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Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung

Titel: Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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damit auf, als sich das Tier gegen ihn wandte, die Zähne fletschte und ihn anknurrte.
    Eine oder zwei Minuten standen sich die beiden so gegenüber. Nete lehnte unterdessen am pompösen Brückengeländer und tat so, als fasziniere sie der Blick über die Gewässer bis hin zum Seepavillon an der Gyldenløvesgade.
    Dabei lag der Grund für ihre Faszination viel näher: Aus dem Augenwinkel sah sie, wie sich der Hund auf einmal schwerfällig hinsetzte und dann verwirrt umschaute, als hätte er völlig die Orientierung verloren. Die Zunge hing ihm aus dem Hals, ein typisches Symptom, wie sie wusste.
    Gleich rennt er ans Wasser, um zu saufen, dachte sie. Aber der Moment war schon verpasst.
    Erst als sich der Köter schnaufend auf die Seite rollte und schließlich ganz still dalag, begriff der Idiot am anderen Ende der Hundeleine, dass da etwas nicht stimmte.
    Verstört zerrte er an der Leine und rief immer wieder: »Komm schon, Satan, nun komm schon!« Aber Satan gehorchte nicht mehr. Die Bilsenkraut-Fleischwurst hatte Wirkung gezeigt.

    Seit einer Stunde hörte sie nun klassische Musik im Radio. Das gab ihr die Ruhe, die sie zum Nachdenken brauchte. Die Wirkung des Bilsenkrauts hatte sie heute Vormittag erlebt, in der Hinsicht war sie unbesorgt. Nun kam es darauf an, dass ihre Gäste die Termine einhielten, zu denen sie einbestellt waren. Daran, dass sie anbeißen würden, zweifelte sie nicht. Zehn Millionen Kronen waren zwar viel Geld, eine Summe, die vielleicht erst mal stutzig machte, aber im Königreich Dänemark war allgemein bekannt, dass sie schwerreich war. Nein, keine Frage, einen solchen Batzen Geld würde sich niemand entgehen lassen.
    Da begannen die Radio-Nachrichten. Diesmal ganz ohne Aufreger-Themen. Ein Minister besuchte die DDR, dem Israeli, der geheime Informationen über Atomwaffen weitergegeben hatte, wurde der Prozess gemacht.
    Nete stand auf. Sie wollte gerade in die Küche gehen, um sich etwas zu essen zu machen, als Curt Wads Name fiel.
    Wie angestochen zuckte sie zusammen. Hielt reflexhaft die Luft an.
    Seine Stimme war genau wie vor zwei Jahren: hochmütig, klar, selbstsicher. Aber das Thema war neu.
    »Klare Grenzen steht für weit mehr als für Maßnahmen gegen die wachsweiche Nachgiebigkeit der Gesellschaft in Zuwanderungsfragen. Wir befassen uns auch mit der Frage, wie und in welchem Ausmaß sich die Randgruppen unserer Gesellschaft fortpflanzen. Insgesamt sind Kinder von sozial schwachen oder erblich vorbelasteten Eltern für einen erheblichen Teil der Probleme verantwortlich, mit denen wir uns hierzulande tagtäglich herumschlagen müssen und die uns Milliarden kosten: Kinder, die geistesschwach auf die Welt kommen, Kinder, die eine wie auch immer geartete Sucht entwickeln, oder Kinder, die dieselben asozialen Tendenzen aufweisen wie ihre Eltern«, führte er aus, ohne dem Journalisten eine Chance zu lassen, dazwischenzugehen. »Stellen Sie sich nur vor, was wir sparen würden, wenn kriminellen Eltern das Recht abgesprochen würde, Kinder in die Welt zu setzen. Sozialhilfe wäre fast überflüssig. Die Gefängnisse stünden gewissermaßen leer. Oder wenn diese irrsinnigen Ausgaben für arbeitslose Einwanderer wegfallen würden, die sich hier einen faulen Lenz machen, ihre Familien nachholen und unsere Schulen mit Kindern bevölkern, die weder unsere Sprache noch unsere Sitten und Gebräuche verstehen. Stellen Sie sich vor, was es bedeuten würde, wenn kinderreiche Familien, die vor allem von staatlichen Zuwendungen leben und ihren Nachwuchs verwahrlosen lassen, auf einmal kein Recht mehr hätten, unbegrenzt viele Kinder in die Welt zu setzen. Kinder, die sich nie selbst versorgen können. Denn es dreht sich um ...«
    Nete ließ sich auf einen Stuhl fallen. Ihr Blick wanderte hinüber zu den Kronen der großen Kastanienbäume. Alles in ihr drehte sich. Wer war er, dass er es wagte, sich zum Richter über Leben und Tod aufzuschwingen?
    Curt Wad, natürlich.
    Für einen Moment war ihr, als müsste sie sich übergeben.

    Nete stand ihrem Vater gegenüber. Sein Gesicht war so düster, wie sie es noch nie gesehen hatte. Düster und verbittert.
    »Ich habe dich verteidigt, solange du zur Schule gegangen bist, Nete, das weißt du doch, oder?«
    Sie nickte. Das wusste sie. Unzählige Male waren sie zum Gespräch in die dunkle Schulstube gerufen worden, und ihr Vater hatte stets gegen die Drohungen des Schulleiters und der Lehrerin protestiert. Mittlerweile war er so mürbe, dass er sich die Klagen

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