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Carina - sTdH 3

Carina - sTdH 3

Titel: Carina - sTdH 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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keinen Fall gestört werden dürfe.
    Daphne
hatte die Ehre, von Lord Harry zur Kirche geleitet zu werden. Als sie ruhig auf
dem schmalen Weg hinter dem Rest der Familie Armitage hergingen, dachte Lord
Harry, daß Daphne ein verwirrend schönes junges Mädchen sei, wenn sie es nur
einmal fertigbrachte, nicht an ihr Aussehen zu denken.
    »Erzählen
Sie mir alles über Mr. Guy Wentwater«, bat er leichthin.
    »Ach, das
werden Sie doch nicht wollen«, rief Daphne aus. »Er hat einen sehr schlechten
Ruf und ist kein Gentleman.«
    »Und doch
lädt Ihr Onkel ihn ein, und Miss Carina war sehr daran gelegen, mich mit ihm
bekannt zu machen.«
    »Wie
merkwürdig«, sagte Daphne sanft. »Sir Edwin hat Mr. Wentwater wohl deshalb
eingeladen, weil er sehr reich ist. Aber daß Carina auch nur in seine Nähe
geht!«
    »Was ist
denn so schlimm an Mr. Wentwater?«
    »Ach, eine
Zeitlang sah es so aus, als würde er Annabelle heiraten, aber wir fanden gerade
noch früh genug heraus, daß er Sklavenhändler war. Er handelt jetzt nicht
mehr, aber Papa sagt, wenn man einmal so etwas gemacht hat, dann ist man
schnell in einer Situation, wo man etwas genauso Schlimmes tut.«
    »Wie wahr«,
sagte Lord Harry. Er konnte geradezu spüren, wie sich die schöne Daphne wieder
in sich selbst zurückzog. Sie blieb stehen, um ihr Spiegelbild in einer Pfütze
zu bewundern.
    »Aber Miss
Carina schien keine Abneigung gegen ihn zu hegen.« Lord Desire lag daran, das
Gespräch fortzusetzen.
    »Meinen
Sie?« fragte Daphne unbestimmt. »Vielleicht tut er ihr leid, weil sie
herausgefunden hat, was Papa ihm angetan hat.«
    »Und das war?«
    »Sie dürfen
es aber niemandem weitererzählen, weil ich es nichtwissen
darf, aber ich habe gelauscht, wie John Summer, unser Kutscher, Betty die
Geschichte erzählt hat. Sie erzählen einander alles, weil sie sich gut verstehen
und hoffen, daß sie heiraten können.«
    »Ja, ja,
und was hat John Summer Betty erzählt?« fragte seine Lordschaft mit einer
Andeutung von Ungeduld in der Stimme.
    »Nur, daß
Papa mitten im Sommer seine Meute herausgeholt hat und Mr. Wentwater gehetzt hat.«
    »Ich kann
mir nicht vorstellen, wie er es fertiggebracht haben sollte, eine Meute
Jagdhunde auf einen Menschen anzusetzen.«
    Daphne
kicherte: »John Summer versteckte einen toten Fuchs im Kutschbock von Mr.
Wentwaters Kutsche. Und den jagten die Hunde ... Mr. Wentwater wußte natürlich,
daß sie ihn jagten. Das war vor über drei Jahren, und Mr. Wentwater ist jetzt
zum erstenmal wieder aufgetaucht.«
    »Wie hat
Miss Carina ihn dann sehen können, wenn er doch im Pfarrhaus gar keine Besuche
abstatten darf?«
    »Oh, ich
nehme an, daß sie ihn bei Lady Wentwater getroffen hat. Carina liest ihr oft
vor, wissen Sie.«
    Sie gingen
durch das Kirchentor. Daphne merkte plötzlich, daß sie über der Sorge um Carina
ganz vergessen hatte, ihren neuen Kapotthut aufzusetzen, und dieser Umstand
verscheuchte all ihre anderen Gedanken.
    Carina
packte unterdessen in fieberhafter Eile und glaubte selbst nicht mehr ganz
daran, daß sie einen solch folgenschweren Schritt tun würde. Das Pfarrhaus sah
gar nicht mehr schäbig und dürftig aus; im Gegenteil, es glich einem sicheren,
geschützten Hafen, der voll glücklicher Erinnerungen war. Sie hatte Sehnsucht
nach Minerva. Irgendwie hatte Carina das Gefühl, daß die Dinge einen anderen
Verlauf genommen hätten, wenn Minerva noch im Pfarrhaus wäre.
    Ihr Herz
schlug zum Zerspringen, und ihre Finger zitterten. Was würden die Zwillinge,
Perry und James, von ihr denken, wenn sie die Nachricht hörten?
    Sie würden
an Weihnachten nach Hause kommen und sie würde nicht dasein. Sie war davon
überzeugt, daß der Vikar ihr nie mehr erlauben würde, einen Fuß ins Pfarrhaus
zu setzen.
    Die Familie
und Lord Harry wollten nach der Kirche direkt nach Hopeminster fahren, ohne
vorher noch einmal nach Hause zu kommen. Sie mußte also die Hauptstraße meiden
und den Umweg über die Nebenstraßen machen.
    Sie zog ein
Paar feste Schuhe an und warf einen dicken Mantel um ihre Schultern.
    Auf den
Kopf setzte sie einen Strohhut, den sie noch nie getragen hatte, weil er ihr
nicht gefiel. Aber er verbarg ihr Gesicht, und wenn die Familie sie durch einen
unglücklichen Zufall von weitem sah, erkannte sie sie bestimmt nicht.
    Endlich
schlich sie vorsichtig die Treppe hinunter, bei jedem Knarren zusammenzuckend.
Sie versuchte dabei, die beiden Hutschachteln nicht ans Geländer stoßen zu
lassen.
    Sie war
schon auf der untersten

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