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Carina - sTdH 3

Carina - sTdH 3

Titel: Carina - sTdH 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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könnte meinen; sie sei eine von den Griechen, so wie
Leda, wenn man sie reden hört, abgesehen davon, daß es bei der ein Schwan war.
Hat Wentwater dich geküßt?«
    »Ja, Papa.«
    »Und was
hast du dabei gefühlt?«
    »Was ein
Mädchen fühlen darf«, sagte Carina. »Ich habe mich rein und geistig und wie auf
Wolken schwebend gefühlt.«
    »Sieh da.
Und Desire, hat er dich geküßt?«
    »Ja, Papa.«
    »Und wie
hast du dich da gefühlt?«
    »Unzüchtig
und lüstern«, flüsterte Carina.
    »Aber,
aber, aber«, machte der Pfarrer sarkastisch.
    Carina
wurde wütend: »Denk daran, wie du immer von der Kanzel gegen die Lust
wetterst!«
    »Jaaa, aber
ich habe kein Wort gegen die Leidenschaft gesagt. Laß uns auf Wentwater
zurückkommen. Du hast ihn seit jener Nacht nicht mehr gesehen?«
    »Doch,
leider. Er ... ist mir einmal zum Green Park gefolgt. Ich bin einmal am frühen
Morgen dorthingegangen, um mir in Ruhe über einiges klarzuwerden. Er muß das
Haus beobachtet haben. Er hat gesagt, daß er mich liebt und daß er mich nur
abgewiesen hat, weil er mein Bestes wollte. Ich habe ihn gebeten, mit mir wegzulaufen.«
    Der Pfarrer
schlug sich an den Kopf und sprang auf. »Kommen noch mehr solche Sachen?«
heulte er beinahe.
    »Ja. Ich
sollte ihn um zwei Uhr in der Frühe im Green Park treffen, aber ich bin nicht
gegangen.«
    »Gott sei
Dank für seine Güte! Weißt du, Carina, du hast ein gefährliches Spiel gespielt.
Wentwater macht sich keinen Pfifferling aus dir, er hat sich nie etwas aus dir
gemacht, und er wird sich auch nie etwas aus dir machen. Er ist entschlossen,
sich zu rächen, das ist alles. Wenn überhaupt, dann will er Emily heiraten. Auf
diese Weise könnte er zugleich mich ärgern und zu einer Frau mit einer guten
Mitgift kommen. Aber irgendwas stimmt bei der Sache trotzdem noch nicht. Es
sieht so aus, als hätte Desire ihn das Fürchten gelehrt, und auch vor mir
fürchtet sich Wentwater ganz schrecklich. Warum also gibt er immer noch nicht
auf?«
    Er saß eine
Zeitlang in Gedanken versunken da. Dann sagte er langsam: »Wir wissen
eigentlich nicht viel über diese Wentwaters. Lady Wentwater steht nicht im
Adelsverzeichnis. Gut, wir haben vermutet, daß sie den Titel angenommen hat,
und sie scheint ja auch ganz harmlos zu sein. Aber ich frage mich, woher die
Wentwaters kommen. Ich muß nach London zurück.« Da fiel ihm der verdammte
Fuchs ein, und ein sehnsüchtiger Zug trat in sein Gesicht. »Ich muß Guy
Wentwater ausräuchern und dafür sorgen, daß er nie wieder in die Nähe von
Hopeworth kommt. Und keines von euch Mädchen geht zu Lady Wentwater! Ich werde
sie selbst aufsuchen und ihr erklären, warum.«
    Er hielt
inne und schaute auf das Häufchen Unglück, das Carina Armitage war.
    »Du hast
einen ganz schönen Schlamassel angerichtet«, sagte er mit freundlicher Stimme,
»aber jetzt ist ja alles gut.« Er stand auf und kam um seinen Schreibtisch
herum. »Ab mit dir ins Bett. Esist spät,
und ich habe noch nicht einmal zu Abend gegessen.« Carina stand auf und sah ihm
voll ins Gesicht. Große Tränen rollten ihr langsam über die Wangen.
    Der Vikar
hielt wortlos seine Arme auf, und sie eilte hinein. »Ist ja gut«, tröstete er,
»es ist ja alles vorbei.«
    »Aber ich
liebe ihn, Papa«, sagte Carina mit erstickter Stimme. Der Vikar erstarrte.
»Dann wirst du darüber wegkommen müssen«, sagte
er barsch. »In dieses Haus setzt Wentwater keinen Fuß.«
    »Nein, nicht ihn«,
heulte Carina auf und weinte noch heftigerals zuvor.
    »Wen denn,
in Gottes Namen?«
    »Lord
Harry.«
    Die plumpen
Hände des Vikars spannten sich um ihre Schultern. Er hätte sie schütteln mögen,
bis sie mit den Zähnen klapperte. Statt dessen sagte er erschöpft: »Wir
sprechen morgen noch einmal miteinander. Geh jetzt ins Bett und sei ein liebes
Mädchen.«
    »Oh, Papa«,
schluchzte Carina. »Ich liebe dich auch. Ich bin ja so ein Dummkopf gewesen.«
    »Wirklich?«
grinste der Vikar, dem plötzlich alle Sorgen der Welt wie ein Stein vom Herzen
fielen. »Nun, das ist recht. Geh, und vergiß nicht zu beten.«
    Er stand
strahlend da, bis sie das Zimmer verlassen hatte. Aber als Mrs. Armitage ein
paar Minuten später hereinkam, um ihn zu fragen, ob er sein Abendessen wolle,
stieß der Vikar von St. Charles and St. Jude den Kopf in rhythmischen
Bewegungen gegen die Wand seines Arbeitszimmers.
    Mrs.
Armitage vermutete, es handle sich um irgendein geheimnisvolles männliches
Jagdritual – Männer waren so seltsam, genau wie Kinder –

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