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Carina - sTdH 3

Carina - sTdH 3

Titel: Carina - sTdH 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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eingesetzt
haben.«
    »Nicht der
Rede wert. Es hat mich überrascht, daß du dich vor Lord Harry zu fürchten
schienst.«
    »O nein«,
sagte Carina schnell. Dann hatte sie auf einmal das Lügen satt. »Ja, doch, ich
hatte immer solche Angst. Ich weiß selber nicht, warum«, fügte sie hinzu.
    »Du hast
bestimmt nichts von Lord Harry zu fürchten«, sagte Sylvester sanft. »Er ist
einer der freundlichsten Männer, die ich kenne.«
    »Ja«, sagte
Carina mit erstickender Stimme.
    Carina
erinnerte sich, warum sie solche Angst vor Lord Harry hatte. Sie fürchtete sich
vor ihm, weil in ihrem Inneren so eigenartige Dinge vorgingen, wenn er sie
berührte. Aber ihre törichte Traumliebe zu Guy war schuld daran, daß ihr alles
Körperliche so schlimm erschien.
    Lord
Sylvester und Minerva liebten sich auch sehr. Wenn sie zusammen waren, umgab
sie eine Aura der Verliebtheit. Und doch schien ihre Liebe ganz rein zu sein.
Sie hielten sich, soweit Carina sehen konnte, nicht einmal an der Hand.
    Vielleicht
gibt es eine Liebe ohne körperliche Berührung, dachte sie naiv. Der Umstand,
daß ihre Schwester und ihr Schwager einen Sohn hatten, bedeutete Carina nichts,
da sie nicht wußte, wie Babys zustande kommen.
    Sie wußte,
wie es bei den Tieren auf dem Feld ist, aber wenn ihr jemand gesagt hätte, daß
es bei den Menschen genauso ist, dann hätte sie das schlicht und einfach nicht
geglaubt.
    Und deshalb
war Carina sicher, daß ihre Gefühle, wenn Lord Harry sie in den Armen hielt,
überhaupt nichts mit Liebe zu tun hatten. Lust, ja. Aber sogar Papa betonte bei
seinem seltenen Erscheinen auf der Kanzel, daß Lust eine gefährliche und
schandbare Sache sei und mit die schlimmste von den sieben Todsünden.
    Die Kutsche
hielt an, und Lord Sylvester half ihr herunter. Er geleitete sie sicher zur Tür
und entschuldigte sich, daß er nicht mit hineinkomme, um Lady Godolphin zu
begrüßen, aber er wolle schnell wieder bei seiner Frau sein.
    Carina
entrang sich ein sentimentaler Seufzer. Sie schöpfte leise Hoffnung. Vielleicht
würde sie eines Tages ein Mann so lieben wie Lord Sylvester Minerva liebte;
eine reine und kostbare Liebe, ohne heiße, erregende, flammende Lustgefühle.
    Lord Harry
war noch nicht da, so nahm es Carina auf sich, Lady Godolphin beizubringen, daß
ihre Verlobung aufgelöst sei.
    »Großer
Gott«, sagte Lady Godolphin. »Deine Population findet nicht statt!«
    Carina
schwieg verdutzt, bis ihr klar wurde, daß Lady Godolphin ›Kopulation‹
meinte.
    »Wollte er
dich nicht?« fragte Lady Godolphin traurig.
    »Wir haben
festgestellt, daß wir nicht zusammenpassen.«
    »Oh, die
Liebe.« Lady Godolphin seufzte lautstark. »Ich bemühe mich, sie zu vergessen,
aber alle Gedichte erinnern mich an sie. Lies nie Gedichte, Carina. Es ist zu
traurig. Hör dir das an:
    Wenn die
Liebe schlägt ihre Flügel
    Und
kennt nicht Tor noch Riegel
    Und
Althea göttlich schaltet
    Und sie
ist so wohlgestaltet
    Wenn ich
in ihr Haar verstrickt bin
    Und in
ihren Blick verquickt bin
    Dann
kann die Freiheit dieser Erden
    Nicht
mit der himmlischen verglichen werden.
    Es herrschte einen
Augenblick Stille.
    »Ich glaube
nicht, daß ich das schon einmal gehört habe«, wagte Carina einen Vorstoß.
    »Es ist von
Lovelace«, sagte Lady Godolphin überrascht. »Du weißt schon, das ist der, der
geschrieben hat: ›Ich könnte, Liebe, dich nicht so lieben, liebt' ich den
Horror mehr.‹«
    »Oh, das«, sagte
Carina, und es war ihr klar, daß es einen ganzen Tag dauern würde, bis man Lady
Godolphins Verwechslungen geklärt hatte, aber dann wüßte man wenigstens, von
was sie sprach.
    »Wird Mr.
Anstey heute abend auch da sein?« fragte sie und hoffte, daß er nicht kam, denn
sie mochte ihn nicht und fand es auch abstoßend, daß eine Dame in Lady
Godolphins Alter so einen jungen, wenn auch wenig attraktiven Liebhaber hatte.
    »Nein«,
seufzte Lady Godolphin. »Er hat mich zum Narren gehalten. Er hat mich
lächerlich gemacht. Er lebt jetzt mit Lady Chester zusammen, die hundert sein
muß, wenn nicht älter. Deshalb denkt die Gesellschaft jetzt, daß er mir nur am
Rockzipfel hing, weil er hinter meinem Geld her war.«
    »Gibt es
keinen anderen?« fragte Carina, die es nicht mit ansehen konnte, daß die
normalerweise so vitale und lebensfrohe Lady Godolphin so schmerzerfüllt
aussah.
    »Nein«,
sagte Lady Godolphin. »Ich bin zu alt.«
    »Aber Sie
doch nicht!« Carina hätte schreien können. Es war absolut erschreckend, Lady
Godolphin zugeben zu hören,

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