs in ihre violetten Augen. Das Weiß ihrer Augäpfel war blutunterlaufen. »Ich muss es wissen. Wo bist du am Samstag gewesen?« Sie packte Zoe am Arm.
Zoe riss sich los. »Lass mich. Das hab ich dir doch schon gesagt. Ich war ’ne Weile in der Scheune, und dann bin ich zurückgekommen.«
»Woher hast du diese Perle?«, fuhr Cara sie an.
»Das hab ich dir auch schon gesagt! Von meiner Mutter.« Zoe kniff die Augen zusammen. »Warum verhörst du überhaupt mich ?« Sie machte eine kurze Pause. »Du solltest dir lieber über Ethan Gedanken machen.«
Cara wich einen Schritt zurück. »Was willst du damit sagen? Dass Ethan Alexis …« – das Wort
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