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Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung

Titel: Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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war nicht wiederzuerkennen: In seinem ironischen Ton lag eine Schärfe, die etwas Aggressives hatte. Carl beschloss, ihn an die kurze Leine zu nehmen.
    Der Alte wollte schon fauchen, aber Carl hob eine Hand. »Wie gesagt, wir haben lediglich ein paar kurze Fragen. Und du schweigst derweil, Assad.«
    Carl sah sich in dem Kaminzimmer um. Die Terrassentür führte zum Garten, eine zweite Tür zu einem Raum, der nach Esszimmer aussah, und dann gab es noch eine Doppeltür, die geschlossen war. Alle Türen hatten das für die Sechzigerjahre typische Teakholzfurnier.
    »Liegen Doktor Henriksens Praxisräume hinter diesen Türen? Ist die Praxis im Moment abgeschlossen?«
    Curt Wad nickte. Er war wachsam und äußerst beherrscht, aber sobald sie aufdringlichere Fragen stellen würden, würde die Wut schon durchbrochen.
    »Dann muss es draußen an der Haustür drei Zugänge zum Haus geben. Über die Treppe in den ersten Stock, wo Ihre Frau liegt, nach links in die Praxis und nach rechts ins Esszimmer und dann wahrscheinlich weiter zum Küchentrakt.«
    Wieder nickte Wad. Er wunderte sich wohl etwas über den verbalen Hausrundgang, schwieg aber auch weiterhin.
    Carl ging die Türen zu dem Raum, in dem sie saßen, ein weiteres Mal durch.
    Falls sie gleich überfallen würden, kämen die Angreifer höchstwahrscheinlich aus der Praxis, dachte Carl. Deshalb behielt er die Doppeltür ganz besonders im Auge, während seine Hand die Nähe der Pistole suchte.
    »Was sind das für verschwundene Personen, von denen die Rede ist?«, fragte der Alte schließlich.
    »Ein gewisser Philip Nørvig, mit dem Sie meines Wissens zusammengearbeitet haben.«
    »Ah ja. Den habe ich seit fünfundzwanzig Jahren nicht mehr gesehen. Aber Sie sprachen im Plural von Personen. Um wen geht es sonst noch?«
    Kurzfristig wirkte er entspannter.
    »Um Menschen, die in der einen oder anderen Weise mit Sprogø zu tun hatten«, antwortete Carl.
    »Ich habe nichts mit Sprogø zu tun, ich komme von Fünen«, entgegnete Curt Wad und lächelte spöttisch.
    »Ja. Aber Sie stehen für eine Organisation, die zwischen 1955 und 1961 sehr aktiv und mit einem anscheinend bestens funktionierenden Apparat dafür gesorgt hat, dass Frauen auf der Insel untergebracht wurden. Diese Organisation war zugleich in ungewöhnlich viele Fälle von Zwangsabtreibungen und Zwangssterilisierungen involviert.«
    Jetzt wurde Curt Wads Lächeln noch breiter. »Und ist in irgendeinem dieser Fälle jemals eine Verurteilung erfolgt? Nein. Alles Fehlschlüsse. Und überhaupt, was sollen die paar Schwachsinnigen auf Sprogø mit den Vermisstenfällen, in denen Sie ermitteln, zu tun haben? Vielleicht sollten Sie doch besser mit Nørvig sprechen.«
    »Nørvig verschwand 1987.«
    »Ja, was ich sage. Aber vielleicht hatte er auch allen Grund dazu. Vielleicht stand er ja hinter all dem, womit Sie sich beschäftigen. Glauben Sie, dass hinlänglich gründlich nach ihm gefahndet wurde?«
    Was für ein arrogantes Arschloch!
    »Ich mag mir diesen Unsinn nicht länger anhören, Carl.« Assad wandte sich direkt an Curt Wad. »Sie wussten genau, dass wir hierher unterwegs waren, nicht wahr? Sie sind ja nicht einmal bis zur Tür gegangen, um nachzusehen, wer dort steht und klingelt. Denn Sie wussten, dass der Lkw, der in Ihrem Auftrag auf uns gewartet hatte, uns nicht wie gewünscht erledigt hatte. So ein verdammter Scheißdreck aber auch, nicht wahr?«
    Assad trat dicht auf Wad zu, aber Carl ging das zu schnell. Es gab noch zu viele Details, die Curt Wad erst in aller Ruhe entlockt werden mussten. So würde er sich einfach nur sperren.
    »Nein, Carl, warte«, sagte Assad, als er sah, dass Carl ihm in die Parade fahren wollte. Dann nahm er den Alten, der mindestens anderthalb Köpfe größer war als er, locker um den Leib und schubste ihn in einen Sessel neben dem Kamin. »So, jetzt haben wir Sie besser unter Kontrolle. Heute Nacht haben Sie versucht, Carl Mørck und seine Mitbewohner in die Luft zu jagen, was Ihnen zum Glück nicht gelungen ist. Und in der Nacht davor haben Sie uns einen ungebetenen Besucher ins Präsidium geschickt. Außerdem haben Sie das Verbrennen von Dokumenten veranlasst. Ja, klar, Sie haben natürlich Leute, die die Drecksarbeit für Sie erledigen. Aber erwarten Sie nach alldem ernsthaft, wir wären freundlicher zu Ihnen, als Sie es zu uns sind? Da täuschen Sie sich aber gewaltig.«
    Ein noch immer lächelnder und gefasster Curt Wad sah Assad an. Provokanter ging's kaum.
    Jetzt schaltete

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