Carlotta, Band 4: Carlotta - Internat und Prinzenball (German Edition)
nicht?“
Carlotta zuckt die Schultern und hört nicht auf zu grinsen. Ist der kleine Woody vielleicht ein Glücksbringer?
„Keine Ahnung“, sagt sie ehrlich. „Ich kann doch nichts dafür!“
Über die Köpfe seiner Freunde hinweg wirft Niko ihr ein Lächeln zu. Er sieht aus, als wäre er genauso zufrieden wie sie.
Sofie seufzt. „Ich werde das Kleid zurückschicken und mir ein Testat besorgen. Wenn ich nicht mit Julian tanzen kann, will ich überhaupt nicht tanzen. Nie mehr!“
Carlotta weist sie vorsichtig darauf hin, dass es Attest und nicht Testat heißt, aber Sofie hört ihr gar nicht zu, sondern hadert stattdessen ausgiebig mit dem Schicksal, das es so schlecht mit ihr meint.
„Von mir aus kannst du diesen Julian geschenkt haben“, mault Manu. „Ich mach sogar noch ein Schleifchen drum, wenn du willst!“
Sofie schüttelt entrüstet den Kopf.
Carlotta wendet sich lächelnd ab. Sie hat das Gefühl, auf Wolke sieben zu schweben. Zuerst das perfekte Kleid, jetzt der perfekte Tanzpartner. Das wird garantiert der schönste Abend ihres Lebens!
Am Wochenende ist Carlottas gute Stimmung verflogen. Sich ein kleines Zimmer mit zwei Mitbewohnerinnen teilen zu müssen ist manchmal schon anstrengend genug. Es sich mit zwei extrem gereizten Mitbewohnerinnen teilen zu müssen ist die Hölle. Wenn man sich wenigstens aus dem Weg gehen könnte! Aber das ist im Internat nahezu unmöglich.
Sie verspürt keine Lust, das gemeinsame Zimmer zu räumen, nur weil Manu und Sofie ihre Launen pflegen. Schließlich sind sie nicht die Einzigen, die Frust haben. Was soll sie denn sagen? An diesem Wochenende hat ihr Vater Besuch von den Holländerinnen. Wer weiß, was die alles anstellen! Vielleicht rollen die gleich mit einem Möbelwagen an und ziehen ein?
Carlotta malt sich in den finstersten Farben aus, wie Tessa und Lilly ihr Zuhause in Besitz nehmen. Nicht nur ihr Zuhause, sondern ihren Vater gleich dazu. Wahrscheinlich läuft er demnächst nur noch in Holzschuhen herum und ernährt sich von holländischem Käse. Und sie sitzt hier in der Pampa und kann nichts dagegen unternehmen!
Wie kann es angehen, dass anscheinend jeder in meiner Familie jemand Neues hat?, zerbricht sie sich den Kopf. Mama das Nilpferd und die Zwillinge. Papa diese Trulla mit ihrer Tochter. Nur ich steh komplett allein dazwischen. Als würde ich nicht mehr dazugehören. Überflüssig wie ein Vogeljunges, das von seiner Familie aus dem Nest geschubst wird und allein zurechtkommen muss. Das ist so unfair! Reicht es denn nicht, dass sie mich ins Internat abgeschoben haben? Anscheinend nicht …
„Sollen Manu und Sofie woanders hingehen und Frust schieben“, brummt sie schlecht gelaunt. „Ich bleib hier!“
Sie setzt sich an ihren Schreibtisch, um Aufnahmen für die Foto-AG zu sortieren. Herr Frankenberg plant ein Archiv mit Naturfotografien seiner Schüler anzulegen. Auf einer Exkursion hat Carlotta eine Bilderserie von Wolkenformationen geschossen, die perfekt passen würde. Sie muss die Aufnahmen nur noch ein wenig nachbearbeiten und in das passende Format bringen. Wenn Manu ihren Laptop rausrücken würde, wäre das Ganze in null Komma nichts erledigt, nur leider ist die seit Stunden damit beschäftigt, ihr dämliches Pferdespiel zu spielen, und es sieht nicht so aus, als wäre sie demnächst damit fertig. Natürlich könnte Carlotta stattdessen in die Bibliothek gehen oder sich den Schlüssel für das Fotolabor geben lassen, aber dazu kann sie sich nicht aufraffen.
Sofie sitzt am Fenster und starrt abwesend hinaus. Sie hat die Stöpsel ihres iPod in den Ohren und lauscht einem Klavierstück, das in seiner Dramatik perfekt zu ihrer düsteren Stimmung passt – so viel kann Carlotta dank der voll aufgedrehten Lautstärke hören.
Sie vergräbt den Kopf in beiden Händen und seufzt. Seit Frau Berger die Paarungen für die Polonaise bekannt gegeben hat, ist mit Sofie und Manu echt nichts mehr anzufangen. Als ob sie etwas dafür kann, dass außer ihr keiner seinen Traumpartner bekommen hat!
Sofie ist stocksauer auf Manu, weil die Julian als Partner bekommen hat.
Manu ist sauer auf alles und jeden, weil sie keine Lust hat, mit Julian zu tanzen.
Und beide sind sauer auf Carlotta, weil die mit Niko tanzen darf, ihrem Wunschpartner.
Geht’s eigentlich noch verdrehter? So schlimm, wie Manu und Sofie tun, ist es nun wirklich nicht, für ein paar Minuten die Hand eines Jungen zu halten, in den man zufällig nicht verknallt ist, findet
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