Carlotta, Band 4: Carlotta - Internat und Prinzenball (German Edition)
verlangsamt seine Schritte und joggt auf der Stelle.
„Hallo“, sagt er freundlich und betätigt ein paar Knöpfe an seiner wasserdichten Multifunktionssportuhr.
„Sie haben sich aber kein schönes Wetter zum Joggen ausgesucht.“ Carlotta schnieft.
„Stimmt!“, bestätigt Herr Dunker fröhlich. „Aber da kann man nichts machen.“ Er winkt Carlotta zu und trabt weiter.
Carlotta grinst, als sie die Tür zur Gymnastikhalle aufstößt und endlich ins Trockene kommt. Sofie und Manu warten im Vorraum auf sie.
„Habt ihr den Spargel gesehen? Hoffentlich weht er nicht weg.“
„Ach, der joggt bei jedem Wetter“, winkt Manu ab. „Der kann das ab!“
Eine halbe Stunde später sind Carlottas Haare getrocknet, aber sie würde einiges darum geben, mit dem Spargel um den See zu joggen, anstatt in einer Endlosschleife die Polonaise wiederholen zu müssen.
Herr Räpple ringt die Hände.
„Achtet bitte auf euren Einsatz!“, fleht er Manu und Julian an. „Von euch hängt alles ab!“
Manu und Julian grinsen.
Carlotta fragt sich, ob sie die Polonaise möglicherweise mit Absicht sabotieren. Es sieht fast so aus.
Als hätte Niko ihre Gedanken gelesen, flüstert er ihr zu: „Die Spontis sprengen den Ball!“
Carlotta kann nicht anders und kichert los.
Herr Räpple, Fabienne und Frau Berger wechseln einen entnervten Blick, was alles nur noch schlimmer macht. Carlotta hält sich schnell die Hand vor den Mund. Neben ihr fängt Niko leise an zu lachen.
„Hör auf!“, jammert Carlotta. „Ich krieg gleich Schluckauf!“
Nikos Antwort ist ein Prusten.
Die ganze Tanzstunde ist eine einzige Katastrophe! Zuerst klemmte etwas am CD-Wechsler, dann gab es wegen des Sturms Stromschwankungen und jetzt stellen Manu und Julian sich an, als hätten sie zusammen vier linke Füße und ein halbes Gehirn. Wie soll man da ernst bleiben?
Carlotta krallt ihre Finger in Nikos Ärmel, aber der lacht einfach weiter. Dabei hat Robert mehrfach betont, dass die Polonaise eine ernst zu nehmende Angelegenheit wäre. Allerdings würde sie mit dem Paar stehen und fallen, das die Polonaise eröffnet – und das ist in diesem Fall ein Duo, dem es eindeutig an dem nötigen Respekt gegenüber dieser Aufgabe mangelt.
Kein Wunder, dass Herr Räpple kurz vorm Ausflippen ist, denkt Carlotta und beißt sich auf die Unterlippe.
Warum ausgerechnet Manu und Julian den Ball eröffnen sollen, ist ihr ein absolutes Rätsel. Soll der Tanzlehrer doch ein anderes Paar auswählen. Eins, das es ernster meint. Sofie und Brendan zum Beispiel.
Carlotta wirft einen Blick über die Schulter und stellt fest, wie gut die beiden zueinanderpassen. Beide sind groß, schlank und unglaublich attraktiv. Und sie scheinen sich blendend miteinander zu verstehen. Bahnt sich da vielleicht etwas an? Carlotta lächelt.
Irgendwann schaffen es Manu und Julian schließlich, die Polonaise einigermaßen gesittet in die Halle zu führen, sich vor einem imaginären Publikum zu verneigen und zu den ersten Klängen einer Walzermelodie den Tanz zu eröffnen.
Herr Räpple wischt sich erleichtert den Schweiß von der Stirn und ruft: „Alles Walzer!“
Mehr oder weniger elegant fangen alle Paare an sich im Kreis zu drehen. Carlotta fühlt sich sicher. Niko ist ein toller Tänzer. Sie tritt ihm nur ein einziges Mal auf die Füße. Er quittiert es mit einem leichten Grinsen.
Carlotta hätte überhaupt nichts dagegen stundenlang mit ihm weiterzutanzen, doch nach einer Polka und einer Quadrille ist die Tanzstunde zu Ende.
Niko verbeugt sich und bedankt sich bei ihr. Carlotta nickt ihm mit gesenktem Kopf huldvoll zu, wie sie es gelernt hat.
Wie er wohl im Anzug aussieht?, schießt es ihr durch den Kopf. Und wie es wohl ist, im Ballkeid zu tanzen? Ob wir das vorher üben?
„Wir treffen uns am Donnerstagnachmittag vor dem Ball zu einer Generalprobe im Festsaal!“, ruft Frau Berger. „Zieht bitte die Schuhe an, die ihr auch beim Ball tragen werdet, um sie einzutanzen.“
Schuhe eintanzen? Carlotta zieht die Nase kraus. Und was ist mit dem Kleid? Muss das nicht eingetanzt werden?
„Wer möchte, darf komplette Ballkleidung tragen.“ Mit einem Klatschen beendet Robert den Unterricht.
Also doch, denkt Carlotta.
Niko und sie bleiben unschlüssig stehen.
„Wollen wir zusammen zurückgehen?“ Niko schiebt beide Hände in die Taschen seiner Cargohose.
„Warum nicht?“, nickt Carlotta. Manu und Sofie sind in dem Gedränge verschwunden. Die werden schon merken, dass sie
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