Caras Schatten
Stimme klang freudig erregt.
Cara sah sich nervös im Zimmer um, aber es kam ihr irgendwie albern vor, zurück ins Bad zu gehen, um sich anzuziehen. Sie nahm das Shirt vom Bett und zog es sich unbeholfen über den Kopf, während sie zugleich ihr Handtuch festhielt. Sie spürte Zoes Blick auf sich. Irgendwie schaffte sie es, in ihre Jeans zu schlüpfen, während das Handtuch immer noch ihre Hüften bedeckte. Dann ließ sie es fallen und drehte sich zur Wand, um ihre Hose zuzuknöpfen.
Als sie erst einmal angezogen war, fühlte sie sich besser. Zoe stand auf und schnappte sich das Glätteisen von Caras überfülltem Schminktisch. »Komm, ich mach dir die Haare«, sagte sie. Die Metallplatten qualmten, als das Gerät aufheizte. Zoe ließ sie geräuschvoll gegeneinanderschnappen.
Gehorsam setzte Cara sich vor den Schminktisch. Sie beobachtete im Spiegel, wie ihre Freundin sich über ihr Haar beugte, das bereits kräuselig antrocknete. Geschickt teilte Zoe eine Strähne über dem Ohr ab und setzte das Glätteisen an. Pfff . Eine kleine Dampfwolke erhob sich in die Luft.
Minutenlang sortierte und glättete Zoe ihr Haar, und die beiden versanken in geselligem Schweigen. Cara betrachtete den konzentrierten Gesichtsausdruck ihrer Freundin, während sich diese der Arbeit widmete. Im gedämpften Licht des Zimmers war sie erneut wunderhübsch – ihr dunkles Haar glänzte, ihre violetten Augen wirkten ruhig und aufmerksam. Sie schien so friedlich, dass Cara das Gefühl hatte, ihr endlich die Frage stellen zu können, die sie seit Tagen beschäftigte. Sie musste es ganz einfach wissen.
»Zoe«, sagte Cara. Ihr Herz fing auf der Stelle an zu rasen. Ist schon in Ordnung , beruhigte sie sich selbst. Es ist eine völlig harmlose Frage.
»Hmm?«, machte Zoe und glättete weiter.
»Zo, hör mal, ich weiß, das klingt jetzt irgendwie seltsam, aber ich muss dich einfach fragen …« Cara hörte, wie ihre Stimme bebte.
»Spuck’s aus«, erwiderte Zoe, ohne aufzublicken. »Und nein, ich bin nicht drogensüchtig, falls du das fragen wolltest.« Sie schloss die heißen Metallplatten über einer Haarsträhne in Caras Nacken.
Cara zwang sich zu einem winzigen Lachen. »Sag mal, Zoe. Hast du vielleicht irgendetwas … mit … Alexis’ Verschwinden zu tun?«
Im selben Moment spürte Cara einen glühenden Schmerz im Nacken. Sie schrie und sprang erschrocken auf, sodass der Stuhl hinter ihr umfiel. Reflexartig legte sie sich eine Hand in den Nacken, als wollte sie ihn schützen.
Zoe stand mit dem glühenden Glätteisen vor ihr. »Tut mir leid«, sagte sie, aber sie sah nicht gerade aus, als täte es ihr leid. »Ich hab es wohl zu hoch eingestellt.«
Statt zu antworten, schnappte sich Cara einen Handspiegel vom Schminktisch und drehte ihn hin und her, bis sie ihren Nacken erkennen konnte. Dort leuchtete eine tiefrote Brandwunde in Form eines perfekten Rechtecks, wie die Spitze des Glätteisens. »Verdammt, Zoe!« Der brennende Schmerz auf ihrer Haut war so durchdringend und frisch, als würde Zoe ihr das glühend heiße Metall noch immer in den Nacken drücken.
»Tut mir leid«, wiederholte Zoe ruhig. Sie ging ins Badezimmer und kehrte mit einem feuchten Waschlappen zurück. »Hier.« Sie machte Anstalten, Cara den kalten Lappen in den Nacken zu legen. Cara schlug eine Hand über die Stelle und wich abrupt vor ihr zurück. Zoe hielt inne. Einen gedehnten Moment lang starrten sie sich im Spiegel an, die Augen fest aufeinander geheftet. Dann nahm Cara ihre Hand herunter und ließ zu, dass Zoe ihr den Waschlappen in den Nacken drückte.
»Wie kannst du mich nur so etwas fragen?« Zoes Stimme klang traurig. Cara schloss die Augen, während die Kühle des Waschlappens den brennenden Schmerz in ihrem Nacken allmählich linderte.
»T-tut mir leid«, murmelte sie. Alles, woran sie denken konnte, war dieser Schmerz. »Es war eine dumme Frage.« Ein Gefühl der Angst rollte sich in ihrer Magengrube zusammen.
»Ja, das war es«, stimmte Zoe ihr zu. Sie legte den Waschlappen neu zusammen und drückte ihn Cara in den Nacken. »Es war wirklich eine dumme Frage.«
Kapitel 23
H allo!« Sarit öffnete die Tür, unmittelbar nachdem Cara auf den Klingelknopf gedrückt hatte. Sie trug ein Kapuzenshirt mit der Aufschrift »Jingle Ball 2010 « und eine Schlafanzughose aus Flanell mit verwaschenen Herzen. Unter den weiten Hosenbeinen lugten Elchpantoffeln hervor. Cara blickte auf ihr Zoe-Styling herab.
»Ich hab mich wohl ein bisschen zu schick
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