Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung
genauso füllig geworden war wie Tage? Dann sollte er aber unbedingt pünktlich kommen. Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn sich ein Dicker auch noch verspätete.
In dem Moment fiel ihr Curt Wads gewaltiger Körper ein und gleichzeitig stellte sie fest, dass Ritas Mantel noch immer am Kleiderhaken im Flur hing.
Sie packte ihn und warf ihn aufs Bett zu Ritas Handtasche. Da fielen die Zigaretten aus der Manteltasche.
Einen Augenblick sah sie auf die Packung.
Diese verdammten Zigaretten, dachte sie. Was war Ritas Laster sie beide doch teuer zu stehen gekommen.
28
November 2010
I ch soll euch gleich als Erstes was vom Mechaniker aus der Abteilung für Polizeitechnik ausrichten. Bis Mittwoch dürft ihr Kerle das Männerklo auf dem Gang nicht benutzen, dann will er die Toilette kontrollieren.« Die Hände in die Hüften gestemmt, fuhr Rose resolut fort: »Es gibt da einen, der hat gestern das Klo gründlichst mit Toilettenpapier verstopft. Wer das wohl war?«
Sie wandte sich von Assad ab und starrte Carl ins Gesicht. Ihre Augenbrauen waren bis an den Rand ihrer rabenschwarzen Mähne hochgezogen.
Carl machte eine abwehrende Geste. In internationaler Körpersprache hieß das: Woher soll ich das wissen? In seiner eigenen Sprache hieß es: Rose, das geht dich einen Scheißdreck an, ich habe nicht vor, meine Toilettengewohnheiten und Darmprobleme mit Untergeordneten zu erörtern, schon gar nicht mit solchen vom anderen Geschlecht.
»Wenn ihr also die Damentoilette benutzt, dann habt ihr entweder im Sitzen zu pinkeln oder zumindest anschließend die Klobrille wieder runterzuklappen.«
Carl runzelte die Stirn. Also, jetzt wurde es ihm langsam doch zu intim.
»Rose, du prüfst bitte zügig alle Informationen, die du zu Nete Hermansen hast, und machst mir eine Liste davon«, wechselte er das Thema. »Aber als Erstes gibst du mir die Nummer dieses Journalisten, dieses Søren Brandt.« Sie durfte ihn ja gern mal reizen, aber nicht an seinem freien Tag. Irgendwo waren Grenzen.
»Ich hab übrigens gerade mit ihm geredet«, ließ sich Assad vernehmen, den Kopf über eine Tasse mit einer dampfenden, nach Karamell stinkenden Substanz gebeugt.
Carl neigte den Kopf zur Seite. Ach, so war das?
»Du hast gerade mit Søren Brandt geredet, sagst du?« Er runzelte die Stirn. »Aber du hast ihm hoffentlich nicht auf die Nase gebunden, dass wir die Akten gestohlen haben, oder?«
Assad stemmte die Hände in die Seiten. »Glaubst du etwa, ein Dromedar taucht die Zehen in den See, aus dem es trinkt?«
»Hast du, Assad?«
Er ließ die Hände sinken. »Na ja. Aber nur ein kleines bisschen. Ich hab gesagt, wir hätten was über Curt Wad.«
»Und?«
»Na, und auch noch ein bisschen was über diesen Lønberg von Klare Grenzen.«
»Haben wir?«
»Ja. Lag unter L. Dieser Nørvig hat ihn in einigen Fällen vertreten.«
»Darauf kommen wir noch zurück. Was hat Søren Brandt dazu gesagt?«
»Er sagte, er hätte vom Geheimen Kampf gehört. Er hat nämlich mit Nørvigs erster Frau geredet, und die hat ihm gesagt, gewisse Ärzte hätten jahrelang schwangere Frauen aus schwierigen sozialen Verhältnissen für eine gynäkologische Untersuchung an Ärztekollegen vom Geheimen Kampf überwiesen. Und ohne dass die Frauen wussten, worauf sie sich einließen, hätte das oft mit einer Abtreibung geendet. Ja, dieser Søren Brandt hat einiges Material dazu - und im Tausch gegen Kopien von dem, was wir haben, bietet er es uns an.«
»Mein Gott, Assad, du weißt ja nicht, was du tust! Wir werden hochkant rausgeschmissen, wenn öffentlich wird, dass wir uns mit Hilfe eines Einbruchs Beweismaterial angeeignet haben. Gib mir seine Nummer.«
Carl hatte ein schlechtes Gefühl, während er wartete, dass jemand abnahm.
»Ja, ich hab gerade mit einem Ihrer Kollegen telefoniert«, antwortete Søren Brandt nach kurzer Einführung vonseiten Carls. Er klang jung und ehrgeizig. Das waren die Schlimmsten.
»Mein Kollege hat einen Tauschhandel mit Ihnen erörtert, habe ich das richtig verstanden?«
»Ja, eine phantastische Idee! Mir fehlen nämlich noch immer die personellen Verbindungen zwischen der Partei Klare Grenzen und der Organisation Geheimer Kampf. Stellen Sie sich doch vor, dass wir diese kranken Hirne vielleicht bremsen können, bevor sie an die Macht kommen.«
»Entschuldigung, Herr Brandt. Aber ich fürchte, mein Kollege hat da zu viel versprochen. Wir werden das Material dem Staatsanwalt übergeben.«
Der Journalist lachte. »Dem
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