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Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung

Titel: Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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die fünf nicht nur wütend, sondern auch verlegen, und das war für solche Kerle das Allerschlimmste.
    »Was für eine dreckige kleine Sau!«, rief einer von ihnen. »Ab ins Wasser mit ihr, zum Waschen!«
    Und ohne zu zögern, packten die Jungs sie an den Beinen und Schultern und warfen sie in den Mühlbach.
    Alle hörten den dumpfen Aufprall, als sie mit dem Bauch auf einen Stein knallte, und alle sahen, wie sie mit den Armen ruderte und sich das Wasser zwischen ihren Beinen rot färbte. Aber niemand unternahm etwas. Alle machten, dass sie so schnell wie möglich wegkamen.
    Es war ihr Vater, der den Schrei hörte, der seine Tochter aus dem Wasser zog und nach Hause bugsierte. Mit kräftigen Armen, die plötzlich ganz behutsam sein konnten. Auch er hatte das Blut gesehen und begriffen, dass sie sich nicht mehr selbst helfen konnte.
    Dann legte er sie ins Bett, kühlte ihren Unterleib mit Lappen und bat sie um Verzeihung für sein aufbrausendes Temperament, aber sie antwortete nicht. Sie war so voller Schmerzen im Kopf, im Unterleib und im Magen, dass sie keinen Ton herausbrachte.
    Danach fragte er nicht mehr, von wem sie schwanger gewesen war, denn die Schwangerschaft war beendet, soviel war ihm klar. Auch Netes Mutter hatte Fehlgeburten gehabt, das war kein Geheimnis, und die Symptome waren eindeutig. Sogar Nete begriff.
    Am Abend, als Netes Stirn plötzlich heiß wurde, ließ ihr Vater Doktor Wad holen. Eine Stunde später kam er, in Begleitung seines Sohnes Curt. Beide schienen von Netes Zustand nicht sonderlich überrascht zu sein, trotzdem sagte der Arzt lediglich, dass sie Pech gehabt habe mit ihrem Sturz in den Mühlbach. So habe er es von anderen gehört, und so müsse es gewesen sein, nach dem zu urteilen, was er sehe. Unglücklicherweise habe sie geblutet, sagte er. Und dann fragte er ihren Vater, ob sie schwanger sei. Er machte sich nicht mal die Mühe, sie zu untersuchen.
    Sie sah das Gesicht ihres Vaters, als der den Kopf schüttelte, ratlos und beschämt.
    »Das wäre ja ungesetzlich«, antwortete er leise. »Also selbstverständlich nein. Deshalb brauchen wir auch keine Polizei. Ein Missgeschick ist ein Missgeschick.«
    »Du wirst dich schon wieder erholen«, sagte der Sohn des Arztes und strich ihr etwas zu lange über den Arm, wobei seine Fingerspitzen wie unabsichtlich die kleinen Brüste streiften.
    Das war ihre erste Begegnung mit Curt Wad gewesen, und schon da hatte sie in seiner Nähe Unbehagen empfunden.
    Anschließend sah ihr Vater sie lange an, dann gab er sich einen Ruck und beschloss, ihr Leben und sein eigenes zu ruinieren.
    »Ich kann dich nicht länger hierbehalten, Nete. Wir müssen eine Pflegefamilie für dich finden. Morgen spreche ich mit dem Jugendamt.«

    Noch lange, nachdem das Interview mit Curt Wad vorbei war, saß sie wie erstarrt im Wohnzimmer vor dem Radio. Nicht einmal die Präludien von Bach und Carl Nielsens ›Frühling in Fünen‹ konnten sie beruhigen.
    Man hatte diesem furchtbaren Menschen tatsächlich Redezeit im Rundfunk gewährt. Zwar hatte man versucht, ihn durch Zwischenfragen auszubremsen, aber er hatte seine Zeit genutzt, gut genutzt. Unfassbar!
    Nicht nur gab es all das, wofür er damals gestanden hatte, noch immer, sondern es war in einem Maße zugespitzt worden, das sie entsetzte. Unverbrämt hatte Curt Wad in aller Öffentlichkeit die Ziele seiner Arbeit und seines Strebens erklärt - Ziele, die ganz offenkundig einer anderen Zeit angehörten. Einer Zeit, als die Menschen »Heil!« riefen, die Hacken zusammenschlugen und in dem irrsinnigen Glauben lebten, manche Menschen seien besser als andere und könnten sich das Recht herausnehmen, die Menschheit in wertes und unwertes Leben zu sortieren.
    Dass dieser grauenhafte Mensch ihrer Einladung folgen würde, hatte auf einmal oberste Priorität für sie. Sie musste ihn in ihre Wohnung kriegen, koste es, was es wolle.
    Während sie seine Telefonnummer heraussuchte, zitterte sie am ganzen Körper. Sie musste die Wählscheibe mehrfach drehen, bis sie es richtig hinbekam.
    Erst beim dritten Anlauf war nicht mehr besetzt. Bestimmt hatten auch andere Bekannte von Curt Wad das Interview gehört und ihn wohl sofort angerufen. Hoffentlich Menschen, die ihn und das, wofür er stand, genauso verabscheuten und ihn jetzt beschimpften.
    Allerdings klang Curt Wads Stimme in keiner Weise empört und aufgebracht, als er sich endlich meldete.
    »Curt Wad, Klare Grenzen«, sagte er - schamlos und direkt.
    Als sie ihren Namen

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