Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Carina - sTdH 3

Carina - sTdH 3

Titel: Carina - sTdH 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
Vom Netzwerk:
bittet sie ihn, mit ihr
durchzubrennen, aber entschließt sich dann anders und schickt ihm nicht einmal
ein Briefchen, um ihm das mitzuteilen. Was soll nun daran so böse und
schrecklich sein? Ich würde Ihnen, Hochwürden, als Frau ohne Begleitung auch
nicht gerne begegnen, wenn Sie angeheitert sind.«
    Der Vikar
lief rot an. Auf einmal erinnerte er sich, daß er einmal, als er noch viel
jünger war, mit zwei Freunden in einem Gasthaus am Straßenrand gezecht hatte.
Eine Frau war hereingekommen und hatte ganz ruhig eine Mahlzeit bestellt. Sie
hatten sie dermaßen mit Fragen und Komplimenten belästigt, daß sie aus dem
Gasthaus lief.
    Später
stellte sich heraus, daß sie eine adlige Dame war, deren Mädchen unterwegs
krank geworden und deren Kutsche zusammengebrochen war. Ihr Mann hatte den
Vikar damals äußerst heftig beschimpft und ihn als eine Beleidigung für den
geistlichen Stand bezeichnet.
    »Aber ich
glaube kein bißchen daran, daß er sie liebt«, brüllte er. »Verdammt noch mal,
ich möchte wetten, daß er auf Rache aus ist.«
    »Das wäre
Ihre Art, Hochwürden«, sagte Lady Wentwater liebenswürdig, »aber Sie dürfen
andere nicht mit Ihren Maßstäben messen. Guy ist ein lieber, hübscher junger
Mann, der keiner Fliege etwas zuleide tut.«
    »Wer war
Ihr Gatte, Madam?« fragte der Vikar, abrupt das Thema wechselnd.
    Es war
einen Augenblick lang ganz still. Die asthmatische Uhr in der Ecke gab ein
kurzatmiges, pfeifendes Geräusch von sich, bevor sie die volle Stunde schlug.
    »Sir
William Wentwater«, antwortete Lady Wentwater schließlich. »Warum fragen Sie?«
    »Nie
gehört«, sagte der Vikar grob.
    »Nein,
warum sollten Sie auch. Er ist schon lange tot.«
    Der Vikar
rollte seine Augen in Richtung Squire.
    Dieser
hüstelte diskret. »Vielleicht könnten Sie uns sagen, wo sich Mr. Wentwater
augenblicklich aufhält? Wir wollen nach London und ihn aufsuchen.«
    »Ich weiß
nicht, wo er ist. Versuchen Sie es bei Long's oder Limmer's.«
    Beide Männer
erhoben sich, um sich zu verabschieden.
    »Aber
grüßen Sie ihn herzlich, wenn Sie ihn finden«, sagte Lady Wentwater. Dann nahm
sie ihr Buch wieder auf und schien vergessen zu haben, daß sie noch da waren.
    Als die
beiden Herren ein Stück die Straße hinuntergegangen waren, platzte der Vikar
heraus: »Die Sache gefällt mir nicht. Ganz und gar nicht.«
    »So wie
Lady Wentwater es dargestellt hat, klang es, als würden wir uns irgendwelche
Schurkereien einbilden, die gar nicht existieren«, meinte der Squire.
    »Nein,
nein, die Sache ist faul«, sagte der Vikar. »Jedesmal, wenn ich die alte
Schachtel anschaue, meine ich, ich sehe Zollhauswaren vor mir.«
    »Zollhauswaren,
Charles?«
    »Oh, das
ist Slang«, antwortete der Vikar. »Das ist das Lager und das Gewerbe einer
Prostituierten, weil sie sicher in den Hafen eingelaufen ist, weißt du.«
    »Charles,
du schockierst mich.«
    »Sie hat
etwas an sich«, sagte der Vikar, der die Bemerkung seines Freundes überhörte,
»das mich an diese Bordellbesitzerin vomCovent
Garden – Peggy Jones hieß sie – erinnert.« Er lachte genüßlich. »Das war so
eine. Was die Frau mit einem Federwisch alles anstellte ...«
    »Charles!
Jetzt reicht es aber. Denk an deinen Beruf. Wenn dich ein Pfarrkind so sprechen
hörte?«
    »Entschuldige«,
murmelte der Vikar. »Mörderische Kälte. Meinst du, das Wetter ist morgen auch
so? Wird es denn niemals Frühling?«
    »Wenn du
jagdlustig bist, dann ist es besser, du freust dich auf die nächste Saison«,
sagte der Squire ernst. »ich möchte jedenfalls nicht, daß du meine
Frühlingssaat ruinierst.«
    »O Gott!«
schrie der Vikar plötzlich auf. »Sieh dir das an!«
    Sie gingen
gerade an einer dichten Dornenhecke entlang, die eines der Güter des
Herrenhauses umgab. In der Hecke war ein schmaler Spalt, durch den man einen
Fuchs sitzen sah, der sie mit seinen gelben Augen ungeniert musterte.
    »Du siehst
ihn auch, nicht wahr, Jimmy?« flehte der Vikar.
    »Ja«, sagte
der Squire und starrte den Fuchs erstaunt an. »Ich schwöre, das Tier weiß, daß
wir es wegen der Dornen nicht kriegen können.«
    »Was können
wir nicht?« rief der Vikar aus und stürzte sich wie ein Wilder auf die Öffnung
in der Hecke. Dabei schrie und fluchte er, weil ihm die Dornen Gesicht und
Hände zerkratzten.
    Der Fuchs
legte den Kopf zur Seite und schaute ihn neugierig an.
    »Ich hole
die Hunde«, japste der Vikar, der sich geschlagen geben mußte und wieder
zurückgekrochen kam. »Ich will dieses

Weitere Kostenlose Bücher