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Carina - sTdH 3

Carina - sTdH 3

Titel: Carina - sTdH 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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Stufe, als sich die Küchentür öffnete und Betty in die
Halle kam.
    »Was machst
du denn hier?« fragte Carina, um Fassung ringend. »Du solltest doch in der
Kirche sein.«
    »Miss
Daphne hat mich angewiesen, zu Hause zu bleiben, für den Fall, daß Sie etwas
brauchen«, sagte Betty, wobei ihre schwarzen Augen vor Neugier beinahe aus den
Höhlen traten. »Wo gehen Sie denn hin, und warum haben Sie die Hutschachteln
dabei?«
    »Ich bringe
diese Sachen zum Herrenhaus«, antwortete Carina. »Lady Edwin sammelt für die
Armen alte Kleidung. Es geht mir viel besser. Mach kein Wesen daraus, Betty.«
    Carina
dachte an den tränenbefleckten Brief, den sie auf ihrem Nadelkissen
zurückgelassen hatte. Was, wenn Betty ihn zu früh entdeckte und alle
alarmierte?
    »Nun, wenn
das so ist, Miss Carina, dann hole ich am besten meine Haube und begleite Sie«,
meinte Betty frohgemut.
    »Das ist
nicht nötig«, sagte Carina und zwang sich, ruhig zu bleiben, obwohl sie am
liebsten wegen des Zeitverlustes geschrien hätte. »Ein Spaziergang an der
frischen Luft ist genau das Richtige für mich. Ich gehe auf dem Rückweg an der
Kirche vorbei undschließe
mich den anderen an.«
    Betty
zögerte und nickte dann widerwillig.
    Carina sog
die Luft in tiefen Zügen ein, als sie dem Pfarrhaus endlich entkommen war, und
eilte den Weg hinunter. Sie erwartete jeden Moment, daß Betty hinter ihr
herlief.
    Sie verließ
die Straße nach Hopeminster und hielt sich an kleine Sträßchen und Fußwege, die
sie auf Umwegen ebenfalls zu ihrem Ziel bringen würden – allerdings ihren
Marsch auch um mehrere Meilen verlängerten.
    Lord
Harrys elegante
Kutsche und der alte Reisewagen des Vikars waren von der Dienerschaft vor die
Kirche gebracht worden.
    Daphne
hatte wieder die Ehre, von Seiner Lordschaft gefahren zu werden. Sie war hin-
und hergerissen zwischen der Sorge um ihren Teint bei diesem Wind und dem
Entzücken, in solch einer hübschen Equipage dahinzurasen.
    Doch Lord
Harry hatte eigenartigerweise keine Lust, in seine gewöhnliche rasche Gangart
zu verfallen, und war es ganz zufrieden, hinter der langsamen Kutsche des
Vikars zu bleiben.
    Allmählich
gab es immer weniger Bäume zu seiten des Weges. Jenseits der kahlen Felder sah
Lord Harry eine Gestalt hinter einen Baum springen. Er blickte angestrengt in
diese Richtung, konnte aber nur die Andeutung eines Kopfes, der hinter dem
Stamm hervorlugte, ausmachen.
    Er runzelte
die Stirn. Plötzlich trieb er sein Gespann an, so daß sie die Kutsche des
Vikars überholten, und als er vor ihr war, brachte er sein Gespann zum Halten
und gab dem Kutscher des Vikars ein Zeichen, ebenfalls zu halten. Er sprang
leichtfüßig hinab und blieb, die Pferde haltend, stehen, als der Vikar
gemächlich auf ihn zukam.
    »Ich
fürchte, Sie müssen Miss Daphne mitnehmen. Einer der Zugriemen ist kurz vorm
Reißen«, sagte er. »Ich kann ihn reparieren und komme dann nach Hopeminster
nach.«
    Normalerweise
hätte der Vikar den Zugriemen sehen wollen und alle möglichen Vorschläge
gemacht, aber Carina und seine finanziel len Nöte lasteten schwer auf ihm.
Daphne war nur zu froh, in die geschlossene Kutsche zu kommen, damit sie ihr
Gesicht im Taschenspiegel sehen und den Schaden, den der Wind ihrem Haar
angetan hatte, wiedergutmachen konnte.
    Mit dem
Versprechen, sie alle im Gasthaus in Hopeminster wiederzusehen, winkte Lord
Harry ihnen fröhlich zum Abschied zu. Er stand mitten auf der Straße, bis die
schwankende Kutsche um eine Biegung fuhr und nicht mehr zu sehen war.
    Dann lenkte
er sein Gespann zur Kreuzung zurück und schaute sich um. Jenseits der Felder,
ganz weit weg, sah er eine kleine Gestalt mit zwei Hutschachteln über einen
Zauntritt klettern. Ein Windstoß blies der Gestalt den Hut vom Kopf und jagte
ihn über das Feld. Rote Haare blitzten im Sonnenlicht.
    Er ließ
sein Auge von der entfernten Gestalt zur Kreuzung, die nach Hopeminster und
Hopeworth führte, schweifen und führte sein Gespann von der Straße weg und in
ein umzäuntes Feld hinein. Dort spannte er seine Pferde aus und ließ sie
grasen, nicht ohne das Gatter sorgfältig hinter sich zu verschließen, bevor er
wegging.
    In der Nähe
der Kreuzung war auf einem Hügel ein Erlenwäldchen. Dahin schlenderte er. Es
bot einen ausgezeichneten Blick auf die Kreuzung und die sie umgebenden Felder.
    Er lehnte
sich mit dem Rücken an einen sonnenwarmen Stamm und beobachtete, wie die kleine
Gestalt mühselig die Felder überquerte. Sie wurde größer, und

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