Carlotta, Band 4: Carlotta - Internat und Prinzenball (German Edition)
sie versucht ihn als Tanzpartner zu ergattern, aber Vicky war schneller als sie und hat ihn ihr direkt vor der Nase weggeschnappt.
Sofie ist untröstlich. Obwohl sie sich die allergrößte Mühe gibt, behandelt Julian sie nach wie vor wie Luft. Allerdings ist sie keine Ausnahme. Auch die anderen Mädchen scheinen ihn nicht besonders zu interessieren.
„Vielleicht hat er eine Freundin in England“, vermutet Carlotta.
„Oder er steht nicht auf Mädchen?“ Manu grinst.
Carlotta prustet. „Glaubst du?“
„Keine Ahnung“, meint Manu mit einem Schulterzucken. „Hättest du damit ein Problem?“
„Nö, überhaupt nicht“, antwortet Carlotta. „Aber Sofie bestimmt. Sie gibt sich solche Mühe!“
„Seit Julian im Internat ist, noch mehr als vorher“, bestätigt Manu.
Carlotta nickt. Sofie ist schon vor Julians Auftauchen modebewusst und bis in die Haarspitzen gestylt gewesen, aber in letzter Zeit hat sie ihren Einsatz fast bis zur Perfektion gesteigert. Sie nimmt sogar in Kauf, morgens eine Viertelstunde früher aufzustehen, um sich vor dem Frühstück aufzubrezeln. Und sie hat sich freiwillig für das Ballkomitee gemeldet. Nur weil Julian ebenfalls in dem Festausschuss ist, der sich um die Organisation, die Dekoration, die Menüfolge, die Ehrengäste und die Musik kümmert. Nichts überlässt sie dem Zufall – und doch ignoriert Julian sie hartnäckig. Vielleicht liegt Manu mit ihrem Verdacht gar nicht so verkehrt, dass Julian mehr auf Jungs steht? Auf Carlottas Gesicht breitet sich ein Grinsen aus, das allerdings schlagartig in sich zusammenfällt, als Niko in ihr Blickfeld rückt. Niko und diese … Jasmin!
Zum Glück fordert Frau Berger in diesem Moment die Aufmerksamkeit ihrer Schüler.
„Wie ihr wisst, wird unser Ball mit einer festlichen Polonaise eröffnet“, sagt sie. „Herr Räpple und ich haben vor ein paar Tagen die Paare zusammengestellt. Ich lese die Liste gleich vor. Wir werden die Polonaise in den nächsten Stunden mit euch einstudieren.“
Die Polonaise – auch das noch! Carlotta hört nur mit halbem Ohr hin, als Frau Berger die Namen vorliest.
Sofie und Brendan sollen ein Paar bilden, so viel bekommt sie mit und atmet insgeheim erleichtert auf. Soll Brendan doch mit Sofie Polonaise tanzen, bis er grün wird! Nach ihrem Streit heute ist ihr das vollkommen egal. Sofie wird ihm bestimmt nicht fünfmal hintereinander auf die Füße treten.
Sofie macht allerdings ein ziemlich unglückliches Gesicht, als ihr Name fällt. Es wird also wieder nichts mit ihrem Traumprinzen Julian. Carlotta wirft ihr einen aufmunternden Blick zu.
„Manuela und Julian.“ Frau Berger rückt ihre Brille zurecht.
In der Gymnastikhalle ist es schlagartig still. Die Barbies schnappen gleichzeitig nach Luft. Carlotta, Manu und Sofie starren sich an.
„Was?“, entfährt es Manu. „Niemals!“
Julians Miene ist undurchdringlich wie immer. Nichts an ihm lässt Rückschlüsse zu, ob er mit Manu als Partnerin einverstanden ist oder nicht.
Frau Berger mustert Manu über den Brillenrand hinweg.
„Hast du eine Frage?“
„Ja, allerdings.“ Manu nickt. „Kann ich einen anderen haben? Oder alleine polonäsieren? Ich meine, eigentlich hab ich überhaupt keinen Bock auf das Theater. Ich hab noch nicht mal ein Kleid! Wahrscheinlich werde ich sowieso vorher noch krank. Mir ist jetzt schon schlecht. Echt, Frau Berger, das funktioniert nicht! Lieber würde ich –“
Die Lehrerin bringt sie mit einem einzigen Blick zum Schweigen. „Ich bin sicher, dass ihr wunderbar miteinander harmonieren werdet“, ist der einzige Kommentar zu Manus Einwänden, bevor sie mit dem Abhaken ihre Liste fortfährt.
„Vielleicht könnt ihr kurz vorher heimlich tauschen“, flüstert Carlotta ihren Freundinnen zu, die mit frustrierten Gesichtern neben ihr stehen. Sie selbst ist sich inzwischen ziemlich sicher, dass Frau Berger sie vergessen haben muss. Doch plötzlich fällt ihr Name.
„Carlotta und Nikolas“, zwitschert Frau Berger. Sie beendet ihren Vortrag, indem sie ihre Brille abnimmt und sie an einer Goldkette vor ihrer Brust baumeln lässt. „Ihr seid das letzte Paar. Noch Fragen?“
„Upps!“ Carlotta schlägt sich die Hand vor den Mund. Sie und Niko? Ist das Zufall? Schicksal? Kismet? Karma? Höhere Gewalt?
Egal was es ist, denkt sie und bekommt das Grinsen nicht mehr aus ihrem Gesicht. Es ist auf jeden Fall ziemlich cool!
„Na super, du Glückspilz!“, meckert Manu. „Wieso hab ich Pech und du
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