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Carina - sTdH 3

Carina - sTdH 3

Titel: Carina - sTdH 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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ließ
sich in einen Sessel fallen, und der Vikar setzte sich hinter seinen über und
über mit Papieren bedeckten Schreibtisch. Betty kam mit einem Tablett herein,
auf dem sich die Flasche, ein Glas, Zitronen und ein Krug heißes Wasser
befanden.
    Sie blickte
neugierig auf Carina.
    Sobald
Betty draußen war, goß der Vikar sich ein großes Glas Brandy ein und stürzte es
in einem Zug hinunter. Er schaute forschend auf Carinas leidende Miene und
stürzte ein zweites reichlich gefülltes Glas ebenfalls in einem Zug hinterher.
    »Jetzt ist
mir wohler«, sagte er und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. »Nun,
wo fehlt's?«
    Carina
schüttelte tief betrübt den Kopf.
    Sie wollte
sich aussprechen, aber dazu war sicherlich jeder andere besser geeignet als
dieser gefühllose Vater.
    »Da werde
ich wohl raten müssen«, sagte der Vikar. »Beginnen wir mit Guy Wentwater.«
    Carina
wurde so rot, wie sie vorher blaß gewesen war.
    »Ja er«,
sagte der Vikar und lehnte sich, die Daumen in den Westentaschen, in seinem
Stuhl zurück. »Ich habe das Gefühl, du bist hingegangen und hast diesen
Taugenichts gefragt, ob er mit dir durchbrennt, weil du Desire nicht heiraten
wolltest. Ich glaube, in der Nacht, als du mit deinen Hutschachteln zu Lady
Wentwaters Haus gingst, hat er dir den Laufpaß gegeben. Es war dein Glück, daß
Ihre Ladyschaft zu Hause war, sonst hätte es dir schlimm ergehen können, und ob
er dich geheiratet hätte, ist eine andere Frage. Weißt du denn nicht, daß sich
Wentwater rächen will?« Carina schaute ihren Vater mit offenem Mund an.
    Der Vikar
wartete ab, ob sie etwas sagen wollte, und als nichts kam, fuhr er fort: »Und
irgendwie bekam Desire Wind von der Sache und ging zu Lady Wentwater und holte
die Hutschachteln. Daraufhin sagst du, du willst ihn heiraten, machst aber
einen so verschreckten Eindruck, daß der Squire und ich uns gedacht haben, er
erpreßt dich. So haben wir uns schnellstens nach London aufgemacht, um dich
soviel wie möglich von ihm fernzuhalten, damit du endlich merkst, daß wir auf
deiner Seite sind, und du uns die Wahrheit sagst. Es war eine Erleichterung,
als ich ihm schließlich gegenüberstand und er einverstanden war, dich nicht zu
heiraten. Möchtest du jetzt ergänzen, was noch fehlt?«
    Carina ließ
den Kopf hängen. Sie war erstaunt, daß ihr Vater so viel erraten hatte und
trotzdem nicht brüllte und tobte.
    Ihr
Bedürfnis, ihren Kummer abzuladen, war groß, und mit einem kleinen Seufzer
begann sie. Sie erzählte ihm die ganze Geschichte von Anfang bis Ende und ließ
nichts aus, bis auf die letzte Begegnung.
    »Ich bring'
ihn um«, stieß der Vikar wutentbrannt aus. »Ich will dir sagen, warum er das
getan hat.« Er erzählte die Geschichte, wie er Guy aus der Grafschaft
vertrieben hatte.
    »Er ist ein
schwacher und zugleich böser Mensch«, sagte er. »Du siehst so aus, als seist du
genug gestraft, aber beim heiligen Georg, ich kann mich nur wundern, daß du
derart auf ihn hereingefallen bist.«
    Sie wußte
selbst nicht, wie ihr geschah, aber sie erzählte ihrem Vater von ihrer Liebe zu
Guy, von ihren Träumen, daß sie eine Liebe wie Minerva erleben würde ... »Weißt
du, Papa«, schloß sie ernst, »eine reine und geistige Liebe, ohne jede Lust.«
    »Hmm, ihre
Ehe ist wohl kaum ohne Leidenschaft«, meinte der Vikar trocken. »Minerva und
Sylvester sind nur viel zu gut erzogen, um in aller Öffentlichkeit aneinander
rumzugrapschen und sich schöne Augen zu machen, aber sie müssen sich ständig am
Riemenreißen, um
sich nicht zu betatschen, und es ist bloß gut, daß er sie so schnell geheiratet
hat, sonst wäre ich gezwungen gewesen, ihn mit der Flinte im Rücken zum Altar
zu treiben.«
    »Papa!«
    »Es ist
schon so, Tochter! Was glaubst du wohl, wie sie zu ihrem Kind gekommen sind?
Bestimmt nicht dadurch, daß sie einander Gedichte vorgelesen und über Politik
diskutiert haben.«
    Carina
starrte ihn mit großen Augen an, mit ihren ungewöhnlich grünen, hellwachen
Augen – »wie dieser verdammte Fuchs«, dachte der Vikar plötzlich schlecht
gelaunt.
    Er stemmte
seine Ellbogen auf den Tisch und lehnte sich nach vorne: »Du weißt nicht, wovon
ich spreche, was?«
    »Nein,
Papa.«
    Schweißtropfen
bildeten sich auf der Stirn des Vikars. »Deine Mutter sollte dich über diese
Dinge aufklären«, sagte er verärgert, »aber um die Wahrheit zu sagen, ich
glaube nicht, daß sie Bescheid weiß. Acht Kinder, und sie glaubt immer noch,
daß es der Storch war. Man

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