Caravan
dem Waisenhaus im Garten mit Mrs. Phiri beobachteten, und wir umzingelten die Ehebrecher im heißen Fieber der Sünde
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und bewarfen sie mit saftigen, reifen gelben Mangos. Auch das war ein freudiges Ereignis.
Dann ereignete sich noch ein höchst vorzügliches Ereignis, denn bei der Rückkehr zum Caravan, als Andree immer noch schweren
Herzens war, fanden wir zuerst den Hund, der wie ein Besessener bellte, und dann im Caravan die herrlich schöne Irina, Andrees
Geliebte. Da leuchtete Andrees Angesicht, und es folgten viele freudige Umarmungen. Andrees Augen schimmerten unmännlich,
und Irinas Augen auch, aber weil sie natürlich eine Frau ist, war es nicht unmännlich bei ihr. Oder doch? Es ist sehr verwirrend.
Und dann wurden auch meine Augen fraulich.
ICH BIN HUND ICH BIN GUTER HUND ICH VERJAGE RAUCHSTINK-MANN ICH BRINGE DÜMMER-ALS-SCHAF-SCHLEIFENHALSBAND-FRAU ZU KNOBLAUCH-UND-LIEBE-PISSE-MANN
ER IST FROH SIE IST FROH SIE SAGEN GUTER HUND ICH BIN GUTER HUND ICH SEHE DICKE TAUBE KOMMT ZUM BEERENFRESSEN AUF DEN BODEN
ZU GIERIG BEIM BEERENFRESSEN SIEHT MICH NICHT ICH SPRINGE SCHNAPP TOT ICH BRINGE MEINEM MANN GUTER HUND SAGT KNOBLAUCH-UND-LIEBE-PISSE-MANN
GUTER HUND SAGT FLEISCH-UND-KRÄUTER-PISSE-MANN ICH BIN GUTER HUND ICH BIN MÜDE VON VIELEN GUTERHUND-AUFGABEN ICH LEGE KOPF
AUF DIE PFOTEN AM FEUER BEI MEINEM MANN ICH HÖRE VOGEL SINGEN ER SINGT IN VOGELSPRACHE DAS IST MEIN FELD HAU AB DAS IST MEIN
WALD HAU AB DIE FRAU SAGT WIE SCHÖN DER VOGELGESANG SIE IST DÜMMER ALS EIN SCHAF VOGEL IST KEIN GUTER VOGEL WENN ER VOM BAUM
KOMMT FANGE ICH IHN SCHNAPP TOT FRESSEN ICH BIN GUTER HUND ICH BIN HUND
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Liebe Schwester,
heute Abend speisten wir Brot und Magerin und Karotten, welche wir im Überfluss hatten, und eine fette Taube, die der Hund
gefangen hatte, und Erdbeeren, die köstlicher waren als je zuvor. Wir machten ein großes Feuer und setzten uns auf die Hügelspitze,
wo wir dem herrlich schönen Sonnuntergang zusahen (wenn auch nicht so herrlich schön wie in Zomba), und ein Vogel saß auf
einem Zweig und sang ein fröhliches Lied und der Hund ruhte sich vom vielen Laufen aus. Da gaben wir uns der Erinnerung an
unsere früheren Festmahlzeiten hin und an die Lieder, die wir einst sangen, und Andree sagte: Emanuel, sing für uns. Und so
schloss ich die Augen und sang das friedliche Gebet
Dona Nobis Pacem
. Und wieder wurden unmännliche Tränen vergossen.
Als die ersten Sterne am Firment erstrahlten, verkündete Irina, dass sie müde war, und kehrte in den kleinen Caravan zurück,
in dem die Frauen gehaust hatten. Ich erriet, dass die beiden vielleicht der Fleischerlust frönen würden, und so begab ich
mich allein in den leeren Caravan, in dem die Männer gehaust hatten, und ich war sehr froh, wieder in der Hängematte zu schlafen,
die ich dort mit meinen Händen geknüpft hatte.
Bevor ich einschlief, betete ich wie jede Nacht um die Vergebung meiner Sünden und darum, dass der Herr mich vor dem Bösen
behüte und dass er mich mit dir vereine, liebe Schwester. Dann musste ich an Schwester Theodosia denken, die im Kloster in
Limbe die Orgel spielte und die sehr dick war und das Singen liebte, und die mich das Friedensgebet lehrte, welches ich am
Abend gesungen hatte, und viele andere herrlich schöne Lieder.
Und als ich in Gedanken an Schwester Theodosia und ihre Musik versunken war, und wie sie mit ihren kleinen Füßen die Pedale
trat, und mich mit großer Freude daran
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erinnerte, ging plötzlich die Tür des Caravans auf und Andree kam herein, sehr leise, um mich nicht zu wecken, obwohl ich
noch gar nicht schlief, und er zog die Kleider aus und legte sich auf sein Bett. Und ich dachte mir, falls sie der Fleischerlust
gefrönt hatten, muss es sehr schnell gegangen sein, aber falls nicht, fühlte Andree vielleicht traurige Qual. Doch Andree
sagte nichts. Nach einigen Weilen war ich von solch schlimmer Neugierde gepackt, dass ich flüsternd fragte: Andree, habt ihr
der Fleischerlust gefrönt?
Er weilte ein wenig in Schweigen, dann sagte er mit schwerer Stimme, schlaf, Emanuel.
Bald schloss ich aus seinem langen Atem, dass Andree schlief, und auch ich stand bereits mit einem Fuß auf der Schwelle des
Schlafs, und als mich die Dunkelheit davontrug, kehrte ich im Traum in die Zeit vor dem Waisenhaus zurück, vor dem Kloster
und dem Missionshaus, und schließlich in die Zeit, als wir noch in unserem kleinen Dorf am Fluss Shire
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