Carlotta, Band 4: Carlotta - Internat und Prinzenball (German Edition)
Carlotta.
Zu ihrer Überraschung klappt Manu plötzlich den Laptopdeckel zu und springt auf.
„Ich geh raus“, sagt sie. „Frische Luft schnappen.“
Carlotta wartet, bis sie in ihre Reitstiefel geschlüpft ist. Kurz bevor Manu aus dem Zimmer gehen will, fragt sie: „Kann ich deinen Laptop so lange haben?“
„Von mir aus“, knurrt Manu.
„Cool, danke!“, ruft Carlotta, aber Manu ist schon draußen.
Als Sofie ihre Ohrstöpsel herauszieht und ankündigt für eine Stunde oder zwei ins Klavierzimmer gehen zu wollen, hat Carlotta das Zimmer plötzlich für sich allein.
„Was für ein Luxus!“, jubelt sie und wirft sich eine Handvoll Gummibärchen in den Mund, bevor sie Manus flachen Computer auf ihren Schreibtisch stellt und ihn aus dem Stand-by-Modus zum Leben erweckt.
Katie hat versprochen bei ihr zu Hause vorbeizugehen, um diese Lillyfee und ihre Srattje-Mutter mal unauffällig unter die Lupe zu nehmen und ihr anschließend Bericht zu erstatten. Vielleicht hat sie sich schon mit den Ergebnissen ihrer Observation gemeldet.
Eine Viertelstunde später ist die Gummibärchenschale auf ihrem Schreibtisch leer gefuttert. Carlotta und Katie haben sich bei Skype eingeloggt und schicken Messages hin und her.
Lotta13: Wie sieht diese Lilly denn nun aus?
CoolKat: Total normal. Braune Haare, normale Figur, normale Klamotten. Voll der Durchschnitt.
Lotta13: Und die Mutter?
CoolKat: Ziemlich hübsch.
Lotta13: Hübsch??
CoolKat: Yep.
Lotta13: Glaubst du, es ist was Ernstes?
CoolKat: Kann ich hellsehen? Frag Deinen Dad! Kommt er nicht zu Eurem Ball?
Lotta13: Doch, klar. Aber ich stell mir dauernd vor, dass er die vielleicht mitbringt!
CoolKat: Nee, glaub ich nicht. Aber selbst wenn: Sei tolerant und großzügig!
Lotta13: Danke. Super Tipp!
CoolKat: Bitte, gerne.
Lotta13: Grwmbl!
CoolKat: Muss Schluss machen, meine Mom hat gerufen.
Lotta13: Okay. Bis dann.
CoolKat: Ciao.
Carlotta verschränkt die Hände im Nacken und streckt sich. Das Ergebnis von Katies Beobachtungen ist nicht gerade befriedigend. Was soll sie sich unter einem normalen Durchschnittsmädchen und seiner hübschen Mutter vorstellen? Wie die beiden aussehen, hat schließlich überhaupt nichts damit zu tun, wie ernst die Lage wirklich ist! Wenigstens sind sie nicht gleich mit einem Möbelwagen angerückt. Das ist aber auch schon der einzige Hoffnungsschimmer am Horizont.
„So komm ich echt nicht weiter“, murmelt sie. „Vielleicht krieg ich etwas mehr aus Paps heraus, wenn er zum Herbstball aufkreuzt.“
Als die Zimmertür aufgerissen wird, zuckt Carlotta zusammen. Manu und Sofie poltern gleichzeitig herein. Manu windet sich ächzend aus ihren Reitstiefeln und kickt sie in eine Ecke.
„Ich hab dir gleich gesagt, dass der ’ne Doppelnull ist!“, sagt sie zu Sofie. „Von wegen Lord … Der Typ ist genauso wenig adlig wie ich!“
Sofie legt wortlos einen Stapel Notenblätter auf ihren Schreibtisch und setzt sich anschließend auf ihr Bett.
„Was ist los?“, fragt Carlotta, während sie eine neue Gummibärchentüte aus ihrer Schreibtischschublade nimmt. Sie reißt die Tüte auf und schüttet den Inhalt in das Schälchen.
„Wir haben gerade die Barbies getroffen“, erzählt Manu. „Sie haben ein bisschen recherchiert und herausgefunden, dass unser guter Julian nur im Internat ist, weil seine tote Großtante das in ihrem Testament so verfügt hat. Sie hat wohl eine Art Treuhandfonds für ihn eingerichtet, damit er eine erstklassige Erziehung und Ausbildung bekommt. Ein Cousin von ihm war auch mal in Prinzensee. Ist zwar schon ein paar Jahre her, aber das Archiv der Jahrbücher vergisst keinen Schüler.“
„Ja, und? Das sagt aber doch nichts über seine Herkunft aus, oder?“, wendet Carlotta ein.
„Nee“, gibt Manu zu. „Aber die gute Vicky hat einen entfernten Verwandten in England, genauer gesagt in Wales. Den hat sie gebeten, mal ein bisschen über die Familie Brentley aus der Nähe von Cardiff nachzuforschen. Julians Vater ist – halt dich fest! – Chauffeur!“
Sofie stöhnt auf.
Manu prustet los.
„Chauffeur?“, echot Carlotta.
„Unglaublich, oder?“ Manu kichert. „Die Brentleys betreiben seit mehreren Generationen eine Autowerkstatt. Nebenbei chauffiert Julians Vater reiche Lords und Ladys durch die Gegend. Vielleicht hat sich unser kleiner Hochstapler von der adligen Kundschaft ein bisschen inspirieren lassen.“
„Trotzdem muss seine Großtante ziemlich reich gewesen sein, wenn sie ihm so viel
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