Carlotta, Band 4: Carlotta - Internat und Prinzenball (German Edition)
was dagegen, wenn Lilly in Deinem Zimmer übernachtet? Sie ist in Deinem Alter und würde sich in Deinen vier Wänden bestimmt wohlfühlen. Tessa bekommt das Gästezimmer.
Noch mal Küsschen.
Dad
Lilly? Tessa? Carlotta hat das Gefühl, als würden sich ihre Nackenhaare einzeln aufrollen. Es stimmt also: Paps hat was am Laufen! Eindeutig! Und als wäre das noch nicht genug, hat diese holländische Tussi – es ist bestimmt die, die ihn Srattje genannt hat! – auch noch eine Tochter. In ihrem Alter. Und diese Tessatussitochter soll in ihrem Zimmer übernachten?
„Das kommt ja überhaupt nicht in die Tüte!“, schnaubt Carlotta. Lilly und Tessa … Was für bescheuerte Namen! Total affig irgendwie. Und überhaupt: Wieso besuchen die Paps? Noch dazu mit Übernachtung! Muss das sein?
„Nein!“, sagt sie laut und hackt die Antwortmail in die Tastatur. Ihre Augenbrauen berühren sich fast, als sie die Stirn in tiefe, sehr ärgerliche Falten legt.
Hi!
Doch, ich hab was dagegen! Ich möchte nicht, dass diese Lilliyfee oder Tessatralala oder sonst wer mein Zimmer betritt, wenn ich nicht zu Hause bin!!! Das ist MEIN Zimmer! Ich will nicht, dass Fremde in meinem Bett schlafen oder in meinen Sachen rumwühlen!
Deine (falls Du Dich noch an mich erinnerst) Tochter Carlotta
PS: Schließ bitte mein Zimmer ab und schick mir den Schlüssel. Am besten per Express und Einschreiben!
PPS: Schönes nächstes Wochenende!!
Ich hab leider erst in vier Wochen wieder Freigang!
Bevor sie es sich anders überlegen kann, klickt Carlotta auf Senden. Sie ist stinksauer. Was bildet ihr Vater sich eigentlich ein? Nur weil sie in einem Internat ist, heißt das noch lange nicht, dass er sich alles erlauben darf! Das wäre ja noch schöner! Dass diese Tessa im Gästezimmer schläft, glaubt sie ihm sowieso nicht. Die übernachtet garantiert in seinem Schlafzimmer. Und zwar in seinem Bett. Wetten?
Es kostet Carlotta einige Mühe, sich zu beruhigen. Katies Mail kommt da gerade recht.
Hi, Karottchen-Carlottchen!
Hast Du den knuddeligen Knutscher inzwischen geknipst?
Ich will ein Foto, und zwar pronto! Von Deinem Kleid natürlich auch! Wenn ich schon nicht zu Eurem Ball eingeladen werde … *schwermütigseufz*
Bist Du jetzt eigentlich offiziell mit Niko zusammen?
Woher weiß man überhaupt, wann man mit einem Jungen zusammen ist?
Ist so ein Kuss das Startsignal, oder wie?
Klärst Du mich bitte auf?
Immerhin hast Du einen Kuss Vorsprung und bist daher eindeutig erfahrener als ich.
Deine ungeküsste *nochmalseufz*
allerbeste Freundin
Katie
Carlotta kaut auf ihrer Unterlippe. Woher man weiß, dass man mit einem Jungen zusammen ist? Gute Frage …
„Woher soll ich das wissen?“, murmelt sie.
In der Grundschule gingen ab und zu Zettelchen in der Klasse rum – Willst du mit mir gehen? Ja, nein, vielleicht. Bitte ankreuzen! –, aber diese Zeiten sind ja wohl vorbei. Aber woher weiß man es dann? Fühlt man es, wenn es so weit ist? Ist man einfach irgendwann zusammen, ohne großartig darüber zu reden? In ihrer Klasse hat noch niemand einen festen Freund oder eine Freundin, soweit sie weiß. In den oberen Jahrgängen dagegen schon. Vielleicht wird es unkomplizierter, je älter man ist?
Niko ist ihr seit Freitag, als sie sich am Bieneburger Bahnhof voneinander verabschiedet haben, noch nicht wieder über den Weg gelaufen. Einmal hat sie ihn ganz kurz im Gang vor dem Sekretariat gesehen, aber er sie nicht. Zu blöd, dass sie nicht in einer Klasse sind! Obwohl – das wäre auch nicht so prickelnd. Dann würde sie ihn garantiert die ganze Zeit anstarren und nichts mehr vom Unterricht mitbekommen. Die Foto-AG und der Tanzkurs reichen schon aus, um sie aus der Fassung zu bringen. Noch mehr Niko wäre womöglich zu viel für die Schmetterlinge in ihrem Magen, die schon jedes Mal nervös mit den Flügeln schlagen, wenn er nur in der Nähe ist.
Pling!, macht es. Eine freundliche Frauenstimme meldet, dass sie eine neue E-Mail erhalten hat. Die Antwortmail von Paps. Das ging ja schnell! Carlotta verschiebt Katies Nachricht in den Katie-Ordner.
Liebe Carlotta,
entschuldige, ich hätte vorher nachdenken müssen. Selbstverständlich schläft Lilly nicht in Deinem Zimmer, wenn Du das nicht möchtest. Ich stelle einfach eine Liege ins Gästezimmer.
Kannst Du Deinem Vater verzeihen?
Aufrichtig zerknirscht,
Paps
PS: Ich schicke Dir gerne Deinen Zimmerschlüssel per Express und Einschreiben, aber ich verspreche Dir, dass auch so niemand ohne
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