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Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung

Titel: Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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der Sozialistischen Partei, das andere Mal gegen einen zufällig daherkommenden Migrantenjungen. Keine lange kriminelle Laufbahn, aber absolut ausreichend, um sich über die weitere Karriere des Mannes ernsthafte Gedanken zu machen.
    Carl sah nach oben zum Flachbildschirm. Seit er sich hingesetzt hatte, liefen dort unablässig die Nachrichten von TV 2.
    Die beiden, Marcus Jacobsen und der Pressesprecher, handelten den Vorfall mit dem abgegebenen Schuss gut. Kein Wort zu einer laufenden Ermittlung, kein Wort zu möglichen Hintergründen. Es klang, als wäre es ein Vorfall aus heiterem Himmel gewesen: ein offenbar verwirrter Mann, der durch einen zufällig vorbeikommenden und geistesgegenwärtig handelnden Motorradpolizisten gestoppt werden konnte, wodurch das Leben zweier Kollegen gerettet worden war.
    Carl nickte. Die Episode zeigte, dass Curt Wad verzweifelt und in die Enge getrieben war. Andererseits bestand aber auch kein Zweifel, dass mit diesem Zwischenfall das Ende noch nicht erreicht war. Wenn Marcus wieder am Platz war, mussten sie beraten, wie sie schnellstmöglich Festnahmen durchführen könnten.
    Auf dem Monitor wechselte das Bild: Der Sprecher kommentierte kurz Marcus Jacobsens Meriten, beklagte aber, dass die Namen des Getöteten und des Beamten, der geschossen hatte, noch immer nicht veröffentlicht seien.
    Erneut wechselte das Bild, nicht aber der Gesichtsausdruck des Sprechers:
    Gegen neun Uhr heute früh bekam ein Segler einen gewaltigen Schreck. Der Mann, der in Havnsø ausgelaufen war, entdeckte auf halbem Weg nach Sejerby auf Sejerø eine an der Wasseroberfläche treibende Leiche. Nach unseren Informationen handelt es sich bei dem Ertrunkenen um den einunddreißigjährigen Journalisten Søren Brandt. Die Angehörigen sind bereits unterrichtet.
    Erschüttert stellte Carl die Kaffeetasse ab und starrte auf den Bildschirm, wo gerade das Foto eines lächelnden Søren Brandt eingeblendet wurde.
    Nahm der Albtraum denn gar kein Ende?

    »Madvig ist ein alter Bekannter von dir, Carl, nicht wahr?«, fragte Marcus Jacobsen und bat seine Gäste, Platz zu nehmen.
    Carl nickte und gab dem Mann die Hand. Karl Madvig, einer der harten Knochen beim Nachrichtendienst der Polizei, doch, ja, Carl kannte ihn besser als die meisten.
    »Lange her, Mørck«, stellte Madvig fest.
    Konnte man so sagen. Seit ihrer gemeinsamen Zeit auf der Polizeischule hatten sich ihre Wege nicht mehr gekreuzt. Madvig war schließlich sehr beschäftigt gewesen, am isolierten Himmel des Nachrichtendienstes Komet zu spielen. Seinerzeit war er ein feiner Kerl gewesen, aber Gerüchte besagten, dass er im Laufe der Jahre einen Teil seines angeborenen Charmes eingebüßt hatte. Das mochte an dem dunklen Anzug liegen, den er immer trug, oder am Selbstbewusstsein, das allzu gute Wachstumsbedingungen bekommen hatte. Letztlich war es Carl völlig schnuppe, woran es lag.
    »Hallo Qualle«, begrüßte er den Nachrichtendienstler und freute sich, dass der ein bisschen zusammenzuckte, als sein alter Spitzname aus dem Nebel des Vergessens hochschoss. »Nun sind wir also so weit, dass der Nachrichtendienst ins Bild kommt. Nicht, dass es mich besonders erstaunen würde«, fuhr er mit vielsagendem Blick in Jacobsens Richtung fort.
    Der suchte nach seinem Nikotinkaugummi. »Carl, vorab Folgendes: Madvig ist beim Nachrichtendienst verantwortlich dafür, wie mit Klare Grenzen und den Leuten aus dem innersten Zirkel, darunter Curt Wad, umgegangen wird. Da die nachrichtendienstlichen Ermittlungen in dieser Sache nun schon im vierten Jahr laufen, kannst du wohl verstehen ...«
    »Ich verstehe alles«, unterbrach ihn Carl und wandte sich Madvig zu. »Ich bin dein Mann, Qualle, schieß los!«
    Madvig nickte und kondolierte ihm wegen der Vorkommnisse mit seinem Assistenten. Vielleicht sei das Wort »kondolieren« fehl am Platze, fügte er in der nächsten Sekunde hinzu, das hoffe er jedenfalls von ganzem Herzen.
    Dann legte Madvig den Fall dar, sehr offen und direkt und in vielerlei Hinsicht auch mit starker innerer Beteiligung. Ein Fall, der ihm naheging, das sah man. Auch er war offenbar bis in die Tiefe, bis zum Bodensatz, vorgedrungen und hatte aufgerührt, wozu Menschen hinter scheinbar wohlanständiger Fassade fähig waren.
    »Wir haben einflussreiche Mitglieder der Partei abgehört sowie mehrere Mitglieder, die wir vom Geheimen Kampf kennen, und zwar so systematisch wie möglich. Deshalb ist uns ein Teil der Problematik bekannt, über die du Marcus bereits

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