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Carlotta, Band 4: Carlotta - Internat und Prinzenball (German Edition)

Carlotta, Band 4: Carlotta - Internat und Prinzenball (German Edition)

Titel: Carlotta, Band 4: Carlotta - Internat und Prinzenball (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Hoßfeld
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anderen fühlen sich betrogen; die dritte Partei betrachtet es als kleine Abwechslung in ihrem langweiligen Schulalltag.
    Ob es auch schon bis zu Julian vorgedrungen ist, dass er aufgeflogen ist, weiß niemand genau. Der Engländer gibt sich unverändert selbstbewusst, freundlich und souverän. Carlotta kann nicht anders, als ihn dafür zu bewundern. Eigentlich ist es ihr vollkommen egal, wer oder was er ist beziehungsweise nicht ist. Aber sie muss zugeben, dass sie die Entwicklung trotzdem ziemlich spannend findet. Sofie hat sich der Fraktion der Enttäuschten angeschlossen, an deren Spitze die gekränkten Barbies stehen. Nur Manu hält sich aus allem heraus und findet das ganze Thema lächerlich.
    „Es ist mir vollkommen schnurz, ob er ein Lord, ein Prinz oder ein handzahmes Meerspringfrettchen ist“, meint sie, als die drei sich durch einen heftigen Regenschauer in Richtung Gymnastikhalle kämpfen. „Für mich ist der Fall erledigt. Schließlich hat er niemandem etwas getan. Wozu also die Aufregung?“
    „Hm, stimmt irgendwie.“ Carlotta zurrt ihren Schal fester, der sich in einer Windböe gelöst hat.
    Sofie, die immer noch fassungslos ist, dass sie sich von Julians noblem Auftreten hat blenden lassen, hat Mühe, sich auf den Beinen zu halten und gleichzeitig den Pfützen auszuweichen. „Mon Dieu, was für ein Gewirbel!“
    „Meinst du den Wirbel um Julian oder den Sturm?“, fragt Carlotta.
    „Beides.“ Sofie hält ihren Schirm mit beiden Händen fest. Trotzdem reißt ihn die nächste Böe fast fort.
    „Ey, Mann! So ein Mistwetter!“, schimpft jemand vor ihnen.
    „Hi, Jonas!“, ruft Carlotta, kurz bevor sie umgerannt wird.
    Jonas hebt den Kopf, als er die Mädchen erkennt. „Ach, ihr seid das! Wollt ihr wieder für den Schnöselball üben? Ich hab davon gehört.“
    Manu zieht eine Augenbraue hoch. „Hast du was dagegen?“
    „Klar. Jede Menge.“ Jonas grinst.
    Carlotta ahnt, dass er es nicht so meint und Manu nur provozieren will. Sie lächelt ihm zu. Jonas antwortet mit einem Augenzwinkern. Während Manu und Sofie weitereilen, bleibt sie einen Moment bei ihm stehen.
    „Lange nicht gesehen“, meint Jonas und schüttelt sich.
    „Liegt eindeutig am Wetter“, antwortet Carlotta.
    „Es soll noch schlimmer werden“, sagt Jonas. „Angeblich kommt ein Jahrhundertsturm auf uns zu.“
    Carlottas Blick fällt auf die hohen Bäume, die ringsherum stehen und bedrohlich ächzen und wanken.
    „Nicht sofort“, beruhigt Jonas sie. „Erst in ein paar Tagen.“
    „Hoffentlich nicht ausgerechnet zu unserem Ball.“ Carlotta wischt sich eine feuchte Haarsträhne aus der Stirn.
    „Wär’s so schlimm, wenn der ins Wasser fiele?“ Jonas mustert sie aufmerksam.
    „Klar. Es wär echt schade um die ganze Arbeit, die wir reingesteckt haben“, antwortet Carlotta. „Nicht nur um das Tanztraining, auch um die Deko, die die Kunst-AG gebaut hat, um die Einladungen, die wir verschickt haben, die Musik, das Essen und alles. Da steckt wirklich viel Mühe drin.“
    „Und das alles nur, damit die schnieken Schnösel Walzer tanzen können.“ Jonas schüttelt den Kopf. „Als ob’s nichts Wichtigeres auf der Welt gäbe.“
    „Zufällig gehöre ich in diesem Fall auch dazu.“ Carlotta runzelt die Stirn. Sie weiß, dass Jonas dem Internat und seinen Bewohnern skeptisch gegenübersteht. Er besucht lieber ein Gymnasium in der Stadt, obwohl er dafür einen längeren Weg in Kauf nehmen muss. „Hast du ein Problem damit?“
    Jonas zögert mit der Antwort. Das Grinsen ist aus seinem Gesicht verschwunden. „Du bist anders als die“, sagt er schließlich. „Das hab ich vom ersten Moment an gewusst.“ Er macht einen kleinen Schritt auf sie zu und streckt die Hand aus, als wolle er ihr Gesicht berühren.
    Carlotta hält unwillkürlich die Luft an, doch kurz bevor Jonas’ Fingerspitzen ihre Wange erreichen, scheint er es sich anders zu überlegen und zieht die Hand zurück.
    „Tschüss, Prinzessin“, sagt er so leise, dass Carlotta ihn kaum hören kann. Dann dreht er sich um und stapft davon.
    Carlotta schluckt. Der Regen rinnt ihr kalt übers Gesicht.
    „Was war das denn?“, murmelt sie und folgt den anderen.
    Kurz vor der Gymnastikhalle kommt ihr noch jemand entgegengelaufen: eine lange, dünne Person, die in einen himmelblauen Jogginganzug gehüllt ist, der in all dem trüben Grau und Grün des Parks fast zu leuchten scheint.
    „Hallo, Herr Dunker“, begrüßt Carlotta ihren Sportlehrer.
    Der Spargel

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