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Caras Schatten

Caras Schatten

Titel: Caras Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Woods
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und Cara rannte vor ihr davon, als wäre sie eine Aussätzige. Sie hockte sich neben ihr Bett. »Tut mir leid. Was war’s denn für eine Überraschung?«
    Zoe setzte sich auf. »Ich habe mir gedacht, du könntest uns vielleicht zwei Frühstücksburger besorgen und sie hierher bringen. Wäre das nicht cool?«
    Cara blinzelte. »Oh. Ähm …« Es war ja nicht gerade so, als hätte sie erwartet, dass Zoe ein reichhaltiges Frühstück mit frischen Pfannkuchen unter dem Bett hervorzaubern würde, aber ein McMuffin, den sie obendrein selbst besorgen musste, klang nicht gerade nach einer besonderen Überraschung. »Ich hab heute echt keine Zeit dazu. Vielleicht morgen?«
    Zoes Blick verschloss sich. Sie kehrte Cara den Rücken zu und zuckte mit den Schultern. »Vielleicht.« Sie stützte sich auf den Ellbogen und griff nach einer Zeitschrift auf dem Nachttisch. Cara blieb unentschlossen hinter ihr stehen.
    »Ich dachte, du musst los«, sagte Zoe, ohne sich umzudrehen.
    »Muss ich auch«, erwiderte Cara. Sie legte Zoe behutsam eine Hand auf den Rücken. »Hey, soll ich uns vielleicht nach der Schule ein paar Cookies vom Bäcker mitbringen?«
    Zoe schüttelte ihre Hand ab. »Ganz wie du willst, Würger.«
    Cara stand für einen langen Moment einfach nur da. Ihre Hände und Füße fühlten sich eiskalt an. »Wie hast du mich gerade genannt?«, brachte sie schließlich hervor.
    Zoe blickte zu ihr auf. Ein Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. Einen Augenblick lang schien es, als wollte sie das Ganze abstreiten, doch dann veränderte sich ihr Gesichtsausdruck. »Kannst du etwa keinen Spaß vertragen, Cara?« Sie sagte ihren Namen mit außergewöhnlicher Präzision.
    Cara zwang sich zu einem Lächeln. »Doch, natürlich.«
    Zoe nickte und wandte sich wieder ihrer Zeitschrift zu. Nach einem weiteren langen Moment drehte sich Cara um, ging aus dem Raum und zog die Tür hinter sich zu.
    Draußen hing ein weißer Nebel in der gräulichen Morgendämmerung. Das Äußere des Volvo war mit feinen Tauperlen überzogen, aber das Gebläse heizte den Innenraum rasch auf, und als Cara die stillen Straßen entlangfuhr, wehte ihr ein warmer Lufthauch um die Füße. Sie dachte erneut über die Nachricht von Alexis’ Verschwinden nach, während sie die ausgestorbenen Kreuzungen passierte. Es kam ihr seltsam vor, dass sich Alexis einfach so das Leben genommen haben sollte. Cara hatte immer geglaubt, dass Menschen, die Selbstmord begingen, irgendeinen Plan hätten. Vielleicht war Alexis wirklich nur abgehauen, wie Mom gesagt hatte. Cara bog in den Springfield Pike ein. Die Bäckerei, Frieda’s, machte gerade auf, und einer der Mitarbeiter schob ein Tablett mit frischen Donuts ins Schaufenster. Spontan fuhr Cara in eine Parklücke und stellte den Motor ab. Das Innere des winzigen Ladens war angenehm warm und duftete nach heißem Zucker. Cara atmete tief ein, als würde sie eine Art Wunderelixier inhalieren. Die Frau hinter der Theke hatte gepflegte graue Dreadlocks und lächelte sie freundlich an. »Was darf’s sein?«
    »Ich hätte gern vier Donuts, zwei mit Schoko, zwei mit Marmelade.« Cara beobachtete, wie die Verkäuferin die Donuts in eine Papiertüte steckte. Sie würde sie heute Nachmittag mit zu Zoe nehmen, um sich dafür zu entschuldigen, dass sie sie allein gelassen hatte. Ich geh doch nur zur Schule, wandte eine Stimme in ihrem Kopf ein. Das ist ja wohl kein Verbrechen! Im Auto steckte sie die weiße Papiertüte in ihre Sporttasche und vergrub sie vorsichtig zwischen ihre Klamotten, damit sie nicht zerdrückt wurde.
    Als sie die Schule erreichte, war der Parkplatz noch so gut wie leer. Nur in der Nähe des Eingangs standen ein paar vereinzelte Autos – wie Hunde, die auf ihre Herrchen warteten. Cara ging hastig die frisch gewachsten Korridore hinunter zum Trainingsraum. Sie stieß die Tür auf und erstarrte.
    Ethan saß in sich zusammengesunken auf einer der Bänke, den Rücken zur Tür gewandt. Er hatte die Ellbogen auf die Knie gestützt und den Kopf in den Händen vergraben. Sein Rücken hob und senkte sich leicht. Zuerst dachte sie, er wäre außer Atem. Das Geräusch der Tür ließ ihn aufblicken, und Cara stellte erschrocken fest, dass sein Gesicht tränenüberströmt war.
    »Oh! Tut mir leid. Ich wusste nicht, dass jemand hier ist.« Cara wandte sich zum Gehen.
    »Nein, schon okay.« Seine Stimme klang ein wenig heiser.
    Cara blieb mit der Hand an der Türklinke stehen.
    Ethan wischte sich mit dem Arm übers Gesicht. »Ich

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