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Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung

Titel: Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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grinste Assad. »Nun kommt der Schweinehund raus. Der hässliche Schweinehund Curt Wad.«
    »Verzieh dich doch, du Schwanzneger. Hau bloß ab in dein eigenes Land, du Untermensch.«
    Dann wandte er sich an Carl. »Ja, ich habe mitgemacht und asoziale, strunzdumme Mädchen mit perversen sexuellen Trieben nach Sprogø überwiesen, ja, und die wurden sterilisiert, und dafür sollten Sie mir heute dankbar sein. Sonst würden deren Nachkommen nämlich wie die Ratten durch die Städte wuseln, und Sie und Ihre Kriminalkollegen würden gar nicht mehr hinterherkommen mit der Arbeit, die die Ihnen bescheren würden. Und jetzt hauen Sie ab, alle beide, am besten direkt zur Hölle. Wenn ich jünger wäre ...«
    Er richtete seine Fäuste auf sie.
    Assad war offensichtlich bereit, ihn einen Versuch machen zu lassen. Nun sah Wad erheblich hinfälliger aus als im Fernsehen. Er wirkte fast komisch, dieser Alte, wie er dastand und den Macho spielte in diesem Wohnzimmer mit der Schrankwand und der gesammelten Stilverwirrung eines langen Lebens. Aber Carl wusste es besser. Der Alte war alles andere als komisch, und die Hinfälligkeit galt nur für den Körper. Denn Wads eigentliche Waffe, das Gehirn, war intakt und eiskalt.
    Da packte Carl seinen Helfer am Kragen und führte ihn durch die Terrassentür in den Garten.
    »Ganz ruhig, Assad, die werden ihn schon noch drankriegen«, sagte Carl, als sie den Brøndbyøstervej in Richtung S-Bahnhof hinuntergingen.
    Aber Assad ließ sich nicht beruhigen.
    » Die! Du sagst die und nicht wir «, ereiferte er sich. »Ich weiß nicht, wer die sind, die ihn aufhalten sollten. Curt Wad ist achtundachtzig Jahre alt, Carl. Wenn wir es nicht tun, erwischt den keiner vor Allah.«

    Während der S-Bahn-Fahrt redeten sie nicht viel, hingen ihren Gedanken nach.
    »Ist dir aufgefallen, wie arrogant dieser Scheißer war? Der hatte nicht mal eine Alarmanlage im Haus«, brach Assad nach einiger Zeit das Schweigen. »Bei dem kann man ungestört einbrechen, und man sollte es wohl auch tun, bevor er wichtiges Beweismaterial vernichtet.«
    Er ging nicht näher darauf ein, wen er mit »man« meinte.
    »Das tust du nicht, Assad!«, erwiderte Carl mit Nachdruck. »Ein Einbruch pro Woche ist mehr als genug.« Mehr zu sagen schien nicht nötig, und mehr wurde auch nicht gesagt.
    Sie waren kaum fünf Minuten im Präsidium, da kam Rose mit einem Fax in Carls Zimmer.
    »Das lag im Faxgerät und ist für Assad«, sagte sie. »Aus Litauen, glaube ich, der Absendernummer nach zu urteilen. Reichlich unappetitliches Foto, nicht? Hast du eine Ahnung, warum die uns das geschickt haben?«
    Carl warf einen Blick darauf und erstarrte.
    »Assad, komm mal her«, rief er.
    Das ging nicht so schnell wie sonst. Der Tag war hart gewesen.
    »Ja, was ist?«, fragte Assad, als er endlich auf Carls Türschwelle stand.
    Carl deutete auf das Fax. »Assad, diese Tätowierung kann man ja wohl nicht verwechseln, oder?«
    Assad betrachtete den tätowierten Drachen, der an Linas Verslovas fast abgetrenntem Kopf zweigeteilt war. Dessen Gesicht drückte Angst und Erstaunen aus.
    Assads Gesicht tat das leider nicht.
    »Unschön«, sagte er. »Aber damit habe ich nichts zu tun, Carl.«
    »Und du findest nicht, dass du indirekt deine Finger im Spiel hast?« Carl haute auf das Fax. Auch er war mit den Nerven am Ende, und das war schließlich kein Wunder.
    »Bei indirekt weiß man nie. Das ist ja nichts, was man bewusst macht.«
    Carl tastete nach seinen Zigaretten. Er brauchte dringend eine. »An sich glaube ich dir das, Assad. Aber warum, zum Teufel, meinte die Polizei in Litauen, oder wer auch immer den Scheißdreck geschickt hat, dich darüber informieren zu müssen? Und wo zum Teufel ist mein Feuerzeug?«
    »Ich habe keinen blassen Schimmer, warum ich informiert werden sollte, Carl. Aber ich kann anrufen und fragen.« Letzteres klang spöttischer als nötig.
    »Weißt du was, Assad? Ich glaube, das muss warten. Im Moment scheint mir, du solltest schleunigst nach Hause gehen, oder wie auch immer du das nennst, und dein System mal runterfahren. Du wirkst nämlich, als könntest du jeden Augenblick überkochen.«
    »Und wieso tust du das nicht selbst, Carl? Ist doch komisch. Aber wenn du meinst, dann gehe ich.« Er versuchte, zu überspielen, was allzu offensichtlich war: Er war wütender als Carl ihn jemals erlebt hatte.
    Dann ging er, und Carls Feuerzeug schaute demonstrativ aus der hinteren Hosentasche.

36
    September 1987
    A ls Nørvig der Kopf auf

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